Die MotoGP-Saison 2024 endete gerade erst mit dem Barcelona-Grand-Prix, da wirft die neue Saison 2025 bereits ihre ersten Schatten voraus. Im Rahmen der letzten MotoGP-Testfahrten des Jahres konnten sich die 22 Stammfahrer am Dienstag schonmal mit ihren neuen Arbeitsgeräten vertraut machen. Marc Marquez fuhr beispielsweise erstmals in Rot, Weltmeister Jorge Martin debütierte für Aprilia. Dabei offenbarten sich einige spannende Erkenntnisse. Motorsport-Magazin.com liefert die Analyse zum Barcelona-Test.

MotoGP-Umsteiger fleißig, Ducati-Werksteam sparsam unterwegs

Beginnen wir mit den abgespulten Testkilometern. Hier zeigt sich nämlich direkt ein spannendes Bild, denn die Fahrer, die 2025 den MotoGP-Hersteller wechseln, waren in Barcelona gleich besonders fleißig. Marco Bezzecchi (84 Runden), Jorge Martin (77), Maverick Vinales (74) und Jack Miller (71) sortierten sich allesamt in den Top-Acht ein. Enea Bastianini verlor durch seinen Sturz in Kurve fünf, bei dem er seine KTM RC16 fast vollständig zerstörte, hingegen wichtige Testzeit. Er konnte am Dienstag nur 55 Runden drehen - die viertwenigsten aller Piloten. Sicherlich kein Start nach Maß in dessen Tech3-Zeit. Miguel Oliveira fuhr ebenfalls 'nur' 60 Runden, war damit nach seinem Handgelenksbruch aus Indonesien aber wohl auch am körperlichen Limit angelangt.

Fleißigster Pilot im Barcelona-Test war Trackhouse' Oliveira-Nachfolger Ai Ogura. Der Moto2-Weltmeister brachte es trotz Sturz in Kurve zwei auf beachtliche 86 Runden und startete sein MotoGP-Abenteuer damit bestmöglich. Somkiat Chantra und Fermin Aldeguer kamen nach ihren Stürzen hingegen nur auf 61 bzw. 58 Runden und gehen folglich mit deutlich weniger Erfahrungswerten in die Winterpause. Ansonsten noch auffällig: Die Ducati-Werkspiloten Francesco Bagnaia (55) und Marc Marquez (49) präsentierten sich nicht sonderlich fleißig, Letzterer drehte sogar einen Umlauf weniger als HRC-Testfahrer Aleix Espargaro. Bei Franco Morbidelli lässt sich die geringe Rundenanzahl damit erklären, dass er ja schon in der abgelaufenen Saison auf der Ducati GP24 saß und somit nichts Neues zum Ausprobieren hatte.

MotoGP-Rundenanalyse: Pedro Acosta unter Wert geschlagen

Blicken wir nun einmal darauf, wer in Barcelona die beste Pace an den Tag legte. Dazu haben wir die fünf schnellsten Rundenzeiten eines jenen Piloten zusammengenommen und einen Schnitt errechnet, um ein umfangreicheres Bild zu erhalten. Denn eine schnelle Runde allein sagt nicht immer viel über die tatsächliche Pace eines MotoGP-Fahrers aus. Dieser kann sich etwa kurz vor Schluss nochmal mit frischen Soft-Reifen zum einem sogenannten 'Glory-Run' auf die Strecke begeben und damit eine schnelle Rundenzeit angeschrieben haben, die das tatsächliche Kräfteverhältnis durcheinanderwirbelt.

