Erst 14 Rennwochenenden sind in der MotoGP-Saison 2023 absolviert, sechs Grand Prix stehen in den kommenden acht Wochen bis Ende November noch aus. Auf die Rennen in Indonesien, Australien und Thailand folgt ein weiterer Triple-Header mit Abstechern nach Malaysia, Katar und schließlich Valencia. Dabei ist schon jetzt klar: Die MotoGP-Saison 2023 wird als verletzungsreichste Saison in die Geschichte eingehen.

Nie gab es in der Königsklasse mehr Ausfälle von Stammfahrern als in diesem Jahr - und das nach nicht einmal drei absolvierten Vierteln der Saison. Marc Marquez, Joan Mir, Miguel Oliveira, Raul Fernandez, Pol Espargaro: Die Liste der zwischenzeitlich abstinenten Piloten ist lang. Beim vergangenen Rennwochenende in Japan fehlten mit Enea Bastianini, Alex Marquez, Luca Marini und Alex Rins gleich vier Stammfahrer verletzt.

Grand PrixAnzahlAusfälle
Portugal2Pol Espargaro, Enea Bastianini
Argentinien4Pol Espargaro, Enea Bastianini, Marc Marquez, Miguel Oliveira
Amerika3Pol Espargaro, Enea Bastianini, Marc Marquez
Spanien3Pol Espargaro, Enea Bastianini, Marc Marquez
Frankreich4Pol Espargaro, Enea Bastianini, Miguel Oliveira, Raul Fernandez
Italien3Pol Espargaro, Alex Rins, Joan Mir
Deutschland4Pol Espargaro, Alex Rins, Joan Mir, Marc Marquez
Dutch TT4Pol Espargaro, Alex Rins, Joan Mir, Marc Marquez
Großbritannien1Alex Rins
Österreich1Alex Rins
Katalonien1Alex Rins
San Marino2Alex Rins, Enea Bastianini
Indien4Alex Rins, Enea Bastianini, Luca Marini, Alex Marquez
Japan4Alex Rins, Enea Bastianini, Luca Marini, Alex Marquez

Insgesamt lassen sich nach 14 der 20 Rennwochenenden der MotoGP-Saison 2023 bereits 41 Ausfälle von Stammfahrern verzeichnen. Angeführt wird diese Liste von Rins, der bereits neunmal zusehen musste. Es folgen Espargaro und Bastianini mit je acht Ausfällen. MotoGP-Superstar Marc Marquez konnte fünfmal verletzungsbedingt nicht teilnehmen, Honda-Teamkollege Mir viermal. Damit führt der HRC-Konzern bei den Herstellern deutlich mit insgesamt 18 der 41 Ausfälle. Oliveira, Marini und Alex Marquez fehlten je zweimal, Raul Fernandez musste in Frankreich einmal passen.

Besonders bezeichnend: Nie gab es im Jahr 2023 einen Sprint oder Grand Prix, an dem alle 22 Stammpiloten teilnehmen konnten. Zum ersten Sprint der MotoGP-Geschichte in Portimao fehlte bereits Pol Espargaro nach seinem schweren Sturz im 2. Training, im Hauptrennen musste dann auch Bastianini mit einer Schulterverletzung zusehen. Eine Woche später in Argentinien fehlten zusätzlich auch Marc Marquez und Oliveira. Und so ging es dann immer weiter: Bis zum bereits angesprochenen Japan-GP vergangene Woche fehlte immer mindestens ein Stammfahrer verletzt.

Bisherige Rekord-Saison 2013 bereits weit übertroffen

Bislang lag die höchste Anzahl an verletzungsbedingten Ausfällen in einer Saison seit Einführung der MotoGP-Klasse im Jahr 2002 bei 32 (Saison 2013). Damals sorgten allen voran Ben Spies und Karel Abraham für diese hohe Anzahl, verpassten sie doch weite Strecken der gesamten Saison mit unterschiedlichen Verletzungen. Allerdings mussten auch Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa, Stefan Bradl, Andrea Iannone und Hiroshi Aoyama bei mindestens einen Grand Prix verletzt passen.

SaisonAusfälleStammfahrerRennanzahl
2023412214 (+14)
2013322418
2004312416
2016262118
2005252117
2018212419
2012212118
2020202214
2022192420

Auf Platz zwei folgt die MotoGP-Saison 2004, als insgesamt 31 verletzungsbedingten Ausfälle verzeichnet wurden. Die Jahre 2016 (26 Ausfälle) und 2005 (25 Ausfälle) waren ebenfalls von zahlreichen Verletzungen geprägt. Werden die Corona-bedingten Ausfälle von Valentino Rossi und Iker Lecuona mit einberechnet, steht auch die Saison 2020 weit vorne im Ranking (ebenfalls 25 Ausfälle). Bleiben sie außen vor, liegt das Jahr mit 20 Ausfällen, die natürlich allen voran auf die verletzungsbedingte Abstinenz von Honda-Star Marc Marquez zurückzuführen sind, eher im Mittelfeld.

Die geringste Anzahl an Ausfällen verzeichnete die MotoGP im Jahr 2006, als nur achtmal Fahrer verletzt fehlten. Die Hälfte der Ausfälle ging dabei auf das Konto von Ducati-Pilot Sete Gibernau. Toni Elias fehlte zweimal, Casey Stoner und Jose Luis Cardoso mussten einmal zusehen. Auf dem geteilten zweiten Platz folgen die Saison 2007, 2008 und 2009 mit je neun verletzungsbedingten Ausfällen. In die Nähe solch niedriger Zahlen kam die MotoGP in den vergangenen Jahren einzig 2017, als nur 14-mal Fahrer verletzt ausfielen.

Zahlreiche Verletzungen: MotoGP-Sprint spielen wichtige Rolle

All das sich jedoch Werte, die die MotoGP im Jahr 2023 längst weit überschritten hat. Dabei ist die hohe Anzahl an Verletzungen in dieser Saison natürlich unweigerlich mit den neu eingeführten Sprints zu verknüpfen. Dadurch müssen die Piloten der Königsklasse, verglichen mit dem Vorjahr, die doppelte Anzahl an Rennen und Rennstarts - die gefährlichsten Momente des gesamten Wochenendes - absolvieren. Mit Bastianini (Portugal), Rins (Italien) und Marini (Indien) verletzten sich bereits drei Piloten im neuen Rennformat der MotoGP.

Luca Marini wird von Ärzten aus dem Kiesbett begleitet
Luca Marini kugelte sich im Indien-Sprint bei einem Crash die Schulter aus, Foto: VR46

Zudem wurde das bisherige Wochenendformat 2023 überarbeitet, um Platz für die Sprints zu schaffen. Dadurch gibt es weniger Trainingszeit, die zehn direkten Plätze für Q2 werden schon am Freitagnachmittag vergeben. Auch das Qualifying selbst finden vier Stunden früher statt. Das erhöht den Druck auf die Piloten, früh schnelle Rundenzeiten abzuliefern, enorm. Pol Espargaro und Mir verletzten sich bei Stürzen im Training am Freitagnachmittag, Alex Marquez bei einem Abflug im Qualifying.