Die MotoGP erlebte im Jahr 2024 die längste Saison ihrer Geschichte. 20 Grands Prix und 20 Sprints - das gab es noch nie, denn im Vorjahr fiel der Sprint auf Phillip Island bekanntlich dem Schlechtwetter zum Opfer. Speziell Ducati gelang mit dem erneuten Gewinn aller drei Weltmeisterschaften eine rekordverdächtige Saison, doch das Jahr 2024 hatte noch viel mehr verrückte Zahlen parat. Motorsport-Magazin.com blickt zum Jahresausklang nochmal zurück.

Francesco Bagnaia und Ducati dominieren den MotoGP-Sonntag

Fünf - So viele verschiedene Grand-Prix-Sieger bekam die MotoGP 2024 zu sehen. Dabei handelt es sich um den geringsten Wert seit 2019 und den geteilt drittschlechtesten Wert überhaupt. Francesco Bagnaia gewann mit elf Grands Prix bekanntlich die meisten, womit er nun auf einer Stufe mit Valentino Rossi (2005 und 2002) steht. Einzig Marc Marquez konnte 2019 (12) und 2014 (13) noch häufiger gewinnen. Mit insgesamt 29. GP-Siegen hat Bagnaia außerdem Andrea Dovizioso von Platz sechs im Ranking der MotoGP-Rekordsieger verdrängt und ist nun erfolgreichster Ducati-Pilot. Im kommenden Jahr könnte er sich auch Dani Pedrosa (31) und Casey Stoner (38) schnappen.

Drei - Honda und Yamaha blieben zum erst dritten Mal in ihrer MotoGP-Geschichte in einer Saison sieglos, letztere warten gemeinsam mit KTM sogar länger als Suzuki auf einen GP-Sieg - und die Japaner fahren seit Ende 2022 ja gar nicht mehr mit! Ducati feierte in Misano derweil als erst dritter Hersteller den 100. Sieg in der MotoGP und Pramac Racing kämpfte sich dank Weltmeister Jorge Martin vor dem Wechsel zu Yamaha mit nun neun GP-Siegen noch an Pons Racing (8) auf Rang zwei der erfolgreichsten Kundenteams nach vorne. Einzig Gresini Racing (22) kann noch mehr Erfolge vorweisen.

Neun - So viele Fahrer fanden sich auf dem Grand-Prix-Podium wieder, der tiefste Wert seit 2019. Mit Pedro Acosta gab es dafür aber auch im 23. Jahr der MotoGP-Ära wieder mindestens einen Debütanten auf dem Rostrum. Zwischen Jerez und Spielberg schafften es derweil zum ersten Mal überhaupt achtmal in Folge nur Ducati-Piloten auf das Podium. Insgesamt stellten die Roten 2024 sogar 14-mal das komplette Podium - in ihrer gesamten MotoGP-Geschichte war das zuvor nur neunmal gelungen. Und in Aragon bestand das GP-Podium zum erst fünften Mal in der Geschichte lediglich aus Fahrern von Kundenteams.

In Aragon bestand das MotoGP-Podium nur aus Privatfahrern, Foto: LAT Images
In Aragon bestand das MotoGP-Podium nur aus Privatfahrern, Foto: LAT Images

Elf - In den Sprints war Ducati dagegen nicht so sehr überlegen, dort stand an den ersten 12 Rennwochenenden immer mindestens eine KTM oder Aprilia unter den Top Drei. Erst ab Misano wendete sich das Blatt: Seither gingen alle 24 Sprint-Podeste an Ducati-Fahrer. In Thailand feierte Borgo Panigale sogar den ersten Achtfachsieg der Geschichte. Insgesamt standen 2024 elf verschiedene Fahrer im Sprint auf dem Podium, darunter mit Enea Bastianini, Acosta, Franco Morbidelli, Miguel Oliveira und Dani Pedrosa fünf Debütanten. Die Siege gingen derweil an sechs Piloten - einzig Aleix Espargaro zählte nicht auch schon zu den GP-Siegern. Mit Luca Marini, Takaaki Nakagami und Alex Rins verpassten übrigens auch drei Piloten die Punkteplätze im Sprint komplett.

Aleix Espargaro: Eine Führungsrunde = ein MotoGP-Sieg

28 - Die meisten Siege in Sprint und Grand Prix vereinen natürlich die WM-Rivalen Francesco Bagnaia und Jorge Martin, die mit 83,6 Prozent auch die große Mehrheit der insgesamt 736 Rennrunden 2024 anführten. Bagnaia kommt hier auf 349 Führungsrunden, Martin auf 266. Das Kuriose: Enea Bastianini genügten 21 Führungsrunden für vier Siege, Aleix Espargaro führte sogar nur eine einzige Runde an und holte sich damit in Barcelona den Sprinterfolg. Acosta (13), Raul Fernandez (2), Brad Binder und Jack Miller (je 1) gingen dagegen trotz Führungsrunde ohne Sieg in die Winterpause.