Und gleich vorab: Solche 'Glory-Runs' gab es auch am Dienstag. Nicht aber bei Spitzenreiter Alex Marquez, der auch unser Klassement über fünf schnelle Runden noch anführt. Der Gresini-Pilot scheint sich auf der Ducati GP24 also direkt sehr wohlzufühlen und konnte nahtlos an seine guten Leistungen aus dem Barcelona-GP anknüpfen. Insgesamt schrumpft sein Vorsprung auf Fabio Quartararo jedoch minimal von vier auf drei Zehntelsekunden. Erstmals so richtig spannend wird es dahinter, denn Marc Marquez ist plötzlich neuer Dritter. Der Ducati-Neuling bringt - ebenso wie Raul Fernandez - einen besseren Schnitt als Teamkollege Francesco Bagnaia zusammen, was dessen starken Start in Rot nochmal unterstreicht.

Die durchschnittliche Pace der MotoGP-Piloten über die fünf besten Runden:

Position Fahrer Rundenzeit
1. Alex Marquez 1:39.228
2. Fabio Quartararo 1:39.502
3. Marc Marquez 1:39.663
4. Raul Fernandez 1:39.703
5. Francesco Bagnaia 1:39.710
6. Pedro Acosta 1:39.731
7. Brad Binder 1:39.880
8. Johann Zarco 1:39.912
9. Franco Morbidelli 1:40.038
10. Alex Rins 1:40.064
11. Jorge Martin 1:40.187
12. Maverick Vinales 1:40.189
13. Joan Mir 1:40.219
14. Marco Bezzecchi 1:40.231
15. Enea Bastianini 1:40.385
16. Luca Marini 1:40.420
17. Miguel Oliveira 1:40.545
18. Fermin Aldeguer 1:40.800
19. Ai Ogura 1:41.049
20. Jack Miller 1:41.135
21. Somkiat Chantra 1:41.562

Den größten Schritt nach vorne macht jedoch Pedro Acosta, der gleich drei Plätze klettert. Er verliert im Schnitt nur anderthalb Zehntel auf seine eigene Bestzeit und bewegt sich damit fast auf Augenhöhe mit Bagnaia. Auch die Honda-Piloten Johann Zarco, Joan Mir und Luca Marini kommen über fünf Runden deutlich besser weg. Die großen Verlierer sind dagegen Franco Morbidelli und Alex Rins, die im Schnitt eine halbe Sekunde auf ihre persönliche Bestmarke einbüßen. Hier haben wir also unsere beiden Piloten, die wohl einen 'Glory-Run' hinlegten und ihr eigentliches Ergebnis damit etwas aufhübschten. Ein kleines Loblied müssen wir dann noch auf Ogura singen. Denn der Trackhouse-Pilot war zwar nicht sonderlich schnell, dafür aber extrem konstant unterwegs. Er verlor im Schnitt nur eine Zehntel auf seine Bestzeit, so gut war sonst nur Jack Miller. Aldeguer und Chantra hatten dagegen deutlich größere Probleme, ihre Pace zu halten.

MotoGP-Topspeeds: Ducatis GP25 beeindruckt bereits

Abschließend noch der Blick auf die Topspeed-Werte des Barcelona-Tests. Auch hier wurden die fünf besten Werte eines jeden Piloten zusammengerechnet, um einen aussagekräftigeren Schnitt zu erhalten. Das Ergebnis ist eindeutig: Ducati scheint mit der ersten Spezifikation des GP25-Motors einen Volltreffer geladen zu haben. Vinales stellte dank Windschatten mit 354,0 km/h zwar den Höchstwert auf, im Schnitt war aber Francesco Bagnaia mit 352,9 km/h klar am besten unterwegs. Die vier KTM-Piloten folgen mit zwei bis drei km/h Rückstand. Martin und Bezzecchi hinkten weitere zwei km/h hinterher, womit Aprilia über den Winter also noch Nachholbedarf hat. Die Topspeed-Werte der restlichen Fahrer fallen ab, da dort gebrauchte Motoren zum Einsatz kamen.

Welche Erkenntnisse habt ihr aus dem Barcelona-Test gezogen? Sagt es uns in den Kommentaren!

Martin-Crash, Marquez stark: Der MotoGP-Test von Barcelona. (05:36 Min.)