Mit 20 Rennwochenenden absolvierte die Motorrad-Weltmeisterschaft in der Saison 2024 erneut ein Rekordjahr. Wie schon 2022 oder 2023 konnte der Sturzrekord aus dem Jahr 2017 dabei allerdings nicht gebrochen werden. Mit 865 Abflügen gab es in der abgelaufenen Saison sogar nochmal fast 150 Crashes weniger als im Vorjahr (1.012). Die sturzreichste Klasse war erneut die MotoGP mit insgesamt 335 Stürzen, womit der Vorjahreswert von 358 Abflügen leicht unterschritten wurde. Die Moto2-Klasse kam 2024 auf 268 Ausrutscher und die Moto3-Piloten hatten sich mit 262 Stürzen am besten im Griff.
Pedro Acosta: Der MotoGP-Sturzkönig 2024
Die ungeliebte Position als Spitzenreiter der Sturz-Piloten in der MotoGP nahm 2024 der einzige Rookie im Feld ein: Tech3-Shootingstar Pedro Acosta. Das 20-jährige Supertalent aus Mazarron sorgte mit 28 Crashes in der abgelaufenen Saison für den Bestwert. Dabei wird Acosta speziell ein Abflug aus seiner Debütsaison in der Königsklasse in besonders bitterer Erinnerung geblieben sein: Jener Sturz, als er im Motegi-Sprint nur wenige Runden vor Schluss führend im Kiesbett landete und damit seinen ersten Sieg in der MotoGP wegwarf.
Auf Platz zwei sortierte sich der letztjährige Spitzenreiter ein: Marc Marquez. Hatte dieser im Vorjahr mit insgesamt 29 Abflügen sogar noch einen persönlichen Rekord aufgestellt, kam er in seiner Debütsaison auf der Gresini-Ducati 'nur' noch auf 24 Stürze. Bruder Alex Marquez komplettiert das unrühmliche Treppchen, er bringt es als Dritter auf 21 Crashes im Jahr 2024.
Knapp an den Top-Drei vorbeigeschossen sind die restlichen drei KTM-Piloten Jack Miller (20), Brad Binder und Augusto Fernandez sowie Aprilia-Routinier Aleix Espargaro (je 19). Weltmeister Jorge Martin sortiert sich mit 15 Stürzen im Mittelfeld ein und bringt es damit auch fast doppelt so viele Crashes wie WM-Rivale Francesco Bagnaia. Dieser zählte mit lediglich neun Crashes erneut zu den sturzärmsten Stammfahrern, leistete sich aber sagenhafte 77,8 Prozent seiner Abflüge zu den denkbar ungünstigsten Zeitpunkten. Gleich sieben seiner neun Stürze passierten in Sprint oder Grand Prix. Der zuverlässigste Stammfahrer war 2024 Luca Marini mit lediglich vier Abflügen.
KTM-Fahrer stürzten auch 2024 am häufigsten
Wer bei den Fahrern genau aufgepasst hat, der dürfte bereits erkannt haben, welcher Konstrukteur sich zum zweiten Mal in Folge den Spitzenplatz der Crash-Statistik bei den Herstellern gesichert hat: KTM. Absolut gesehen führt hier zwar erneut Ducati mit insgesamt 128 Stürzen, allerdings stellt das Werk aus Borgo Panigale mit acht Maschinen auch doppelt so viele Motorräder wie die Konkurrenz von Honda, KTM und Aprilia. Yamaha war 2023 sogar erneut nur mit zwei Motorrädern am Start.
Pro Fahrer kommt somit KTM auf die höchste Sturzquote: Binder, Miller, Acosta und Augusto Fernandez landeten insgesamt 86-mal im Kiesbett, was einem Wert von 21,5 Abflügen pro Fahrer entspricht. Ducati folgt mit 16 Stürzen pro Fahrer auf Platz zwei, Aprilia und Honda teilen sich mit je 10,75 Stürzen pro Fahrer den dritten Platz. Am besten im Griff hatten sich die beiden Yamaha-Piloten Fabio Quartararo und Alex Rins, die es gemeinsam nur auf 19 Stürze und damit einen Schnitt von 9,5 Crashes pro Fahrer brachten. Das Duo zählte übrigens auch im Vorjahr schon zu den sichersten Fahrern der Königsklasse.
Das sind Sturzkönige in Moto2 und Moto3
In der Moto2 produzierte in diesem Jahr Zonta van den Goorbergh den meisten Schrott. Der junge Niederländer stürzte 2024 ganze 18-mal. Hinter ihm folgen Ayumu Sasaki (15 Stürze), Darryn Binder und Jake Dixon (je 13 Stürze). Aron Canet, in den vergangenen Jahren stets Sturzkönig in der Moto2, hatte sich diesmal mit nur neun Abflügen gut im Griff. Dass er in der Weltmeisterschaft dennoch das Nachsehen gegen Ai Ogura hatte, erklärt sich in dessen Konstanz. Der künftige Trackhouse-Pilot landete das ganze Jahr über nur zweimal auf der Nase. Auch Fermin Aldeguer und Somkiat Chantra zählten mit je sieben Stürzen zum verlässlichsten Teil des Feldes.
In der kleinsten Klasse waren die Honda-Piloten David Almansa und Filippo Farioli am häufigsten im Kiesbett vorzufinden: Sie stürzten je 18-mal. Moto3-Rookie Angel Piqueras folgt mit 14 Stürzen auf Platz drei, dann findet sich mit Tatsuki Suzuki (16) der erste KTM-Pilot im Ranking wieder. Er teilt sich Rang vier mit Scott Ogden. Moto3-Weltmeister David Alonso zählte mit 12 Crashes ebenfalls zu den Piloten, die am häufigsten auf der Nase lagen. Er testete aber schon im Training die Limits aus, sorgte nur einmal am Sonntag und konnte deshalb mit 14 GP-Siegen in weiterer Folge einen neuen Rekordwert in der Motorrad-WM aufstellen.
Jerez und Indonesien werden 2024 zu Sturz-Hotspots
Viele Jahre in Folge kamen während des Frankreich-Wochenendes über alle drei Klassen hinweg die meisten Fahrer zu Sturz, so auch im Vorjahr. 2024 geht der Spitzenplatz hingegen an den Spanien-Grand-Prix. Denn in MotoGP, Moto2 und Moto3 kamen in Jerez in der zurückliegenden Saison insgesamt 74 Fahrer zu Fall und damit mehr als an jedem anderen Wochenende. Durchaus kurios, denn der Circuito de Jerez gilt eigentlich nicht als Sturzstrecke. 2024 kam es durch Regenfälle jedoch zu einem besonderen Phänomen. Aufgrund der geografischen Lage blieb der Asphalt an einzelnen Stellen selbst frühsommerlich warmen Bedingungen Stunden später noch nass und brachte so immer wieder Piloten zu Sturz.
Auf Platz zwei landete in diesem Jahr der fast schon traditionell schmutzige und wenig Grip bietende Asphalt in Mandalika. Beim Indonesien-GP stürzten Piloten 2024 insgesamt 67-mal. Der wettermäßig stark beeinträchtigte Grand Prix auf dem Phillip Island Circuit sorgte mit 64 für die drittmeisten Stürze, Le Mans landete mit 57 Stürzen diesmal auf Platz vier. Die wenigsten Stürze gab es 2024 gleich beim Saisonstart in Katar, wo über alle Klassen hinweg nur 29 Piloten zu Fall kamen. Mugello und Aragon (je 29) erwiesen sich ebenfalls als recht 'sichere' Rennstrecken.
diese MotoGP Rennbericht