Francesco Bagnaia steht vor der schwierigsten Aufgabe seiner bereits so erfolgreichen MotoGP-Karriere. Satte 24 Punkte muss er im Saisonfinale 2024 in Barcelona aufholen, um seinen Rivalen Jorge Martin doch noch einzuholen und den dritten Titel in Folge einzufahren. Doch wie wahrscheinlich ist ein solches Szenario? Wir haben auf die letzten beiden Jahre WM-Kampf zwischen den beiden zurückgeblickt. Das Ergebnis ist eindeutig, aber nicht hoffnungslos.

Nur ein Wochenende aus 39 hätte gereicht: Francesco Bagnaia mit dem Rücken zur Wand?

Fangen wir einmal mit dem harten - und für alle Bagnaia-Fans wohl schwer zu verdauenden - Fakt an. Seit zwei Jahren gibt es nun die Sprints und damit bis zu 37 mögliche Punkte an einem Rennwochenende zu holen. Genau in diesen beiden Jahren duellierten sich 'Pecco' und der 'Martinator' jeweils bis zum letzten Grand Prix um die WM-Krone. Unter den seither 39 gefahrenen Events gibt es aber nur ein einziges, in dem Bagnaia seinem spanischen Rivalen 24 Punkte oder mehr abnahm: Portimao 2023. Richtig gelesen. Nur im allerersten Rennen des Sprint-Reglements sicherte sich der Ducati-Pilot einen solchen Vorteil (es waren sogar 28 Punkte) gegenüber seinem Pramac-Pendant. Seitdem gab es das an 38 Wochenenden nie wieder.

Portimao 2023: Das einzige Wochenende, bei dem Bagnaia Martin genug Punkte abnahm, Foto: MotoGP
Portimao 2023: Das einzige Wochenende, bei dem Bagnaia Martin genug Punkte abnahm, Foto: MotoGP

Betrachten wir die Lage also mit dieser Statistik, dann gehen Bagnaias Chancen gegen Null. 2024 hat der Italiener noch kein einziges Mal 24 Punkte gutmachen können, trotz einiger Fehler Martins. Beim Blick auf letztere können wir die Sache aber auch anders sehen. Gehen wir einmal davon aus, dass Bagnaia seinen Teil perfekt erfüllt und sowohl Sprint als auch Grand Prix gewinnt. Immerhin fehlte ihm dazu bei der ersten Barcelona-Ausgabe im Mai nur eine Runde im Sprint. Das wären dann die besagten 37 Punkte.

Jorge Martins Fehlerquote: Bagnaias einzige Hoffnung

Bei dieser Annahme dürfte es für Jorge Martin nur 13 oder weniger Punkte geben, damit der Titelverteidiger erneut Weltmeister wird. Das passiert dem Spanier aber normalerweise nicht. Sein Durchschnitt pro Wochenende der bisherigen Saison liegt mit 25,5 Zählern weit über diesem Wert. Dennoch finden wir bei der Suche nach schlechteren Ausbeuten deutlich mehr als das eine Rennen unserer ersten Betrachtung. Immerhin sieben Mal nahm Martin in den letzten beiden Jahren nur 13 oder weniger Punkte mit nach Hause. Dreimal passierte ihm dies in der laufenden Saison: In Jerez, am Sachsenring und im ersten der beiden Misano-Wochenenden. Punktelos blieb er dabei allerdings nie. 'Nur' 24 Punkte werden Bagnaia also kaum reichen.

Betrachten wir Martins schwächste Rennwochenenden, dann stellen wir eines fest: Martin war stets konkurrenzfähig. Nur Fehler seinerseits reduzierten die Punkteausbeute. In Jerez und am Sachsenring waren es Stürze - jeweils in Führung liegend. In Misano traf er bei einem kurzen Regenschauer die Fehlentscheidung, auf das Motorrad mit Regenreifen zu wechseln, und wurde nach Zurückwechseln auf die Slick-Maschine nurmehr auf Platz 15. Das zeigt: Aus eigener Kraft kann Bagnaia es eigentlich nicht schaffen. Dass Martin plötzlich nicht konkurrenzfähig genug für die benötigten Punkte ist, gab es in der aktuellen Ära noch nie. Der Spanier müsste mit Fehlern die Tür öffnen. Von diesen hat er 2024 auch schon einige begangen, wie im Übrigen auch im Saisonfinale des Vorjahres. Dennoch deutet die Statistik eindeutig auf seinen Titelgewinn hin.