Seitdem der ehemalige MotoGP-Fahrer Dani Pedrosa im September beim Misano-GP als KTM-Gaststarter mit zwei sensationellen vierten Plätzen im Sprint und Hauptrennen aufhorchen ließ, wird diskutiert, ob das Leistungsniveau der Königsklasse tatsächlich besonders hoch sei. Schließlich ist Pedrosa mittlerweile schon 38 Jahre alt und seit 2019 'MotoGP-Rentner'.

Sicherlich hat Dani Pedrosa einige MotoGP-Stars alt aussehen lassen, vor allem seine KTM-Kollegen Brad Binder und Jack Miller, die er hinter sich ließ. Allerdings sollte zur Bewertung dieser Glanzleistung auch die Vorbereitung von hunderten Testrunden berücksichtigt werden, die der Spanier auf der RC16 in Misano absolvierte. Dazu war der ehemalige Honda-Pilot mit einem neuartigen Karbonchassis unterwegs, welches seinen KTM-Kollegen zu diesem Zeitpunkt nicht zur Verfügung stand.

Dani Pedrosa ließ die Konkurrenz in Misano alt aussehen, Foto: LAT Images
Dani Pedrosa ließ die Konkurrenz in Misano alt aussehen, Foto: LAT Images

Beim Malaysia-Grand-Prix der MotoGP kam es zu einem weiteren Wildcard-Einsatz eines Ex-MotoGP-Piloten. Alvaro Bautista durfte auf einer aktuellen Ducati Desmosedici sein erstes MotoGP-Wochenende seit fünf Jahren abhalten. Der Spanier kam im Rennen in Sepang allerdings nicht über einen enttäuschenden 17. Rang hinaus. Wie Bautista später offenbarte, litt er während des Wochenendes an einer Nackenverletzung, die er sich bei einem WSBK-Sturz zugezogen hatte.

Der 39-Jährige war von 2010 bis 2018 insgesamt neun Jahre lang MotoGP-Pilot und teilte die Strecke mit Legenden wie Casey Stoner, Valentino Rossi, Jorge Lorenzo und Marc Marquez. Seine beste Saison feierte der Spanier 2012, als er sich mit Gresini Racing, welches damals Honda-Kundenteam war, den fünften Gesamtrang sicherte. Bautista hat damit eine gute Ausgangslage, um das Leistungsniveau der neuen MotoGP-Ära mit dem der vergangenen zehn Jahre zu vergleichen. Dabei kommt er zu einem klaren Schluss.

"Für mich ist das klar: Das ist die Weltmeisterschaft, das ist das höchste Level an Motorradfahrern", war sich Wildcard-Pilot Alvaro Bautista nach seinem Gaststart in Malaysia Anfang November sicher. Die Veränderungen seit seinem MotoGP-Abschied benannte Bautista nach dem Malaysia-GP wie folgt. "Der größte Unterschied sind die Zeitenabstände. Es ist viel enger als es noch vor ein paar Jahren war", ist sich der 38-Jährige sicher. "Heutzutage verlierst du nicht einmal eine Sekunde und bist trotzdem hinten im Feld, das Level ist unglaublich hoch."

Alvaro Bautista beim Malaysia GP der MotoGP
Bautista blieb bei seiner Malaysia-Wildcard erfolglos, Foto: LAT Images

Auch technisch erkennt der Spanier einen Fortschritt. "Die Bikes sind technisch enger beisammen. Zu meiner Zeit war die Lücke zwischen Werks- und Privatmaschinen viel größer", stellte Bautista klar. Wie groß der Unterschied zu den Werksbikes 2018 war, zeigte Bautista beim Australien-Grand-Prix auf. Der Spanier ersetzte damals den verletzten Jorge Lorenzo im Ducati-Werksteam und sicherte sich überraschend den vierten Platz im Rennen auf Phillip Island. Bautista war 2018 Stammfahrer im Angel Nieto Team und kämpfte um Positionen im Mittelfeld.

Tatsächlich ist das MotoGP-Feld in den letzten fünf Jahren deutlich enger zusammengerückt, wie die Zahlen belegen. 2018 betrug der Rückstand des Letzten zum Rennsieger durchschnittlich 51,4 Sekunden. 2023 waren es nur noch 33,1 Sekunden. Auch in der Anzahl der Rennsieger hat sich die Königsklasse seither gesteigert. 2018 konnten fünf verschiedene Piloten einen GP-Sieg einfahren, darunter mit Cal Crutchlow 'nur' ein Privatfahrer. Fünf Jahre später sah die MotoGP-Welt acht verschiedene Sieger, die Werksmannschaften hatten mit drei Saisonsiegern dabei sogar das Nachsehen gegen die Privatteams, die fünf GP-Sieger stellten.