Am Sonntag erfüllte sich Jorge Martin mit dem Gewinn der MotoGP-Weltmeisterschaft noch einen Lebenstraum. Keine 48 Stunden später hieß es dann allerdings schon wieder 'Back to work'. Im Rahmen der letzten Testfahrten des Jahres stand in Barcelona nämlich noch das mit Hochspannung erwartete Aprilia-Debüt des 26-jährigen Spaniers an.

Und um 10:58 Uhr Ortszeit war es dann so weit: Martin begab sich erstmals auf der RS-GP auf die Rennstrecke. Er drehte einige Runden und lieferte in Kurve fünf direkt wieder sensationelle Bilder, ehe er in die Box zurückkehrte. Dabei waren natürlich alle Kameras auf ihn gerichtet. Jeder im MotoGP-Paddock wollte wissen: Wie fiel der erste Eindruck des 'Martinators' auf einer Aprilia aus? Die Antwort folgte sogleich. Denn als Martin seinen Helm wieder absetzte, machte er keine Anstalten, sein Grinsen zu verbergen.

Jorge Martin, Aprilia Racing
Jorge Martin lieferte auf mit der Aprilia in Turn 5 ab, Foto: Red Bull Content Pool

Jorge Martin zieht erste Aprilia-Bilanz: Die Front ist besser als bei Ducati!

Im offiziellen Livestream der MotoGP konnten über die Außenmikrofone daraufhin die ersten Worte Martins aufgeschnappt werden. "Schön, sehr schön", kommentierte er auf Spanisch und begab sich anschließend zum ersten Debrief mit Crewchief Daniele Romagnoli. "Sehr angenehm, diese Aprilia. Die Front fühlt sich besser als die Ducati an. Ich habe mich in den Kurven direkt wohlgefühlt. Im Kurveneingang verliere ich dagegen etwas Zeit, da konnte ich mit der Ducati direkter fahren", bilanzierte er etwa und ergänzte anschließend, dass ihm die Front der RS-GP des Jahrgangs 2024 beim Beschleunigen noch zu sehr zum Wheelie neige. "Das müssen wir loswerden", war die klare Ansage.

Den restlichen Vormittag nutzte Martin - ebenso wie sein neuer Teamkollege Marco Bezzecchi - um sich weiter mit der 2024er-Aprilia vertraut zu machen, ehe nach der inoffiziellen Mittagspause auf die RS-GP des Jahrgangs 2025 gewechselt wurde. Diese soll laut eigenen Aussagen des Herstellers aus Noale einen deutlichen Performance-Fortschritt gegenüber der Vorgängermaschine bringen. Zu sehen war dies am Dienstagnachmittag allerdings noch nicht.

Holpriger MotoGP-Nachmittag für Jorge Martin: Erster Aprilia-Sturz

An seine persönliche Bestzeit in 1:39.859 Minuten, aufgestellt mit der 24er-Version, kam Martin in den Nachmittagsstunden nämlich nicht mehr heran - auch, weil ihm um 14:22 Uhr und damit nur kurze Zeit nach seiner ersten Ausfahrt mit dem 2025er-Motorrad der erste Sturz seiner Aprilia-Zeit unterlief. Es handelte sich glücklicherweise aber nur um einen harmlosen Crash über die Front in Kurve fünf. Martin konnte seine Maschine relativ schnell und unbeschädigt aus eigener Kraft an die Box zurückbringen und war keine 20 Minuten später schon wieder unterwegs - diesmal samt versemmeltem Probestart.

Im Endklassement kam Martin damit nicht über den elften Platz hinaus, auf die Tagesbestzeit von Alex Marquez fehlten ihm ganze 1,056 Sekunden. Sorgen müssen sich Fans des neuen MotoGP-Weltmeisters allerdings nicht, denn es handelt sich schließlich nur um die ersten Stunden auf dem neuen Motorrad. Da sollte also noch viel Luft nach oben sein. Und: Von den sechs den Hersteller wechselnden MotoGP-Piloten schlug sich Martin sogar am besten. Maverick Vinales (12.), Aprilia-Teamkollege Bezzecchi (13.), Enea Bastianini (16.), Miguel Oliveira (17.) und Jack Miller (22.) landeten in der Endabrechnung allesamt hinter ihm. Es kann also durchaus von einem erfolgreichen Start gesprochen werden.

Das bestätigte am Dienstagabend auch Aprilias neuer Technikdirektor Fabiano Sterlacchini, der den zu Honda gewechselten Romano Albesiano ersetzt. Der Ex-KTM-Mann zeigte sich in einer Medienrunde völlig begeistert von seinem neuen Schützling: "In dieser kurzen Zeit, die wir nun zusammenarbeiten - also ein halber Tag gestern und der heutige Tag - habe ich schon gemerkt, dass er eine Mischung aus Champion und Anführer ist. Es ist wirklich beeindruckend, wie er diese Aufgabe angeht. Das gefällt mir sehr gut!"

Jorge Martin, Aprilia Racing
Jorge Martin hat seinen ersten Tag als Aprilia-Pilot erfolgreich hinter sich gebracht, Foto: Red Bull Content Pool

Martin selbst durfte am Dienstag nicht zu den Medien sprechen, da er bis zum 31. Dezember offiziell noch bei Ducati unter Vertrag steht. Daher verriet Sterlacchini noch einige Eindrücke des neuen Aprilia-Stars. Allzu viel wollte der Technikdirektor dabei aber nicht preisgeben: "Wie schon gesagt: Es gibt, verglichen mit dem Projekt, das er letzte Saison gefahren ist, einige Vor- und Nachteile. Ich glaube aber, dass es noch zu früh für ein finales Urteil ist. Außerdem sollten wir nicht in die Vergangenheit schauen, sondern analysieren, was wir in der Gegenwart haben und daraus ablesen, was wir für die Zukunft brauchen. Das ist die Mission."

Was glaubt ihr: Kann Jorge Martin 2025 mit Aprilia seinen alten Arbeitgeber ernsthaft herausfordern? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!