Die MotoGP erlebte 2024 wohl die verrückteste 'Silly Season' ihrer 76-jährigen WM-Geschichte. Mit Brad Binder (KTM), Luca Marini (Honda) und Johann Zarco (LCR) starteten lediglich drei Fahrer mit einem gültigen Vertrag für die Saison 2025 ins Kalenderjahr 2024. Es folgten zahlreiche Überraschungen und Wendungen im Transferpoker der Teams und Fahrer. Mittlerweile steht das komplette Starterfeld für 2025 endlich fest. Daher wird es höchste Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen: Das Motorsport-Magazin hat alle elf Teams einem tiefgründigen Check unterzogen. Unsere Erkenntnisse:

Ducati opfert alles für Marc Marquez

Jorge Martin weg, Enea Bastianini weg, Marco Bezzecchi weg, und letztendlich auch Pramac weg. Ducati hat viele Verluste auf sich genommen, damit er ab 2025 im Rot des Werksteams fährt: Marc Marquez. Der Spanier ist immer noch der große Name der MotoGP. Er sorgt für die Schlagzeilen und damit für die Aufmerksamkeit. Doch auch sportlich ist er ein absoluter Gewinn. Mit einer Vorjahres-Ducati fährt die Nummer 93 in der laufenden Saison vorne mit und hat auch den Makel von fast drei sieglosen Jahren mittlerweile auf beeindruckende Art und Weise abgelegt. Er und Francesco Bagnaia werden zu Beginn der Saison 2025 mindestens acht MotoGP-Titel auf sich vereinen und die einzige Fahrerpaarung bilden, welche zwei ernsthafte Optionen auf den Titel vorweisen kann. Ohne Zweifel wird das Ducati-Duo die Messlatte für all die anderen sein, welche auch nur im Entferntesten von der Weltmeisterschaft träumen wollen. Nach aktuellem technischen Stand läuft es aber eher auf ein teaminternes Duell um die Krone hinaus: Platzhirsch Bagnaia gegen Ausnahmekönner Marquez. Das kann sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Beide könnten sich gegenseitig zu Höchstleistungen oder aber in den Wahnsinn eines Stallkrieges treiben. Eines scheint aber sicher: Langweilig dürfte uns mit den beiden im selben Team nicht werden.

Fazit: Ducati hat die ultimative Fahrerpaarung im Feld, auf Kosten der Breite des gesamten Kaders.

VR46-Heimkehr für Franco Morbidelli

Das Ziel des Teams von VR46 war eigentlich, die Fahrer aus der Academy von Valentino Rossi zu entwickeln und für Werksteams zu empfehlen. Diese Aufgabe hat die Mannschaft um Uccio Salucci und Pablo Nieto hervorragend erfüllt. Luca Marini ging 2024 zu Honda, Marco Bezzecchi wird 2025 für Aprilia fahren. Und nun? VR46 nimmt nicht die nächsten Jungspunde unter seine Fittiche. Mit Fabio di Giannantonio kam 2024 erstmals ein Fahrer, der nicht aus der Academy stammte. Er wird nach überzeugenden Leistungen 2025 sogar Werksmaterial von Ducati erhalten, und ist auch direkt dort unter Vertrag. Mit Franco Morbidelli stößt wieder ein Academy-Mann dazu, aber kein Nachwuchsfahrer. Vielmehr bietet die Verbindung zu Valentino Rossis Projekt dem Vizeweltmeister von 2020 einen erneuten Karriere-Rettungsanker, nachdem sich dieser bereits 2024 mit Pramac überraschend ergab. Mit zwei Römern am Steuer ergeben sich unterschiedliche Perspektiven. Für Di Giannantonio könnte die bemerkenswerte Karriere-Kehrtwende, welche er im letzten Saisondrittel 2023 initiierte, auf einer GP25 neue Höhen erreichen. Morbidelli hingegen wird als sein neuer Teamkollege genau eine solche Wende zeigen und dabei deutlich bessere Ergebnisse, als sie von einem Rookie zu erwarten wären, einfahren müssen. Sonst wird VR46 zurecht die kritische Frage gestellt werden, ob diese Verpflichtung es Wert war, das eigentliche Teamkonzept der Jugendförderung über Bord zu werfen.

Fazit: Di Giannantonio auf Werksmaterial ist eine Bank. Bei Morbidellis Verpflichtung spielte nicht nur Leistung eine Rolle.

