Wer letztes Jahr meinte, Johann Zarco unterschreibe bei Honda eine Art Rentenvertrag als rennfahrender Testfahrer, der hat sich gewaltig im MotoGP-Veteran geirrt. Der LCR-Pilot war 2024 der mit Abstand beste Pilot der Japaner. Dem Werksduo gibt der Franzose damit gewaltige Rätsel auf.
Johann Zarco kryptisch: Habe gelernt, die Honda zu fahren
55 Punkte holte sich der 34-Jährige, fuhr in der zweiten Saisonhälfte neunmal in Serie in die Punkte. Damit fuhr er im Alleingang 20 Punkte mehr als das Werksteam ein, das bis zum Schluss zu kämpfen hatte. Zarco zeigte sich daher zufrieden: "Zu Beginn der Saison war es nicht möglich, mit den anderen Motorrädern zu kämpfen. Jetzt konnte ich das. Nicht mit den Top-Leuten, aber ich kann mit anderen kämpfen. Ich sehe jetzt ihre Stärken und Schwächen. Zuvor sah ich nur die Stärken der anderen, denn ich konnte nicht viel von ihnen sehen. Nach drei Kurven waren sie mir davongefahren."
"Ich fahre das Motorrad besser. Ich habe das gelernt, wie die Honda zu fahren ist. Uns sind einige Verbesserungen gelungen und wir bauen Schritt für Schritt Vertrauen auf der Honda auf. Das ist gut für die Zukunft", hat er Hoffnung auf weitere Fortschritte. Wie ihm das jedoch gelungen ist, ließ er offen. "Ich konnte an meinem Fahrstil arbeiten. Mit dieser Arbeit konnten wir auf der Strecke Antworten finden. Das hat mich motiviert und mir neue Türen geöffnet", vermied er die Details.
Joan Mir konsterniert: Wenn ich das probiere, liege ich am Boden
Und genau das hinterlässt Fragezeichen bei seinen Honda-Kollegen, die zunehmend vom Franzosen abgehängt wurden. "Wir würden das gerne verstehen. Er kann momentan etwas machen, was uns unmöglich ist. Jedes Mal, wenn ich etwas mehr probiere, liege ich auf dem Boden", muss Joan Mir zugeben. Besonders die Vibrationen der Honda machen dem Weltmeister von 2020 zu schaffen. Zarco scheint damit besser zurechtzukommen.
"Wir haben mit unserem Motorrad so viele unerwartete Probleme, dass du auf merkwürdige Art und Weise fahren musst. Vermutlich liegt ihm das aber, vor allem auf frischen Reifen. Für mich gilt das aber überhaupt nicht", ist der Spanier konsterniert. "Wir müssen entweder etwas am Motorrad ändern, oder ich muss mich anpassen. Bis jetzt ist mir das aber nicht gelungen", lautet daher der wenig ermutigende Ist-Zustand.
Marini enthüllt Zarco-Stärke: 50 Meter früher am Gas
Noch tieferen Einblick in das Zarco-Mysterium gab Luca Marini. "Wir müssen mehr Traktion am Heck finden. Wir müssen einen Weg finden, den Hinterreifen besser zum Arbeiten zu bekommen, und ein besseres Einlenkverhalten zu finden, denn Zarco gelingt da etwas Einzigartiges", ging er auf einen speziellen Aspekt ein, der Zarco so stark macht.
Die Überlegenheit gegenüber seinen Markenkollegen ist enorm. "Wenn er das Gas öffnet, dann lenkt das Bike und er kann es 50 Meter früher als ich wieder aufrichten. In den langgezogenen Kurven bekommt er so viel mehr Geschwindigkeit mit mehr Traktion. Ich hingegen muss das Motorrad mit dem Hinterreifen drehen", muss der Italiener gestehen.
Setup keine Erklärung: Zarcos Vorteil bleibt ein Rätsel
Das erklärt, wo die Zeit gutgemacht wird. Nur bleibt das große Problem: Keiner weiß, wie Zarco das macht. "Selbst wenn sich unsere Setups auf dem Papier gleichen, lenkt sein Bike stark um", verzweifelt Marini an der Suche nach einer Erklärung. Besonders für ihn ist es ein schmerzhafter Vergleich, wechselte er doch vom gleichen Hersteller zu Honda. Seine Stärken konnte er aber nicht mitnehmen: "In der Vergangenheit bei Ducati habe ich ihm in jeder Bremszone eine Zehntel abgenommen. Hier mit der Honda ist es eher ein Tausendstel. Aber er hat sein Talent für den Kurvenausgang behalten." Und so gibt Zarco seinen beiden Werkskollegen auch für die Saison 2025 eine Denksportaufgabe mit.
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