Seit dieser Woche ist es traurige Gewissheit: Die KTM AG ist in die Insolvenz geschlittert. Auch die Tochterfirmen KTM Components und KTM Forschung und Entwicklung sind betroffen. Insgesamt mehr als 3.600 Angestellte sorgen sich daher aktuell um ihre Jobs. Auf die drei Firmen verteilt haben sich 2,9 Milliarden Euro an Schulden aufgestaut, alleine 1,8 Milliarden davon entfallen auf die KTM AG.

KTM startet Sanierungsverfahren

Innerhalb von 90 Tagen will sich die KTM AG nun in Zusammenarbeit mit den Gläubigern neu aufstellen. Bis Jahresende sollen 500 weitere Jobs abgebaut werden, nachdem im Jahr 2024 bereits mehrere hundert Mitarbeiter gekündigt wurden. Die Produktion wird gedrosselt und somit auch Teile des verbleibenden Mitarbeiterstocks in Kurzarbeit geschickt. Kein Wunder: Wie das österreichische Nachrichtenmagazin 'profil' berichtet, sitzt KTM auf 100.000 unverkauften Motorrädern.

Personalabbau und Kurzarbeit sorgen nicht unbedingt für ein Umfeld, in dem Motorsportaktivitäten leicht zu rechtfertigen sind, auch wenn KTM ohne die Werbefläche Rennsport zweifelsohne nie zu der großen Marke geworden wäre, welche die Firma seit Jahren ist. Kolportierte 70 Millionen Euro soll etwa alleine das Projekt des österreichischen Herstellers in der MotoGP kosten. Auch für die Nachwuchsförderung vom Red Bull Rookies Cup über die Moto3 bis zur Moto2 nahm man in den vergangenen Jahren viel Geld in die Hand.

KTM und der MotoGP-Nachwuchs: Ein teures Engagement

Das wird sich zukünftig ändern. Finanzielle Unterstützung für einzelne Rennställe in den kleineren Klassen wird es nicht mehr geben, Motorsportchef Pit Beirer kündigt im Interview mit der 'Kronen Zeitung' ein "kostendeckendes Kundengeschäft" an und will auch über den Red Bull Rookies Cup sprechen. Dass dort KTM als exklusiver Motorradlieferant quasi den Nachwuchs für alle MotoGP-Hersteller ausbildet, könne nicht sein.

Red Bull Rookies
Im Red Bull Rookies Cup wird seit vielen Jahren exklusiv KTM gefahren, Foto: Gold & Goose/Red Bull Content Pool

Sparmaßnahmen also im Unterbau der MotoGP, doch was wird aus dem Engagement in der Königsklasse selbst? "Das Motorrad für die nächste Saison ist zum Glück fertig und steht abholbereit in der Werkstatt. Der Saisonstart 2025 ist organisiert", beruhigt Motorsportchef Beirer im Hinblick auf die bevorstehende Saison. Auch der Engine-Freeze, also die für 2026 gestoppte Motorenentwicklung, spielt KTM natürlich kostentechnisch in die Karten. "Das hilft uns in der aktuellen Situation ungemein", so Beirer.

MotoGP 2027 bei KTM vorerst auf Eis

Der Engine-Freeze für 2026 kam aber freilich nicht zufällig zustande. 2027 startet die MotoGP in eine neue technische Ära. Ride-Height-Devices werden verboten, die Aerodynamik massiv beschnitten und kleinere Motoren mit 850 anstatt 1.000ccm eingeführt. Die Hersteller müssen also beinahe völlig neue Motorräder bauen, was natürlich teuer ist. "Bis geklärt ist, wie es bei uns weitergeht, liegen diese Pläne momentan auf Eis", gesteht Beirer.

Vertraglich ist KTM - wie auch die Konkurrenz von Ducati, Aprilia, Yamaha und Honda - nur bis Ende 2026 an MotoGP-Promoter Dorna gebunden. Die neuen Verträge ab 2027 werden erst ausgearbeitet. Sollte KTM die Königsklasse tatsächlich verlassen wollen oder müssen, wäre das zum Saisonende 2026 ohne Strafzahlungen aufgrund eines Vertragsbruchs möglich. Dass es soweit kommen wird, hofft in der gesamten MotoGP aktuell aber freilich niemand.