"Wenn uns ein perfektes Wochenende gelingt, dann können wir gegen die Top-Jungs kämpfen", hatte Marc Marquez am Donnerstag vor dem Aragon Grand Prix angekündigt. Es sollte viel besser kommen: Der Gresini-Pilot dominierte im Motorland das gesamte Wochenende und sicherte sich am Sonntag mit einer bravourösen Vorstellung seinen lange ersehnten ersten MotoGP-Sieg in einem Grand Prix seit dem 24. Oktober 2021 in Misano.
Sagenhafte 1.043 Tage und damit fast drei Jahre waren seither vergangen, in denen sich die MotoGP-Welt stark veränderte. Marquez musste sich einer vierten Oberarm-OP unterziehen, Honda rutschte in eine immer schlimmer werdende Krise. Ende 2023 folgten die vorzeitige Trennung und der Wechsel zum kleinen italienischen Privatteam Gresini Racing, welches dem einstigen MotoGP-Dominator nun neues Leben eingehaucht hat. "Gresini hat mir diese Chance geben und gemeinsam haben wir ein weiteres Ziel erreicht", zollte Marquez am Sonntag auch gleich entsprechenden Tribut.
Marc Marquez kontrolliert im Aragon-GP: Perfektes Wochenende!
"Das war das perfekte Wochenende", kommentierte er und jubelte: "Wir haben alle Sessions angeführt, nur im Warm Up haben wir uns entschieden, in der Box zu bleiben. Im Rennen habe ich mich einmal mehr fantastisch gefühlt, auch wenn es ein verdammt langes Rennen war. In den letzten Runden wurde es schwierig, meine Emotionen zu kontrollieren. Als ich dann über die Ziellinie gefahren bin, sind drei oder vier Kilogramm Ballast von mir abgefallen. Dieser Rucksack war immer schwerer und schwerer geworden. Jetzt diesen Sieg eingefahren zu haben, ist unglaublich."
Wirklich in Zweifel war Marquez' erlösender Triumph am Sonntag nie geraten, führte er doch vom Start weg und setzte er sich durch die Zweikämpfe der ersten Verfolger doch schnell deutlich ab. Leicht gemacht wurde ihm der erste Grand-Prix-Sieg seit 2021 aber bei Leibe nicht. "Es war verdammt schwierig, die Bedingungen auf der Strecke zu verstehen. Jede Runde waren sie anders", beschreibt der Gresini-Pilot. Nächtliche Regenfälle hatten am Sonntagmorgen in Aragon einmal mehr sämtlichen Grip von der Strecke gespült. Erst mit zunehmender Renndauer wurde die Ideallinie wieder sauberer.
Marc Marquez emotional: Weiß MotoGP-Siege mehr zu schätzen
Doch Marquez ließ sich davon nicht aufhalten: "Ich konnte das Rennen gut kontrollieren. Als [Jorge] Martin zur Rennmitte angefangen hat, seinen Rückstand zu reduzieren, konnte ich mit der schnellsten Runde reagieren. So wollte ich bis zum Schluss weitermachen." Jorge Martin lag zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als drei Sekunden zurück, im weiteren Rennverlauf setzte sich Marquez sogar um knapp fünf Sekunden ab. Die Machtverhältnisse waren also klargestellt und Martin auf Einfahrt der wichtigen 20 WM-Punkte für P2 fokussiert.
Marquez wiederum bekam durch den fehlenden Druck von hinten Zeit zum Nachdenken: "In den letzten drei Runden war ich mental schon auf dem Podium und in der Gresini-Box. Dort geht es immer sehr spaßig zu, alle sind gut gelaunt und machen Party. Dann habe ich an all die Menschen gedacht, die ich um mich herum habe. Wenn du in schwierigen Situationen steckst und keine guten Leute um dich herum hast … das macht den Unterschied."
Der MotoGP-Superstar hatte in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder betont, wie sehr ihm sein engsten Umfeld in den Zeiten der Oberarm-OPs und dem sportlichen Misserfolg geholfen habe, fokussiert zu bleiben. Daher gedachte Marquez am Sonntag auch einem besonderen Moment vor drei Jahren: "Das hier fühlt sich sehr ähnlich zum Sachsenring 2021 an. Wenn du viele Verletzungen und schwere Zeiten hattest, weißt du Siege mehr zu schätzen. Ich habe 60-mal gewonnen und diese beiden Siege sind mir zusammen mit meinem ersten am Wichtigsten. Ich habe mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt."
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