Die MotoGP und Vorderreifen von Einheitshersteller Michelin? Das ist längst keine Liebesbeziehung mehr. Im Gegenteil: Seit Jahren steht das Gummi aus Frankreich stark in der Kritik, da es den modernen Anforderungen der Königsklasse nicht mehr gewachsen ist. Immer komplexere Aero-Anbauten an den Motorrädern und Ride-Height-Devices haben dazu geführt, dass die Vorderreifen von Michelin im Verkehr schnell zur Überhitzung neigen und somit für erhöhte Sturzgefahr sowie schlechteres Racing sorgen.
Zur Saison 2025 wollte Michelin endlich darauf reagieren und einen neuen Vorderreifen einführen, doch die Erlösung bleibt aus. Nach dem Misano-Test im September, in dem die MotoGP-Piloten das neue Gummi 30 Minuten lang getestet hatten, verkündete das französische Unternehmen aus Clermont-Ferrand den Rückzug. "Wir haben uns dazu entschlossen, die Einführung um eine Saison von 2025 auf 2026 zu verschieben", verriet Michelin-Motorsportchef Piero Taramasso damals und erklärte: "Wir brauchen noch mehr Zeit." Die genauen Hintergründe könnt ihr hier nochmal nachlesen:
Michelin testet neue Vorderreifen-Variante in Barcelona
Auf das damalige Feedback der MotoGP-Stars reagierend, brachte Michelin nun eine neue Version des Vorderreifens für 2026 mit nach Barcelona für die letzten Testfahrten des Jahres. Eine gesonderte Session, in der alle Fahrer zum Testen der neuen Front verpflichtet waren, gab es diesmal nicht. Dennoch ließen sich am Dienstag einige Fahrer die Chance nicht nehmen, sich einen ersten Eindruck vom neuen Gummi zu verschaffen. Das Feedback viel dabei eindeutig aus.
"Das war nicht so schlecht", kommentierte etwa der neue KTM-Werkspilot Pedro Acosta in seiner Medienrunde. "Das war eine Soft-Variante. Anfangs war es etwas schwierig, den Reifen aufzuwärmen - oder nicht aufzuwärmen, aber wenn du dich in die Kurven gelehnt hast, dann hast du mehr Felge als Reifen auf dem Asphalt gespürt. Sobald der Reifen jedoch heißer wurde, hat es sich ziemlich gut angefühlt und viel besser als die Variante, die wir in Misano hatten." Teamkollege Brad Binder stimmte kurz und prägnant zu: "Er hat sich nicht schlecht angefühlt, ich kann mich nicht beschweren."
Das KTM-Duo gab damit den Tenor vor, der auch im restlichen MotoGP-Feld grundsätzlich vorherrschte. "Ich hatte mehr oder weniger das gleiche Gefühl wie in Misano. Wenn du aus der Box herausfährst, fühlt sich das Bike zunächst sehr schwer an. Sobald du den Reifen aber etwas massierst und aufwärmst, fühlt sich alles ganz normal an. Sie haben da gute Arbeit mit der Front geleistet. Die größte Verbesserung ist, dass du jetzt mit viel stärker angezogener Bremse in die Kurven einlenken kannst. Da fühlt es sich so an, als wäre das Limit jetzt noch weiter verschoben worden. Ich sehe keine negativen Aspekte", lobte etwa Luca Marini und auch Raul Fernandez meinte: "Ich habe keinen Schwachpunkt gesehen."
MotoGP-Piloten sicher: Vorderreifen könnte schon 2025 eingeführt werden
Der entthronte Weltmeister Francesco Bagnaia, in Misano schon großer Fan des neuen Vorderreifens, hatte diesmal laut eigener Aussage keine Zeit, um den neuen Reifen im Barcelona-Test auszuprobieren. Er hatte jedoch keine Zweifel daran, dass die neue Variante zufriedenstellend und bereits jetzt einsatzbereit wäre. "Ja, er ist bereit", stimmte auch VR46-Academy-Kumpel Marini zu.
Dass diese Aussagen nochmal zu einem Umdenken bei Michelin führen werden, muss jedoch bezweifelt werden, womit sich MotoGP-Fans auch 2025 nochmal mit Temperaturanfälligkeit, Reifendruck und vor allem auf Strecken wie dem Red Bull Ring oder dem Sepang International Circuit mit statischem Racing umherschlagen müssen. Das Feedback macht jedoch Hoffnung, dass zumindest ab 2026 ein Schritt in die richtige Richtung gelingt. Bis dahin kann Michelin die Zeit nutzen, um das neue Front-Gummi noch weiter zu verbessern. Denn Acosta meint auch: "Wenn ich zwischen diesem und der Variante aus Misano wählen müsste, würde ich den von hier nehmen. Insgesamt mag ich meine Standardreifen [aus 2024, Anm.] aber schon noch etwas mehr."
diese MotoGP Nachricht