Gresini füllt Marquez-Schuhe mit einem Rookie

Marc Marquez auf der Gresini-Ducati. Das bereitete dem kleinen Traditionsteam viel Freude, doch es war auch von vornherein klar, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine einmalige Sache handeln würde. Den Abgang des Superstars kann man Nadia Padovani & Co. nicht vorwerfen, sondern vielmehr erneut zum Coup für 2024 gratulieren. Statt eines Stars kommt nun die Jugend. Die Aktie Fermin Aldeguer wurde nach seiner Siegesserie 2023 sehr hoch gehandelt. Durch eine zerfahrene Moto2-Saison 2024 kamen aber Zweifel auf. Speed und Talent hat der junge Spanier ohne Frage, aber auch die nötige Reife? Es ist ein Risikospiel, welches auf Alex Marquez nicht zutrifft. Mit ihm wurde bis 2026 verlängert, weil man genau weiß, was man bekommt. Seit seinem Wechsel vor einem Jahr sorgt er für solide Leistungen und hin und wieder ein Podest als Highlight. Der Vergleich mit dem Ausnahmetalent seines Bruders ist seit jeher unumgänglich, aber auch unfair. Der Griff nach den Sternen ist langfristig wohl eher bei Aldeguer erhofft, doch für Punkte wird erst einmal Alex Marquez sorgen müssen. Siegesfeiern wird es in der Gresini-Garage so aber erstmal kaum zu sehen geben.

Fazit: Der Fiebertraum namens Marc Marquez musste enden und damit ist auch der Höhenflug vorerst vorbei.

Werksbeförderung für Superrookie Pedro Acosta

Dass Brad Binder auch über 2024 hinaus bei KTM fahren würde, war bereits vor 2024 bekannt. Damit war er eine der ganz wenigen langweiligen Personalien dieser Silly Season. Auf ein zwischenzeitliches Formtief hat der Südafrikaner mittlerweile geantwortet und zeigt die gewohnt guten Leistungen. Der viel spannendere Fahrer wird aber auf der anderen Garagenseite sitzen. Jack Miller ist nach einem schwachen Jahr aussortiert und muss Platz machen für das Supertalent der MotoGP. Pedro Acosta mischte die Königklasse sofort auf. Dass er das Zeug zum Werksfahrer hat, steht mittlerweile vollkommen außer Frage. Vielmehr lautet diese: Wie hoch hinaus kann es für den jungen Spanier gehen? Was Honda mit Marc Marquez hatte, Yamaha mit Fabio Quartararo fand und Ducati mit Francesco Bagnaia aufbaute, das soll nun Acosta für KTM werden. Er soll den Angriff auf die Spitze anführen und bei allem, was wir bisher von ihm gesehen haben, müssen wir fest davon ausgehen, dass er das auch kann. Die Technikabteilung in Mattighofen ist nun gefordert, ihm und Binder auch das nötige Material zur Verfügung zu stellen. Das Motorrad ist derzeit noch bei weitem nicht auf dem Niveau der Fahrer.

Fazit: Pedro Acosta hebt KTM auf ein neues Level. Die Fahrerpaarung ist bereit für den WM-Angriff.

KTM-Großangriff auf MotoGP-Spitze mit Tech3

Tech3 (in den letzten beiden Jahren unter dem Namen GasGas am Start) sollte eigentlich die letzte Sprosse der großen und teuren Nachwuchsleiter von KTM darstellen. Diese Leiter bis ganz nach oben erklommen haben aber nur Miguel Oliveira und Pedro Acosta, der das Team 2025 verlässt. Es scheint fast so, als wollte KTM mit einem Strategiewechsel in Sachen Fahrern Herve Poncharal für den Verlust des Wunderkindes entschädigen. Durch die Verpflichtung von zwei Hochkarätern ist dies auch eindrucksvoll gelungen. Mit Maverick Vinales und Enea Bastianini kommen mehrfache Grand-Prix-Sieger, die auch noch von der direkten Konkurrenz bei Ducati und Aprilia abgeworben wurden. Hier soll nicht weniger als ein zweites Werksteam entstehen. Dass heißt aber auch, dass diese Mannschaft nun Ergebnisse liefern muss, und das auf beiden Garagenseiten. Die katastrophale zweite MotoGP-Saison von Augusto Fernandez fiel nur nicht so stark ins Gewicht, weil Acosta alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Nun sitzen auf beiden Maschinen Piloten, für die ein WM-Titel gegen die absoluten Ausnahmekönner vielleicht außer Reichweite liegt, aber keineswegs Podestplätze und Siege. Genau diese werden Vinales und Bastianini liefern müssen.

