Überhitzende Vorderreifen, eine umstrittene Mindestdruckregel und ein nachträglicher Strafenhagel seit Silverstone - MotoGP-Reifenausrüster Michelin stand während der Saison 2023 häufig in der Kritik. Ab der kommenden Saison wird nun auch noch das Reglement verändert: Jeder Pilot, der den Mindestdruck unterschreitet, wird disqualifiziert. Die Verantwortlichen der MotoGP und Michelin müssen also dringend reagieren, um ein Strafenfiasko zu vermeiden.

Bereits zu Beginn der Saison 2023 hatte Michelin-Zweiradmanager Piero Taramasso offenbart, dass an einer neuen Spezifikation für die Saison 2025 gearbeitet wird. Die aktuelle Variante der Pneus ist mit der abgelaufenen Saison bereits seit sieben Jahren im Einsatz. Damals befanden sich die MotoGP-Bikes technisch noch auf einem anderen Stand. Taramasso sprach daher von einer "großen Veränderung", die Michelin vornehmen wird. Der neue 2025er-Vorderreifen wird daher sowohl eine neue Karkasse als auch eine veränderte Gummimischung aufweisen.

Die neue Reifentechnologie soll die Probleme der Saison 2023 lösen, da sie besser an die aktuellen MotoGP-Bikes angepasst ist. So soll die neue Konstruktion ein Überhitzen sowie einen Druckanstieg, welcher momentan beim Verfolgen anderer Motorräder entsteht, verhindern. Der Saisonstart 2024 kommt für die neue Reifengeneration allerdings zu früh.

In Valencia kamen bereits die neuen 2024er-Mischungen zum Einsatz, Foto: LAT Images
In Valencia kamen bereits die neuen 2024er-Mischungen zum Einsatz, Foto: LAT Images

Der Einführung des neuen Einheitsreifen der Königsklasse soll über zwei Schritte erfolgen. Der erste sieht die Einführung der neuen Gummimischungen mit dem Saisonstart 2024 vor, mit dem zweiten Schritt soll ein Jahr später die neue Karkasse der Michelin-Pneus eingeführt werden. So sollen sich Teams und Fahrer besser an die bevorstehende Entwicklung des 'schwarzen Goldes' anpassen können.

Beim Valencia-Test kam es zu einem ersten Einsatz der neuen weichen und mittleren 2024-Mischungen an den Maschinen der Stammpiloten. Zuvor wurden die Neuentwicklungen bereits bei Testfahrten der Entwicklungsfahrer validiert. Auch die harte 2025er-Mischung stand in Valencia zur Verfügung, allerdings ging bei kühlen Temperaturen und starkem Wind keiner der Piloten mit der härtesten Mischung auf die Piste. Des Weiteren testete lediglich ein Fahrer die neue Medium-Mischung.

Das Feedback des MotoGP-Feldes sei dabei positiv ausgefallen, wie Taramasso verriet. "Bei den neuen Mischungen haben wir gute Ergebnisse erzielt", freute sich Taramasso. "Die Fahrer fanden sie gleich oder besser als die ältere Technologie. Der neue Reifen verleiht mehr Grip. Er sorgt für eine bessere Konstanz. Das ist ein guter Hinweis."

Weltmeister Francesco Bagnaia testete in Valencia die weiche Mischung am Vorderreifen und zeigte sich erfreut über die Arbeit Michelins. "Die neuen Reifen sind sehr gut. Sie geben denselben Grip und gleichzeitig mehr Stabilität", so der Ducati-Werkspilot. Auch Teamkollege Enea Bastianini stimmte zu. "Vor allem am Kurveneingang sind sie besser, dort spürst du mehr Grip."

Auch Enea Bastianini gab Michelin positives Feedback, Foto: LAT Images
Auch Enea Bastianini gab Michelin positives Feedback, Foto: LAT Images

"Jetzt werden wir viele Daten analysieren und die Mischungen für Sepang und Katar erneut mitbringen, sowohl vorne als auch hinten", kündigte Taramasso das Programm für die Wintertestfahrten 2024 an. Die neuen Concession-Regelungen, welche die MotoGP verabschiedet hat, kommen nun auch Michelin zugute. So dürfen neben den Test- und Entwicklungsfahrern der Werke auch die Yamaha- sowie Honda-Stammfahrer am 'Shakedown'-Test teilnehmen. Damit werden Michelin Feedback und Daten von insgesamt acht Testtagen vor dem Saisonauftakt in Katar zur Verfügung stehen.