Die MotoGP-Saison 2023 liegt hinter uns. Von Mitte März bis Ende November standen insgesamt 20 Rennwochenenden auf dem Programm, eine Rekordzahl von 39 Rennen [20 Grand Prix und 19 Sprints, Anm.] wurde dabei absolviert. Francesco Bagnaia krönte sich erneut zum Champion, Pramac Ducati wurde als erster Privatrennstall Team-Weltmeister. Doch das war längst nicht alles: Es wurden noch viel mehr Rekorde gebrochen und persönliche Bestmarken verbessert. Wir haben für euch alle Zahlen zur MotoGP-Saison 2023.
Kategorie 1: Rennsiege
20 Grand-Prix-Siege wurden 2023 insgesamt ausgefahren. Weltmeister Francesco Bagnaia verzeichnete mit sieben die meisten Erfolge, er gewann also knapp ein Drittel aller Hauptrennen (35%). Insgesamt steht der gebürtige Turiner nun bei 18 GP-Siegen und ist damit dritterfolgreichster Italiener in der WM-Geschichte. In Indonesien gelang Bagnaia dabei ein ganz besonderer Sieg: Er gewann vom 13. Startplatz. In einem Trockenrennen hatte zuletzt 2006 Marco Melandri von so weit hinten noch triumphieren können. Gleichzeitig war es der 500. Sieg für Reifenhersteller Michelin in der Königklasse.
Insgesamt konnten 2023 acht unterschiedliche Fahrer einen Grand Prix gewinnen. Sechs dieser Piloten wurden von Ducati gestellt, nie konnte ein Hersteller mehr verschiedene Sieger in einer einzigen Saison vorweisen. Insgesamt fuhr Ducati 17 von 20 GP-Siegen ein, auch das entspricht einem neuen Rekord. Gleich drei Fahrer konnten 2023 ihren ersten MotoGP-Sieg feiern: Marco Bezzecchi, Johann Zarco und Fabio Di Giannantonio. Letzterer ist bereits der 12. Debütsieger seit dem Saisonauftakt 2020 in Jerez. Zarco wiederum ist erst der fünfte Franzose, der in der Königsklasse gewinnen konnte. Durch seinen Sieg in Australien konnte er zudem den ungeliebten Rekord für die meisten Podien ohne Rennsieg wieder an Colin Edwards (12) abgeben.
Besonders kurios: Obwohl im MotoGP-Jahr 2023 eine geteilte Rekordzahl von 20 Grand Prix absolviert wurde, konnte kein Pilot zwei Hauptrennen in Folge gewinnen. Das gab es zuletzt in der Premierensaison der Motorrad-WM im Jahr 1949. Neben Ducati konnten im abgelaufenen Jahr auch Aprilia und Honda mindestens einen Grand Prix gewinnen. Die Japaner triumphierten mit Alex Rins in Austin erstmals seit September 2021, der LCR-Rennstall siegte erstmals seit April 2018 wieder. Yamaha dagegen blieb 2023 erstmals seit 2003 wieder ohne MotoGP-Sieg in einer Saison.
Kategorie 2: Podien
Francesco Bagnaia sammelte 2023 auch die meisten Podestplätze, was seine Stärke am Rennsonntag unterstreicht. Er landete bei drei Vierteln aller GPs in den Top Drei (15-mal) und kann damit fast doppelt so viele Podiumsplatzierungen vorweisen wie sein erster Verfolger Jorge Martin (8). Insgesamt schafften es in der zurückliegenden Saison 15 der 22 Stammfahrer auf das Podest, damit konnte der Rekordwert aus den Jahren 2020 und 2021 eingestellt werden. Zwei Fahrer standen 2023 erstmals auf dem Rostrum: Luca Marini und Fabio Di Giannantonio.
Ducati war 2023 bei jedem einzelnen Grand Prix mit mindestens einem Fahrer auf dem Podium vertreten. Zuletzt fand sich Borgo Panigale vor 46 Rennen beim Silverstone GP 2021 nicht unter den Top Drei wieder. Zweimal wurde das Podest 2023 sogar nur aus Privatfahrern zusammengesetzt: In Argentinien und Frankreich. Zuvor gab es das in der gesamten MotoGP-Geschichte nur zweimal: 2002 in Katar und 2020 in Portugal.
In Thailand erreichten Martin, Bagnaia und Brad Binder das Ziel innerhalb von 0,253 Sekunden. Das entspricht der viertengsten Top Drei aller Zeiten. Zudem wurden die Top 15 auf dem Chang International Circuit nur durch 15,093 Sekunden getrennt. Enger lagen die Top 15 nur beim Doha Grand Prix 2021 zusammen: 8,928 Sekunden.
Kategorie 3: Sprints
Der Premierensieg in einem MotoGP-Sprint ging an Francesco Bagnaia, die meisten Erfolge im neuen Rennformat sammelte aber Jorge Martin. Er gewann gleich neun der 19 Ausgaben und dabei auch sieben der letzten acht. Der 'Martinator' war 2023 auch der einzige Fahrer, der in jedem Sprint Punkte sammeln konnte. Mit Takaaki Nakagami und Joan Mir blieben sogar zwei Stammfahrer ganz ohne Punkteankunft. Insgesamt siegten sechs unterschiedliche Fahrer, 13 Piloten schafften es in die Top Drei.
Ducati dominierte 2023 auch diese Wertung: Sie gewannen 16 von 19 MotoGP-Sprints. KTM gelang das Kunststück, zwar zwei Sprints zu gewinnen, aber keinen Grand Prix. Gleiches gilt für Brad Binder und Alex Marquez. Aprilia kann dank Aleix Espargaro einen Sprintsieg vorweisen, Honda und Yamaha blieben sieglos.