Fazit: Herve Poncharal wurde für den Abgang Acostas mit der stärksten Paarung eines Satelliten-Teams entschädigt.

Wilde KTM-Gerüchte: Acosta-Flucht zu Ducati? Entwicklungsstopp? (06:55 Min.)

Aprilia holt den MotoGP-Weltmeister Jorge Martin

Ein Karriereende von Aleix Espargaro stand stets im Raum, aber dass auch Maverick Vinales Aprilia verlässt, bedeutete eine große Aufgabe für Massimo Rivola & Co. Diese haben sie mit Bravour gelöst. Im Zuge des Ducati-Chaos gelang der vielleicht größte Coup der Silly Season. Mit Jorge Martin wurde ein absoluter Spitzenfahrer verpflichtet. Der erste Pilot in der MotoGP-Geschichte Aprilias, der nachgewiesen hat, dass er um einen Titel fahren kann. Und vielleicht kommt er ja sogar mit diesem im Gepäck in Noale an. Auch auf der anderen Garagenseite konnte sich das Werk einen Wunsch erfüllen. Mit Marco Bezzecchi fährt endlich wieder ein Italiener die RS-GP. 2024 entpuppte sich zwar als enttäuschendes Jahr, aber sein Potential hat er mit dem dritten Rang in der WM-Wertung von 2023 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der einzige Nachteil dieser neuen Paarung ist, dass beide Piloten das Motorrad noch nicht kennen. Bei den vier anderen Werksteams haben sogar jeweils beide Fahrer Erfahrung mit dem Bike, obwohl es bei Marc Marquez 'nur' die Version von 2023 ist. Aprilia könnte also so etwas wie ein Kaltstart in die Saison 2025 drohen, ehe der 'Martinator' und 'Bezz' so richtig loslegen können. Langfristig dürfte das Potential dieser Paarung aber das Duo der letzten Jahre überflügeln können. Auch in Noale sind nun die Ingenieure gefragt, den technischen Rückstand auf Ducati zu verringern.

Fazit: Aprilia hat sich hervorragend aufgestellt, Jorge Martin ist ein echter Coup. Nur droht 2025 ein Stotterstart.

Trackhouse setzt auf Moto2-Weltmeister Ai Ogura

Es ist kein Geheimnis, dass Aprilia lieber einen Verbleib von Miguel Oliveira bei Trackhouse Racing gesehen hätte. Daraus macht auch Teamchef und MotoGP-Urgestein Davide Brivio keinen Hehl. Doch der Italiener ist dafür bekannt, bei jungen Fahrern ein gutes Händchen zu haben. Maverick Vinales, Joan Mir und Alex Rins holte er etwa in seiner Zeit bei Suzuki in die Königklasse. Mit dem jungen Team von Trackhouse scheint er nun einen ähnlichen Plan zu verfolgen. Fahrer und Team sollen gemeinsam auf ihrem Weg der nächsten Jahre wachsen. Und so wurde mit dem jüngeren Raul Fernandez anstatt mit Oliveira bis 2026 verlängert. Der Platz des Portugiesen geht an einen Rookie. Eigentlich hatten fast alle bei einem amerikanischen Team den Namen Joe Roberts erwartet, doch auch hier setzte sich Brivio mit seinem Konzept durch. Ai Ogura ist deutlich jünger und galt bereits 2022 als MotoGP-Kandidat. Nach einem Verletzungsrückschlag 2023 kam der Japaner 2024 eindrucksvoll zurück und krönte sich in der Moto2 zum Weltmeister. Auch er erhielt einen Zweijahresvertrag und damit ebenso wie Fernandez ein klares Vertrauenssignal. Die Paarung hat Talent, aber es mangelt an Erfahrung. Brivio wird gut daran tun, die Fortschritte beim Aufbau seiner Mannschaft nicht in Punkten zu bemessen, denn von diesen hätte es mit Oliveira vermutlich deutlich mehr gegeben.

Fazit: Davide Brivio setzt langfristig auf die Jugend. Trackhouse wird auf Erfolge noch warten müssen, aber Potential ist da.

