"Das kam unerwartet! Wir dachten eigentlich, dass es unmöglich wäre, noch mit den vordersten Jungs zu kämpfen." - Mit diesen Worten brachte MotoGP-Superstar Marc Marquez am Sonntagabend seine Verwunderung über einen überraschenden Sieg im Großen Preis von San Marino zum Ausdruck. In diesen war er nur von Startplatz neun und ohne große Hoffnungen auf ein Spitzenresultat gestartet. So sehr, dass er am Samstag nach seinem Sturz im Qualifying sogar noch von einem verlorenen Wochenende gesprochen hatte. Doch ein kurzer Regenschauer schuf neue Möglichkeiten - und Marquez nutzte sie mit Bravour.
"Nach meinem Fehler im Qualifying waren diese Bedingungen meine einzige Chance", wusste der Gresini-Pilot nach Rennende auch selbst. "In den ersten Runden steckte ich hinter [Brad] Binder fest, während Pecco [Bagnaia] und [Jorge] Martin eine Lücke herausgefahren haben. Als dann der Regen kam, war es an der Zeit, Risiko zu gehen", führt er aus. Und dies gelang Marquez auch eindrucksvoll. Dank mehrerer 'magischer Runden' bugsierte er sich innerhalb von zwei Umläufen von Platz sechs an die Spitze und blickte anschließend nicht mehr zurück. Motorsport-Magazin.com kennt die Details.
Vor dem Regen: Marc Marquez in Misano chancenlos
San-Marino-GP: Runde 6
x | Bagnaia | M. Marquez | Miller | Bastianini | Binder |
---|---|---|---|---|---|
Sektor 1 | 26.071 | 26.432 | 26.487 | 26.145 | 26.314 |
Sektor 2 | 20.857 | 21.211 | 20.800 | 21.017 | 21.202 |
Sektor 3 | 25.031 | 25.314 | 25.423 | 25.164 | 25.314 |
Sektor 4 | 20.681 | 20.784 | 20.859 | 20.834 | 21.804 |
Gesamtzeit | 1:32.640 | 1:33.741 | 1:33.569 | 1:33.160 | 1:33.634 |
Position | 1 | 6 | 7 | 4 | 5 |
Rückstand | - | 5.333 | 5.922 | 4.023 | 5.169 |
Der kurze Regenschauer setzte in Misano zu Beginn von Runde sieben ein. Ein Blick auf die Runde zuvor zeigt, wie schlecht Marquez' Chancen auf ein Spitzenergebnis ohne Wetterwechsel tatsächlich gestanden hätten. Am Ende des sechsten Umlaufs lag der Spanier nämlich nur auf Platz sechs, steckte direkt hinter Brad Binder fest und hatte bereits 5,333 Sekunden auf Leader Francesco Bagnaia verloren, der zu diesem Zeitpunkt knapp 1,1 Sekunden schneller fuhr und vermeintlich alles im Griff hatte.
Doch um 14:12 Uhr Ortszeit kam der kurze, leichte Regenschauer und veränderte den Rennverlauf dramatisch. Bagnaia, der die kritischen Bedingungen jeweils als Erster ertasten musste, nahm Tempo raus. Jorge Martin tat es ihm gleich und ließ sich im Anschluss sogar zu einem schweren Fehler hinreißen: Dem Wechsel auf Regenreifen. Marquez hingegen erkannte seine Chance und zeigte nun all sein Können bei schlechten Gripverhältnissen und wechselhaften Bedingungen. Innerhalb einer Runde reduzierte er seinen Rückstand auf Bagnaia um 3,3 Sekunden auf lediglich 2,026 Sekunden.
San-Marino-GP: Runde 7
x | Bagnaia | M. Marquez | Miller | Bastianini | Binder |
---|---|---|---|---|---|
Sektor 1 | 28.422 | 27.910 | 27.962 | 27.352 | 27.572 |
Sektor 2 | 23.093 | 22.079 | 21.819 | 22.190 | 22.215 |
Sektor 3 | 28.109 | 26.600 | 26.719 | 27.288 | 26.710 |
Sektor 4 | 23.636 | 23.364 | 22.833 | 23.674 | 23.312 |
Gesamtzeit | 1:43.260 | 1:39.953 | 1:39.333 | 1:40.504 | 1:39.809 |
Position | 1 | 5 | 4 | 2 | 3 |
Rückstand | - | 2.026 | 1.955 | 1.267 | 1.718 |
Beeindruckend, aber nicht bemerkenswert. Denn die KTM-Piloten Brad Binder und speziell Jack Miller, die in solchen Verhältnissen ebenfalls aufblühen, waren im siebten Umlauf sogar noch etwas schneller als Marquez und auch Enea Bastianini fuhr nur eine knappe halbe Sekunde langsamer. Das Feld schob sich dadurch hinter Bagnaia, der durch Martins Boxenstopp noch 1,267 Sekunden Vorsprung auf Stallgefährte Bastianini hatte, eng zusammen.
