Für KTM wurde das zweite Misano-Rennwochenende 2024 zum Debakel, auch Aprilia enttäuschte mit deutlichem Rückstand auf Dominator Ducati einmal mehr. Stattdessen zeigte Fabio Quartararo groß auf und hätte im Emilia-Romagna-GP mit Platz fünf beinahe sein bestes Saisonresultat gefeiert, hätte sich das Yamaha-Team nicht einen folgenschweren Patzer erlaubt. Doch nicht nur bei den Blauen, auch beim kriselnden japanischen Rivalen aus Asaka ging es am vergangenen Wochenende endlich bergauf.

Schon am Samstag durfte sich das Repsol-Honda-Team mit den Startplätzen 15 für Luca Marini und 16 für Teamkollege Joan Mir über das bislang beste Qualifying-Resultat der laufenden MotoGP-Saison erfreuen. Und auch wenn es wenige Stunden später im Sprint nichts Zählbares zu bejubeln gab, brachte immerhin der Grand Prix am Sonntag weiteren Grund zur Freude. Denn dort erzielten Mir und Marini mit den Plätzen 11 und 12 erneut das bislang beste Saisonergebnis 2024. Mir stellte mit P11 den bisherigen Bestwert von Takaaki Nakagami aus dem Aragon-GP ein, Marini schrieb mit P12 überhaupt erst zum zweiten Mal in seiner Honda-Karriere Punkte an.

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Luca Marini lobt Honda: Endlich gutes Paket zusammengestellt!

"Ich bin sehr glücklich, wirklich zufrieden. Das war das erste Rennen [als Honda-Fahrer, Anm.], das ich wirklich genossen habe", strahlte Marini deshalb am Sonntagabend in seiner Medienrunde. Der ehemalige VR46-Pilot lobte: "Es ist uns gelungen, ein gutes Paket aus all den Updates zusammenzustellen, die wir jetzt am Motorrad haben. Unsere Ingenieure haben gute Arbeit geleistet, die sich nun auch in den Resultaten zeigt. Das ist großartig."

Tatsächlich fehlten Mir und Marini am Sonntag 'nur' 33,062 bzw. 35,411 Sekunden auf Rennsieger Enea Bastianini. Kein neuer Bestwert, aber das Duo hatte zuvor auch schon häufiger einmal mehr als 40 Sekunden verloren. Im San Marino GP vor zwei Wochen hatte Johann Zarco als beste Honda sogar 62,637 Sekunden verloren, im Schnitt also mehr als zwei Sekunden pro Runde. Ein Vergleichswert des Repsol-Honda-Teams fehlt, da beide Piloten mit einer Magen-Darm-Grippe ausgefallen waren. Dennoch darf auch mit Blick auf die Positionen von einem Fortschritt gesprochen werden. Den bestätigten auch Mir, Zarco und Nakagami am Sonntag per Kopfnicken in ihren jeweiligen Medienrunden.

Doch woher kommt dieser plötzliche Aufwind, war die Stimmung im Honda-Lager nach dem Misano-Test vor 15 Tagen doch noch ziemlich bescheiden. Womöglich haben Mir und Co. zu voreilig geurteilt. "Ich glaube nicht, dass es einen Hauptgrund gibt. Am wichtigsten war aber sicherlich die neue Verkleidung, die sehr gut funktioniert", sagt Marini nun und ergänzt: "Es gibt aber auch noch ein paar andere, kleinere Sachen, die uns ein besseres Gefühl verschafft haben, die Schwinge zum Beispiel. Das neue Paket ist insgesamt einfach zwei bis fünf Zehntel schneller geworden."

Luca Marini hatte nach dem Emilia-Romagna-GP Grund zur Freude, Foto: LAT Images
Luca Marini hatte nach dem Emilia-Romagna-GP Grund zur Freude, Foto: LAT Images

Eine Honda-Schwäche bleibt: Die ersten Runden im MotoGP-Rennen

Die Honda Racing Corporation scheint also endlich mal wieder eine funktionierende Basis gefunden zu haben, auf der nun aufgebaut werden kann. "Wir haben jetzt noch ein größeres Problem zu lösen", meint Marini und verrät: "Unser Hinterreifen kommt in den ersten drei Runden einfach nicht auf Betriebstemperatur. Selbst wenn ich ein gutes Qualifying habe und - wie jetzt - von Platz 15 starte, kann ich mich nicht verteidigen, ich kann nicht attackieren. Unser Reifen ist einfach noch nicht bereit. Es ist sehr leicht, ihn durchdrehen zu lassen, speziell in Schräglage passiert das sehr häufig. Verglichen mit KTM und Ducati, die dort meiner Ansicht nach am besten sind, verlieren wir viel Zeit. Wir können da nicht mithalten. Es ist unmöglich, sie in den ersten Runden anzugreifen."

Genau mit diesen beiden Herstellern hatte sich der Schützling von Valentino Rossi im Emilia-Romagna-GP messen können. Jack Miller (19.) und Alex Marquez (21.) starteten nach schwachen Qualifyings etwa aus der letzten Startreihe, hatten Marini zum Ende der ersten Runde aber schon längst wieder überholt. Dieser hatte, von seinen HRC-Kollegen abgesehen, nach dem ersten Umlauf einzig Raul Fernandez noch hinter sich. Teamkollege Mir war in der Startphase sogar bis auf den letzten Platz zurückgefallen. Von den guten Platzierungen aus dem Qualifying war also schon nach 4,226 Kilometern nichts mehr zu sehen.

Nach der erste Runde lagen die HRC-Piloten wieder am Ende des Feldes, Foto: LAT Images
Nach der erste Runde lagen die HRC-Piloten wieder am Ende des Feldes, Foto: LAT Images

Eine eindeutige Schwäche lässt sich hier folglich nicht von der Hand weisen. "Wir untersuchen das jetzt und versuchen, eine Lösung zu finden. Denn es macht keinen Sinn, nach einem guten Qualifying direkt wieder alle gewonnenen Positionen beim Start zu verlieren", kommentiert Marini. Das Erfreuliche: Hat die Honda ihren Hinterreifen einmal auf Betriebstemperatur gebracht, scheint der Grip inzwischen nicht mehr so schlecht wie früher. Mit Raul Fernandez, Fabio Di Giannantonio, Miller und Augusto Fernandez konnten Marini und Mir gleich vier Piloten anderer Hersteller aus eigener Kraft nochmal einholen, überholen und sogar von sich distanzieren.

Was glaubt ihr: Hält dieser Honda-Trend auch während der bevorstehenden Asien-Tournee an? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!