Coup und Konstanz für Yamaha

Yamaha geht auch in den nächsten beiden Jahren mit Fabio Quartararo und Alex Rins an den Start. Dass ersterer seine Unterschrift unter einen neuen Vertrag setzte, war so etwas wie der Urknall der gesamten Silly Season, und sorgte für erstaunte Reaktionen. Der Franzose ist weiterhin ein Ausnahmefahrer und hätte Gerüchten zufolge auch zu Aprilia gehen können. Mit Yamaha hat er sich für die sportlich aktuell weniger reizvolle Variante entschieden. Am Willen scheitert es aber definitiv nicht bei den Japanern. Mit aller Macht sollen die Weichen für eine Rückkehr an die Spitze gestellt werden. Und so wurde Quartararo nicht nur ein irrsinniges Gehalt, sondern auch Investitionen in das gesamte MotoGP-Projekt versprochen. Seine Verlängerung ist ein Erfolg mit Strahlwirkung, sowohl nach innen als auch nach außen. Ihm zur Seite steht Alex Rins, dessen Debütsaison auf der M1 enttäuschend verlief. Dass der sechsfache MotoGP-Sieger großes Potential hat, weiß dennoch jeder im Paddock. Ihm eine weitere Chance zu geben, ist mit Sicherheit keine kontroverse Entscheidung. Zumal sich auch die Frage stellt: Welcher bessere Pilot würde aktuell auf eine Yamaha wechseln wollen? So sehr die einstigen MotoGP-Giganten aktuell noch hinterherfahren, so wenig Vorwürfe kann man ihnen bei ihrer Fahrerpolitik machen.

Fazit: Yamaha leistet gute Arbeit. Eine Verlängerung mit Signalwirkung über das Fahrerische hinaus.

Yamaha gelang ein echter Coup mit der Vertragsverlängerung mit Fabio Quartararo, Foto: LAT Images
Yamaha gelang ein echter Coup mit der Vertragsverlängerung mit Fabio Quartararo, Foto: LAT Images

Völliger Pramac-Neustart mit neuem Partner

Bei Pramac müssen wir etwas weiter ausholen, denn es gibt viel zu verarbeiten. Als einziges Team wird die Truppe von Paolo Campinoti nicht nur ihre komplette Fahrerpaarung austauschen, sondern auch den Hersteller wechseln. Dass das Team ein langfristiges Bündnis mit Yamaha eingegangen ist und damit das aktuell beste Bike im Feld gegen das zweitschlechteste tauscht, hat natürlich eine Vorgeschichte. Diese liegt im Fahrermarkt und den Entscheidungen von Ducati beziehungsweise Marc Marquez. Dass Jorge Martin nach der Saison auf dem Weg in ein Werksteam sein würde, kündigte der Spanier mehrfach unmissverständlich an. Auf der anderen Garagenseite war zunächst Rookie Fermin Aldeguer fest eingeplant. Somit musste der Martin-Ersatz ein Kracher sein. Pramac und Ducati hatten genau diese Hoffnung auf einen hochkarätigen Ersatz, eben jenen Marquez. Doch dieser erteilte dem Team öffentlich eine Absage. Ducatis Pläne zerfielen zu Staub und Marquez erzwang den Weg ins Werksteam.

Damit stand Pramac, dessen Teammanager Gino Borsoi bereits voreilig die weitere Zusammenarbeit mit Ducati angekündigt hatte, auf einmal ohne Spitzenfahrer da. Ein Spitzenangebot – freilich vorerst nur monetärer Natur – flatterte aber aus dem Hause Yamaha herein. Campinoti ging darauf ein, wohlwissend dass sich der sportliche Status seines Teams damit von einem Schlag vom Titelanwärter wohl zum Hinterbänkler verwandeln würde. Dementsprechend war das Team für Fahrer mit Sieges- oder gar Titelambitionen nicht mehr attraktiv. Außerdem fiel die Entscheidung zum Wechsel auf die japanischen Motorräder zu einem Zeitpunkt, an dem die meisten Fahrerverträge bereits unter Dach und Fach waren. Aus diesem Blickwinkel muss Pramacs Fahrerpaarung für 2025 verstanden werden.

