Das hochspannende MotoGP-Saisonfinale 2024 in Barcelona erlebte Fabio Di Giannantonio vom Krankenbett aus, ebenso das Jahrhundertduell von Jorge Martin und Francesco Bagnaia zwei Wochen zuvor in Sepang. Der 26-jährige Römer hatte sich nach dem Thailand-GP Ende Oktober nämlich vorzeitig in die Winterpause verabschiedet, um eine dringend benötigte Schulteroperation durchführen zu lassen. An seiner Stelle kamen Andrea Iannone und Michele Pirro bei VR46 zu jeweils einem GP-Einsatz.
Auch die letzten MotoGP-Testfahrten des Jahres gingen folglich ohne Di Giannantonio über die Bühne, in Barcelona saß erneut Pirro im Sattel der VR46-Ducati. Dennoch ließ es sich der einmalige MotoGP-Sieger nicht nehmen, selbst an den Circuit de Barcelona-Catalunya zu reisen und sich einen persönlichen Eindruck von den Testarbeiten seiner Mannschaft zu verschaffen. Im Zuge dessen sprach Di Giannantonio auch erstmals öffentlich über die Operation und seinen aktuellen Gesundheitszustand.
Fabio Di Giannantonio: Genesung verläuft besser als gedacht
"Die ersten Tage waren hart. Ich konnte nicht schlafen und hatte starke Schmerzen", berichtete der VR46-Pilot, der sich am Samstag des Malaysia-GPs operieren hatte lassen, in einer gesonderten Medienrunde. Knapp zweieinhalb Wochen später ginge es ihm jedoch schon wieder recht gut. "Meine Ärzte sind sogar beeindruckt, welch große Fortschritte ich Tag für Tag mache", verrät er und weiß: "Das ist toll. Ab nächster Woche kann ich anfangen, im Pool zu arbeiten. In zwei Wochen kann ich dann meine Bandage entfernen und die Reha aktiver angehen."
Damit liegt Di Giannantonio also voll im Soll, will spätestens im Januar wieder auf dem Motorrad trainieren. Somit steht einer Teilnahme am Sepang-Test (05. - 07.02.) wohl nichts im Wege. "Der Plan ist ganz klar, beim ersten offiziellen Test in Sepang dabei zu sein, auch wenn ich dort wohl noch nicht bei 100 Prozent sein werde", bestätigt der Italiener. "Ich habe einiges an Muskelmasse verloren und muss diese erst wieder aufbauen, das wird dauern. Ebenso Kraft und Ausdauer. Aber ich denke, dass wir uns den richtigen Zeitpunkt [für die OP, Anm.] ausgesucht haben. Ich habe so genügend Zeit, um zu trainieren und rechtzeitig für die neue Saison bereit zu sein."
Fabio Di Giannantonio will 2025 angreifen: Auf ein Level mit Bagnaia und Marquez!
2025 wartet bekanntlich die Chance seines Lebens auf Di Giannantonio. Neben Francesco Bagnaia und Marc Marquez im Ducati-Werksteam wird er der einzige Fahrer im Feld sein, der ebenfalls auf einer Desmosedici GP25 sitzt. Alle anderen Ducati-Piloten müssen mit Vorjahresmaterial Vorlieb nehmen, während Di Giannantonio erstmals ein aktuelles Motorrad zur Verfügung hat. Zweifellos der Lohn für eine starke MotoGP-Saison 2024, die er trotz drei verpassten Grands Prix [Österreich, Malaysia und Barcelona, Anm.] als Zehnter beendete, nur 25 Punkte hinter Maverick Vinales und WM-Rang sieben.
"Das war die stärkste Saison meiner Karriere, ich war noch nie so konstant und gut. Und das, obwohl ich mit Verletzungen zu kämpfen hatte und das Motorrad alles andere als einfach zu fahren war. Ich bin als Fahrer und Person gewachsen", bilanziert Di Giannantonio deshalb während der Testfahrten im offiziellen Livestream der MotoGP folgerichtig. Vollständig genesen will er 2025 nochmal einen drauflegen. "Ich will keine Resultate als Ziel ausgeben", sagt er zunächst zwar, lässt - nach seinen Kontrahenten im Ducati-Werksteam befragt - dann aber aufhorchen: "Ich will von ihnen lernen und ihr Level erreichen. Wohin die Reise dann gehen kann wann, weiß ich nicht. Mein Ziel ist aber, 2025 auf einem Level mit Marc Marquez und Bagnaia zu fahren."
Wahrlich keine leichte Aufgabe, sammelte etwa Marquez in der abgelaufenen Saison auf dem gleichen Motorrad wie Di Giannantonio doch ganze 227 Punkte mehr. Von Bagnaia und dessen elf GP-Siegen, die nicht zum Titelgewinn reichten, wollen wir gar nicht erst sprechen. Hoffnungsvoll macht den 26-jährigen Römer jedoch, dass er auf der Ducati GP23 deutlich mehr zu leiden hatte als sein spanischer Kontrahent und die GP25 diese Probleme aus der Welt zu schaffen scheint.
Pirro macht Di Giannantonio Hoffnung: Kann sich entspannt zurücklehnen!
"Ich habe noch nicht allzu viel mit Michele [Pirro] gesprochen. Ducati und mein Team wollen nicht, dass ich zu viel Feedback von anderen Fahrern höre und dann mit gewissen Erwartungen auf das Motorrad steige. Ich soll mit einem klaren Kopf loslegen und meine eigenen Eindrücke sammeln", meint Di Giannantonio. "Trotzdem weiß ich natürlich, woran sie arbeiten und was sie testen. Die GP24 ist schon ein großer Schritt gegenüber der GP23 und die GP25 scheint nochmal etwas besser zu sein." Bagnaia und Marquez bestätigten diesen Eindruck später in ihren Medienrunden nach Testende.
Viel wichtiger dürften Di Giannantonio jedoch die Kommentare von Pirro gewesen sein. Dieser testete 2024 nämlich ausgiebig mit der GP24, fuhr im Barcelona-GP nochmal ein komplettes Rennwochenende auf der GP23 und im Test dann mehrere Stunden lang die GP25. Der Ducati-Testfahrer kann also das klarste Bild zeichnen - und das fällt erfreulich aus. Pirro meint gegenüber 'GPOne': "Ich kann ihm [Di Giannantonio, Anm.] sagen, dass er sich entspannt erholen kann. Denn das Bike ist ein großer Fortschritt gegenüber dem, was er zuletzt gewohnt war. Es fährt sich viel leichter, weil es in allen Bereichen verbessert wurde. Er muss also nur wieder richtig fit werden, dann kann er damit viel erreichen."
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