Sieben - Auch bei den Trainingsbestzeiten am Freitag hatten Martin und Bagnaia 2024 die Nase vorne: Martin holte im FP1 am häufigsten Platz eins (7x), Bagnaia in Training (8x). Im FP2 am Samstag muss sich Bagnaia den Spitzenplatz dagegen mit Marc Marquez teilen, beide holten fünf Bestzeiten. Letzterer hatte dafür im Warm Up am Sonntag mit vier Bestzeiten die Nase vorne. Die einzige Session-Bestzeit eines japanischen Bikes ging derweil an Takaaki Nakagami, der FP1 beim Saisonfinale in Barcelona anführte - wenn die Q1-Bestzeiten von Johann Zarco (2x) und Fabio Quartararo (1x) nicht gewertet werden.

Jorge Martin, Marc Marquez und Francesco Bagnaia dominierten 2024 nicht nur die Rennen, Foto: LAT Images
Jorge Martin, Marc Marquez und Francesco Bagnaia dominierten 2024 nicht nur die Rennen, Foto: LAT Images

Joan Mir: Fast 40 Prozent Ausfallquote in MotoGP-Rennen

15 - So oft verpasste es Joan Mir, im Rennen das Ziel zu erreichen. Bei nur 38 Starts - Sprint und GP beim ersten Misano-Wochenende verpasste er krank - macht das eine verheerende Ausfallquote von 39,5 Prozent. Ihm folgen Augusto Fernandez und Marco Bezzecchi mit elf bzw. zehn DNFs im Jahr 2024. Im Sturzranking findet sich Mir tatsächlich aber nur auf Platz neun wieder, hier haben sich speziell Acosta (28) und Marc Marquez (24) deutlich häufiger auf die Nase gelegt. Das Blöde: Mir stürzte meistens dann, wenn es etwas zu holen gab - im Rennen. Damit erging es ihm wie WM-Verlierer Bagnaia, der sieben seiner neun Abflüge in Sprint oder Grand Prix verzeichnete.

335 - So viele Stürze gab es in der MotoGP 2024 insgesamt, womit der Vorjahreswert von 358 ein gutes Stück unterschritten wurde. Das erfreuliche: Die Stürze endeten deutlich harmloser als 2023, denn in diesem Jahr verzeichnete die Königsklasse 'nur' 29 Ausfälle von Stammfahrern, im Vorjahr noch sagenhafte 49. Insgesamt war das Starterfeld der MotoGP 2024 immerhin achtmal vollzählig, zuletzt beim Aragon-GP. 2023 war das nie der Fall gewesen. Das heißt aber nicht, dass es 2024 weniger bestrafungswürdige Vorfälle gab. Einzig Brad Binder kam ohne Strafe durch die Saison, Fabio Di Giannantonio und Alex Rins wurden sogar siebenmal und damit am häufigsten bestraft. Das Kuriose: Di Giannantonio kassierte gleich viermal eine Strafe wegen Unterschreitung des Mindestreifendrucks und Rins bekam gleich fünf seiner sieben Strafen beim Barcelona-GP aufgebrummt, weil er zweimal abgekürzt und dann die fällige Longlap-Penalty nicht korrekt absolviert hatte.

Sechs - Zum insgesamt sechsten Mal wurde die MotoGP-Weltmeisterschaft erst im allerletzten Grand Prix des Jahres entschieden und nach 2022 und 2023 zum ersten Mal überhaupt drei Jahre in Folge. Sechsmal wechselte 2024 auch die WM-Führung zwischen Martin und Bagnaia hin und her. Damit wurde der bisherige Rekordwert aus der Saison 2008 eingestellt.

Gleich sechsmal wechselten sich Francesco Bagnaia und Jorge Martin an der MotoGP-Spitze ab, Foto: MotoGP Press
Gleich sechsmal wechselten sich Francesco Bagnaia und Jorge Martin an der MotoGP-Spitze ab, Foto: MotoGP Press

Aprilia-Piloten mit historischen MotoGP-Meilensteinen

Vier - So viele Fahrer erzielen zum Abschluss unseres Jahresrückblicks noch einen besonderen Meilenstein. Aleix Espargaro absolvierte im Emilia-Romagna-GP seinen 249. GP-Start in der MotoGP, womit er nun alleiniger Zweiter nach Valentino Rossi (372) ist. Aprilia-Teamkollege Maverick Vinales krönte sich mit seinem Sieg in Austin zum ersten MotoGP-Piloten, der auf drei unterschiedlichen Fabrikaten gewinnen konnte. Enea Bastianini wurde in Silverstone zum zehnten verschiedenen Sieger des Großbritannien-GP in Serie und Dani Pedrosa fuhr in Jerez als erster Wildcard-Pilot auf ein Sprintpodium.

Die MotoGP hat 2024 also so einiges erlebt. Wir sind gespannt, welche Geschichten 2025 für uns bereithält. Die Zukunft wird es zeigen. Bis dahin wünscht euch Motorsport-Magazin.com aber erstmal einen guten Rutsch und ein frohes neues Jahr!

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