20 Rennwochenenden absolvierte die Motorrad-Weltmeisterschaft im Jahr 2023 und stellte somit den Rekordwert aus der Vorsaison ein. Trotz Einführung der Sprints in der MotoGP-Klasse konnte der Sturzrekord aus 2017 aber nicht gebrochen werden. Mit 1012 Abflügen gab es in der abgelaufenen Saison fast 100 Crashes weniger als im Vorjahr (1106). Die sturzreichste Klasse war dabei die MotoGP mit insgesamt 358 Stürzen, womit der Vorjahreswert von 335 Abflügen übertroffen wurde. Die Moto2-Klasse, letztes Jahr noch Spitzenreiter mit 428 Crashes, kam 2023 nur noch auf 344 Ausrutscher und die Moto3-Piloten hatten sich mit 310 Stürzen am besten im Griff.

Marc Marquez: Der MotoGP-Sturzkönig 2023

Die ungeliebte Position als Spitzenreiter der Sturz-Piloten in der MotoGP nahm 2023 ausnahmsweise mal kein Rookie ein - im Gegenteil: Ausgerechnet Honda-Superstar Marc Marquez sorgte in der abgelaufenen Saison für den Bestwert. Mit insgesamt 29 Abflügen stellte er sogar einen persönlichen Rekord auf. Trauriger Höhepunkt dabei: Der Deutschland Grand Prix. Während dem Sachsenring-Wochenende stürzte Marquez bis zum Warm Up am Sonntagmorgen gleich fünfmal und verzichtete anschließend angeschlagen auf eine Teilnahme am Hauptrennen.

Auf Platz zwei sortierte sich Honda-Teamkollege Joan Mir ein. Der ehemalige Suzuki-Pilot landete in seiner ersten Saison in Repsol-Farben gleich 24-mal im Kiesbett. Besonders erschreckend: Marquez verpasste aufgrund mehrerer Verletzungen drei Rennwochenenden komplett und musste in zwei weiteren Grand Prix zusehen, Mir fehlte zweimal vollständig und zog sich von drei weiteren Wochenenden vorzeitig zurück. Die Sturzanzahl der beiden Honda-Piloten hätte also durchaus noch höher ausfallen können.

Hinter ihnen landeten Aleix Espargaro und der einzige MotoGP-Rookie 2023 Augusto Fernandez mit je 23 Stürzen auf dem geteilten dritten Platz. Weltmeister Francesco Bagnaia verzeichnete im abgelaufenen Jahr nur sieben Abflüge und war damit gemeinsam mit VR46-Academykollege Franco Morbidelli und Aprilia-Pilot Maverick Vinales zuverlässigster Stammfahrer. Auch Fabio Quartararo (9) und Alex Rins (8) konnten ihre Sturzzahl im einstelligen Bereich halten. Letzterer verpasste verletzungsbedingt aber auch 12 von 20 Rennwochenenden.

KTM-Fahrer stürzten 2023 am häufigsten

Einzig dem langen Ausfall von Rins ist es auch zu verdanken, dass Honda den Spitzenplatz der Crash-Statistik bei den Herstellern nach zwei Jahren in Folge wieder abgeben konnte. Absolut gesehen führt hier zwar erneut Ducati mit insgesamt 121 Stürzen, allerdings stellt der Konstrukteur aus Borgo Panigale mit acht Maschinen auch doppelt so viele Motorräder wie die Konkurrenz von Honda, KTM und Aprilia. Yamaha war 2023 sogar nur mit zwei Motorrädern am Start.

Pro Fahrer kommt somit KTM auf die höchste Sturzquote: Brad Binder, Jack Miller, Pol Espargaro und Augusto Fernandez landeten insgesamt 75-mal im Kiesbett, was einem Wert von 18,75 Abflügen pro Fahrer entspricht. Honda folgt mit 18,5 Stürzen pro Fahrer knapp geschlagen auf Platz zwei, dann Ducati (15,125 Stürze/Fahrer) und Aprilia (14,5 Stürze/Fahrer). Einzig die beiden Yamaha-Piloten Quartararo und Morbidelli hatten sich gut im Griff. Sie kommen gemeinsam nur auf acht Stürze pro Fahrer und zählten auch im Vorjahr schon zu den sichersten Fahrern der Königsklasse.

Aron Canet und David Alonso sind Sturzkönige in Moto2 und Moto3

In der Moto2 produzierte einmal mehr Aron Canet den meisten Schrott. Der scheidende Pons-Pilot stürzte 2023 ganze 24-mal. Hinter ihm folgen Alonso Lopez (21 Stürze), Jake Dixon und Zonta van den Goorbergh (je 18 Stürze). Lukas Tulovic gehörte mit 15 Crashes ebenfalls zum sturzanfälligeren Teil des Moto2-Feldes, die Shootingsstars Pedro Acosta (7) und Fermin Aldeguer (4) hatten sich hingegen gut im Griff.

Aron Canet ist Crashkönig der Moto2 im Jahr 2023, Foto: LAT Images
Aron Canet ist Crashkönig der Moto2 im Jahr 2023, Foto: LAT Images

In der kleinsten Klasse war Moto3-Rookie David Alonso am häufigsten im Kiesbett vorzufinden: Er stürzte insgesamt 23-mal. Diogo Moreira folgt mit 18 Stürzen auf Platz zwei, dann Filippo Farioli (17), Daniel Holgado, David Munoz und Kaito Toba (jeweils 16). Moto3-Weltmeister Jaume Masia stürzte nur achtmal und blieb damit erstmals seit 2017 wieder im einstelligen Bereich - auch ein Grund für seinen Titelgewinn gegen Ayumu Sasaki, der elfmal im Kiesbett landete.

Frankreich und Indien werden 2023 zu Sturz-Hotspots

Zwischen 2019 und 2021 kamen drei Jahre in Folge während des Frankreich-Wochenendes über alle drei Klassen hinweg die meisten Fahrer zu Sturz, ehe der Portugal Grand Prix im Vorjahr für Abwechslung sorgte. Doch dabei handelte es sich wohl nur um eine wetterbedingte Ausnahme, denn 2023 ist der Frankreich-GP zurück an der Spitze - allerdings nur auf einem geteilten ersten Platz. Denn in MotoGP, Moto2 und Moto3 kamen nicht nur in Le Mans insgesamt 79 Fahrer zu Fall, sondern auch bei der Premiere des Buddh International Circuit in Indien.

Der Amerika Grand Prix auf dem Circuit of the Americas sorgte mit 69 für die drittmeisten Stürze und auch in Malaysia (65), Indonesien (60), Großbritannien (58) und Portugal (57) bekamen die Zuschauer viele Abflüge zu sehen. Die wenigsten Stürze gab es 2023 in Argentinien, wo über alle Klassen hinweg nur 23 Piloten zu Fall kamen, obwohl der Rennsonntag von heftigen Regenfällen beeinträchtigt wurde. Thailand, Barcelona (je 29) und Katar (30) erwiesen sich ebenfalls als recht 'sichere' Rennstrecken.