Entscheidende Runde 8: Marc Marquez lässt Hammer fallen
San-Marino-GP: Runde 8
x | Bagnaia | M. Marquez | Miller | Bastianini | Binder |
---|---|---|---|---|---|
Sektor 1 | 29.219 | 28.096 | 28.346 | 28.715 | 28.011 |
Sektor 2 | 22.081 | 21.727 | 21.677 | 22.190 | 21.919 |
Sektor 3 | 26.377 | 25.954 | 26.005 | 26.234 | 26.179 |
Sektor 4 | 22.176 | 21.727 | 22.060 | 21.912 | 22.443 |
Gesamtzeit | 1:39.853 | 1:37.504 | 1:38.088 | 1:39.051 | 1:38.552 |
Position | 2 | 1 | 3 | 5 | 4 |
Rückstand | 0.323 | - | 0.553 | 0.788 | 0.740 |
Genau in dieser kritischen Phase war Marquez dann aber zur Stelle. Da der Regen im achten Umlauf bereits wieder spürbar nachließ, bot sich nur ein kurzes Zeitfenster, um den Führenden Bagnaia nicht nur ein-, sondern auch zu überholen. Der Gresini-Pilot erkannte dies und brannte eine unfassbare Rundenzeit von 1:37.504 Minuten in den Asphalt. Damit war der sechsmalige MotoGP-Weltmeister 0,5 Sekunden schneller als Miller, eine Sekunde schneller als Binder, anderthalb Sekunden schneller als Bastianini und sagenhafte 2,3 Sekunden schneller als Bagnaia - obwohl er alle vier Piloten in diesem Umlauf erst noch überholen musste.
San-Marino-GP: Runde 9
x | Bagnaia | M. Marquez | Miller | Bastianini | Binder |
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Sektor 1 | 26.666 | 26.748 | 26.911 | 27.226 | 27.026 |
Sektor 2 | 21.081 | 21.069 | 20.939 | 21.020 | 21.401 |
Sektor 3 | 25.410 | 25.527 | 25.484 | 25.554 | 25.556 |
Sektor 4 | 21.290 | 21.248 | 21.042 | 21.079 | 21.115 |
Gesamtzeit | 1:34.447 | 1:34.592 | 1:34.376 | 1:34.879 | 1:35.098 |
Position | 2 | 1 | 3 | 4 | 5 |
Rückstand | 0.178 | - | 0.337 | 1.075 | 1.246 |
Speziell das letzte Überholmanöver gegen Bagnaia in der Schlusskurve erwies sich dabei rückblickend als elementar. Denn im neunten Umlauf normalisierten sich die Bedingungen bereits wieder. Im Windschatten von Marquez fand auch Bagnaia plötzlich wieder zur Normalform zurück, konnte sogar anderthalb Zehntel gutmachen. Einen Weg vorbei fand er allerdings ebenso wenig wie Miller, der nochmal eine Zehntel schneller gefahren war. Mit der Rückkehr zu normalen Rennbedingungen in Runde zehn kehrte allerdings auch der Australier zur 'normalen' KTM-Pace zurück und fiel - ebenso wie Binder und Bastianini - immer weiter von Marquez und Bagnaia ab.
Marc Marquez verteidigt Führung bis zum Schluss
Dass sich Marquez auch auf trockener Strecke noch problemlos vor seinem künftigen Ducati-Piloten halten konnte, freute ihn übrigens sogar noch mehr als das geglückte Risiko während des Wetterwechsels. "Der zweite Teil meines Rennens war richtig stark und das ist das Wichtigste für mich", verriet er auf der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz. "Zu führen, ist eine Sache. Einen Vorsprung auf den Weltmeister, der hier immer sehr schnell ist, herauszufahren, ist aber nochmal etwas anderes. Ich hatte eine gute Pace, war im Flow und habe mich richtig gut gefühlt." Die MotoGP-Konkurrenz sollte gewarnt sein …
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