Jack Miller sitzt auf seiner Yamaha
Das Weltmeister-Team fängt 2025 mit Yamaha neu an, Foto: Tobias Linke

Am Ende entschied sich Yamaha, die nun als neuer Werkspartner die Pramac-Fahrer direkt unter Vertrag nehmen, für Miguel Oliveira und Jack Miller. Die beiden MotoGP-Sieger, die der Markt noch übrigließ. Eine Entscheidung, die nicht unbedingt auf langfristiger fahrerischer Perspektive, sondern vielmehr auf Erfahrung in der Königklasse und vor allem auf Erfahrung mit besseren Motorrädern basiert. Miller kennt die Ducati, Oliveira die Aprilia und beide die KTM. Sie vereinen also Wissen von allen drei Herstellern in sich, die Yamaha gerade davonfahren. Es geht darum, die M1 wieder auf Vordermann zu bringen. Genau dafür wollte Yamaha ein zweites Team und mit Pramac hat es eines gefunden, welches bereits bei Ducati stark in den Entwicklungsprozess eingebunden wurde und dort den Trend des 'zweiten Werksteams' erfand. Diese Rolle soll Pramac nun für den neuen Partner ausfüllen.

Fazit: Pramac und Yamaha mussten nehmen, was übrig war. Dafür ist die neue Fahrerpaarung in Ordnung und dem Teamzweck dienlich.

Auch Honda setzt 2025 auf Konstanz

Beim kriselnden Honda-Werksteam findet sich nur eine von zwei Paarungen, welche 2025 unverändert an den Start geht. Der Verbleib von Joan Mir darf dabei als Erfolg gelten. Der Weltmeister von 2020 hätte sich wohl auch anderweitig orientierten können. Stattdessen gelang eine Vertragsverlängerung bis 2026. Seine Leistungen haben sich nach dem katastrophalen Sturzjahr 2023 stabilisiert, ohne herauszuragen. Das gilt auch für Luca Marini, der zu Beginn der laufenden Saison noch gnadenlos hinterherfuhr. Der Italiener hat sich mittlerweile aber in seinem Bremsverhalten der RC213V angepasst und fährt weitestgehend auf Augenhöhe mit seinen Honda-Kollegen. Ihm einen Vertrag bis 2025 gegeben zu haben, sollte mittlerweile nicht mehr für große Sorgenfalten bei den Bossen sorgen. In der kommenden Saison dürfte sich der Halbbruder von Valentino Rossis weiter einarbeiten können, sodass weiterhin die Technik die große Baustelle sein wird. Bei dieser soll Aleix Espargaro helfen, der als Testfahrer seine gesamte Erfahrung vom Aufbau bei Aprilia mitbringen wird.

Fazit: Die Honda-Lage könnte sich leicht bessern. Der Star bleibt und der Teamkollege ist kein Sorgenkind mehr.

Bei Honda ändert sich 2025 nur wenig, Foto: LAT Images
Bei Honda ändert sich 2025 nur wenig, Foto: LAT Images

LCR risikoreich: Rookie statt Nakagami-Erfahrung

Bei LCR geht eine Ära zu Ende. Takaaki Nakagami beendet seine MotoGP-Karriere nach sieben Jahren beim Team auf eigenen Wunsch und geht als Entwicklungsfahrer zurück in die Heimat. Ihm folgt der erste Thailänder in der Geschichte der Königsklasse. Somkiat Chantra wird mit Sicherheit für großartige Stimmung beim Saisonauftakt 2025 in seiner Heimat sorgen, doch seine Leistungsfähigkeit ist fraglich. In der Moto2 sorgte er immer mal wieder für Highlights, besonders auf Stop-and-Go-Kursen. Doch Konstanz war bei ihm nie zu sehen. Ob er wirklich das Zeug zum MotoGP-Piloten hat, darf angezweifelt werden. Doch Honda wollte anscheinend unbedingt einen Mann aus dem eigenen Nachwuchsprogramm bei LCR sehen. Der ursprünglich auserkorene Ai Ogura entschied sich angesichts der andauernden Krise des Werks für einen anderen Karriereweg. Es blieb Plan B mit Chantra. Ihm zur Seite steht mit Johann Zarco Erfahrung pur. Der Franzose war 2024 bisher der stärkste Honda-Pilot und von Nachlassen im höheren Rennfahreralter war nichts zu sehen. Seine Qualitäten stehen außer Frage, aber er wird die Kohlen wohl fast allein aus dem Feuer holen müssen.

Fazit: LCR erfährt eine klare Schwächung. Somkiat Chantras MotoGP-Tauglichkeit ist fraglich.

Diese ausführliche Bewertung des MotoGP-Starterfeldes 2025 erschien erstmals in der 99ten Ausgabe unseres Print-Magazins. Wenn ihr auf den Geschmack gekommen seid, dann könnt ihr es hier erwerben. Auch Geschenk-Gutscheine für eure motorradverrückten Freunde oder Verwandten haben wir für euch.