Luca Marini erlebte einen harten Beginn seines Abenteuers mit dem gefallenen MotoGP-Giganten Honda. Ein Rennen vor Schluss der Saison 2024 hat er mit gerade einmal 14 Punkten die wenigsten aller Stammpiloten eingefahren. Obwohl er am Ende des Jahres also aller Voraussicht nach die rote Laterne innehaben wird, hat der Italiener große Ambitionen für sich und sein Werk. Nur ein Ziel ist derzeit komplett außer Reichweite.

Gestürzte Ducatis rauschen an Luca Marini vorbei

Nach dem Rennen in Sepang erklärte Marini, dass die Rennpace der Honda besser ist, als es auf der Resultatsliste aussieht. Das Problem ist aber, sie kann nicht genutzt werden: "Unser Reifenmanagement im Rennen ist nicht so schlecht. Es ist einfach nur, dass wir von so weit hinten starten und es uns dann unmöglich ist, zu überholen. Das kommt durch die Flügel, die [Reifen-]Temperaturen und auch den Grip am Heck. Für uns ist das Überholen hart und wir verlieren da hinten viel Zeit."

Marquez und Morbidelli waren nicht lange hinter Marini, Foto: LAT Images
Marquez und Morbidelli waren nicht lange hinter Marini, Foto: LAT Images

Ganz anders ergeht es da den Fahrern eines anderen Herstellers. "Franco [Morbidelli] und Marc [Marquez] stürzten. Aber jedes Mal, wenn ein Ducati-Fahrer stürzt und danach weiterfährt, dann weißt du, dass sie dich wieder überholen werden", musste Marini ernüchtert feststellen. Tatsächlich kamen beide in Malaysia auch mit einem Sturz vor dem Honda-Werkspiloten ins Ziel. Marini blieb nur ein Punkt für Platz 15.

Zu was die Ducati Desmosedicis in der Lage sind, erstaunt ihn immer wieder: "Die schießen an dir auf der Geraden vorbei, als wäre es nichts, ohne Probleme." Daher kann er nur zugeben: "Die sind auf einem anderen Planeten." Für den allgemeinen Zustand der Königklasse ist dies trotz eines spannenden Ducati-internen WM-Kampfes wenig förderlich. Anstatt eine Einbremsung der Dominatoren zu fordern, nimmt der Italiener das eigene Lager in die Pflicht: "Wir müssen unser Niveau erhöhen und gleichzeitig den Rückstand auf sie reduzieren. Momentan zerstören sie den Rest der Meisterschaft komplett. Wir müssen uns etwas einfallen lassen."

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Feld hinter Ducati schwankend: Yamaha zeigt, wie Fortschritt geht

Dieser Rest der Meisterschaft kämpft verzweifelt um den Anschluss, bisher vergeblich. Zuletzt gab es im Sprint von Thailand sogar einen Ducati-Achtfachsieg. Einzig Maverick Vinales konnte sie zu Saisonbeginn in Austin in einem Grand Prix bezwingen. KTMs Supertalent Pedro Acosta schafft es ab und zu auf das Podest. Ansonsten ist die Spitze rein von Ducati geprägt. Jorge Martin, Francesco Bagnaia, Marc Marquez und Enea Bastianini sind dem Rest der MotoGP-Welt meilenweit voraus. Die anderen vier Fahrer der Edelmarke befinden sich alle in den Top 12 der Fahrerwertung.

Beim Blick auf die weiteren Hersteller sind klare Schwankungen zu sehen. War Aprilia zu Saisonbeginn noch zweite Kraft, so ist es nun KTM. Aber auch die Japaner kommen in dieser 'zweiten Liga' näher, wie Marini feststellt: "Yamaha ist ein guter Fortschritt gelungen. Sie haben [in Malaysia, Anm. d. Red.] ein sehr gutes Wochenende hingelegt. Wir müssen uns also beeilen, unsere Leitungsfähigkeit so schnell wie möglich zu verbessern. Es ist jetzt etwas möglich." 23 Punkte nahm Yamaha aus Sepang mit. Mehr erreichten nur Ducati-Teams.

Luca Marini denkt groß: Honda kann Verfolgerfeld 2025 anführen!

Aber auch Honda konnte sich im Vergleich zum katastrophalen Hinterherfahren der ersten Monate der Saison klar steigern. Johann Zarco hat nun an acht Wochenenden in Folge Punkte eingefahren und schaffte es immerhin schon viermal ins Q2. Auch Marini kann eine Serie von vier Grand Prix in Serie mit Zählbarem vorweisen. Zum Vergleich: Bis zum ersten Punkt der Saison musste der Jungvater acht Rennen lang warten. Damals wurde er phasenweise noch brutal abgehängt.

Johann Zarco, Team LCR Honda
Johann Zarco führte zuletzt Honda an, Foto: LAT Images

Die Entwicklung der letzten Rennen erzeugt also ein kleines Licht am Ende des Tunnels. Doch für Marini ist dieses Licht sogar recht groß. Er hat ein mehr als ambitioniertes Ziel: "Die anderen Hersteller [Aprilia und KTM, Anm. d. Red.] haben Probleme. Wenn wir schlauer als die anderen sind, dann können wir zur zweiten Kraft in der Meisterschaft werden. Dazu müssen wir im nächsten Jahr die richtigen Schritte machen." Nur an Ducati ist nicht zu denken, aber die fahren zum Glück der Konkurrenz 2025 wenigstens 'nur' noch mit sechs Motorrädern.