Kategorie 4: Ausfälle
22 Stammfahrer gingen in die Saison 2023 - und die MotoGP erlebte kein einziges Rennen, in dem auch alle 22 an den Start gehen konnten, weder im Sprint noch im Grand Prix. Mindestens ein Pilot fehlte immer verletzt. Bereits nach 14 von 20 Rennwochenenden wurde mit 41 verletzungsbedingten Ausfällen ein neuer Rekord aufgestellt. Acht weitere sollten noch hinzukommen, womit 2023 letztlich 49-mal Stammfahrer verletzt zusehen mussten.
Insgesamt verzeichnete die Königsklasse 358 Stürze, womit der Vorjahreswert (335) übertroffen wurde. Marc Marquez war dabei am sturzanfälligsten, er landete ganze 29-mal im Kiesbett und stellte damit einen neuen persönlichen Rekord auf. Am Sachsenring crashte er sogar fünfmal an nur einem Wochenende. Honda-Teamkollege Joan Mir (24) folgt auf Platz zwei vor Aleix Espargaro und Augusto Fernandez (je 23). Weltmeister Francesco Bagnaia verzeichnete gemeinsam mit Franco Morbidelli und Maverick Vinales die wenigsten Stürze (7).
Franco Morbidelli ist zeitgleich auch der einzige Fahrer, der bei allen 39 Rennen im Jahr 2023 ins Ziel kam, alle anderen verzeichneten mindestens einen Ausfall. Für den Bestwert im negativen Sinn sorgt hier Joan Mir, der gleich 13 DNFs verzeichnete, alle durch Stürze. Auf dem geteilten zweiten Platz folgen Miguel Oliveira und Aleix Espargaro, wobei diese beiden jeweils auch dreimal durch Defekte gestoppt wurden. Mehr Pech hatte einzig Raul Fernandez, der gleich viermal durch technische Gebrechen nicht ins Ziel kam. Insgesamt kommt Aprilia auf 12 Defekte im Rennen, kein anderer Hersteller musste auch nur annähernd so viele verzeichnen.
Kategorie 5: Weitere bemerkenswerte Zahlen
Insgesamt 2.857.925 MotoGP-Fans pilgerten im Jahr 2023 zu den Rennen. Damit wurde der Alltime-Rekord aus der Saison 2018 nur um knapp 26.000 Zuschauer verpasst. In Frankreich wurde mit 278.805 Besuchern ein neuer MotoGP-Rekord aufgestellt, am Sachsenring sorgten 233.196 Zuschauer für das größte Sportevent Deutschlands im Jahr 2023.
17 verschiedene Piloten konnten 2023 mindestens eine Rennrunde anführen. Dabei dominierten zwei Fahrer: Francesco Bagnaia (229) und Jorge Martin (213). Marco Bezzecchi folgt erst mit 73 Runden. Maverick Vinales (40), Jack Miller (25), Luca Marini (4), Michele Pirro (3), Marc Marquez (2), Franco Morbidelli (2) und Miguel Oliveira (1) führten, ohne letztlich auch ein Rennen zu gewinnen. Kurios: Aleix Espargaro genügten 13 Führungsrunden für drei Siege, Johann Zarco führte nur nach dem letzten Umlauf im Australien GP.
Auf eine Runde gesehen gab es 2023 kein Vorbeikommen an Marco Bezzecchi. Er sicherte sich zehn von insgesamt 39 schnellsten Rennrunden und damit mehr als ein Viertel. Einzig Francesco Bagnaia, Jorge Martin und Enea Bastianini können noch mehr als zwei vorweisen. Bezzecchi sicherte sich zudem auch 12 Trainingsbestzeiten, knapp mehr als Martin mit elf. Weltmeister Bagnaia führte nur vier Trainingssitzungen an. Insgesamt sicherten 18 verschiedene Piloten 2023 eine Trainingsbestzeit, darunter mit Dani Pedrosa und Michele Pirro auch zwei Wildcards.
Aleix Espargaro absolvierte in Valencia seinen 237. GP-Start in der MotoGP. Damit ist er im Alltime-Ranking auf Platz vier angekommen. Im kommenden Jahr kann er Andrea Dovizioso (248) und Alex Barros (245) überholen, dann liegt nur noch Valentino Rossi (372) vor ihm. In Silverstone wurde Aleix Espargaro auch zum neunten unterschiedlichen Sieger des Großbritannien GP in den letzten neun Gastspielen.
Alex Rins stieg mit seinem Triumph in Austin erst zum achten MotoGP-Piloten auf, der ein Rennen mit zwei unterschiedlichen Fabrikaten gewinnen konnte. Durch seinen Yamaha-Wechsel kann er 2024 zum ersten Fahrer werden, der es auch mit drei verschiedenen Herstellern auf die oberste Stufe des Podests geschafft hat. Jack Miller und Maverick Vinales haben diese Gelegenheit ebenso.
Dani Pedrosa glänzte 2023 bei seinen zwei Wildcard-Einsätzen. In Misano sorgte er mit Platz vier sogar für einen neuen Bestwert eines Gaststarters in Trockenbedingungen. Alle vergleichbaren Ergebnisse wurden bislang im Nassen oder in Mischbedingungen eingefahren. Insgesamt sammelte Pedrosa bei seinen zwei Teilnahmen 32 Punkte und landete damit im Gesamtklassement vor zwei Stammfahrern: Joan Mir (26) und Pol Espargaro (15).
2023 viel die Titelentscheidung in der Fahrer-WM zum fünften Mal in der MotoGP-Ära erst beim letzten Saisonrennen. Zum ersten Mal in der Geschichte war das damit sogar zwei Jahre in Folge der Fall.
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