Vom MotoGP-Klassenprimus zum Nachzügler - diesen erschreckenden Abstieg legte Yamaha zuletzt in gerade einmal zwei Jahren hin. Nach 13 Rennwochenenden in der laufenden Saison ist Speerspitze Fabio Quartararo mit 61 Punkten nur 14. in der Weltmeisterschaft. 2022 war er zum selben Zeitpunkt mit 200 Punkten WM-Leader - damals gab es ohne Sprints wohlgemerkt noch 156 Zähler weniger zu holen.

Yamaha schwimmt gegen den MotoGP-Strom

Als einziger der fünf MotoGP-Hersteller setzt Yamaha auf einen Reihenmotor, während die Konkurrenz von Ducati, KTM, Aprilia und Honda mit V4-Triebwerken an den Start geht. Das Motorenkonzept wird deshalb als Ursprung allen Yamaha-Übels gesehen. Von Motorsport-Magazin.com im vergangenen Herbst auf einen möglichen Konzeptwechsel angesprochen, antwortete Quartararo: "Wenn wir nächstes Jahr immer noch in derselben Position sind, dann wäre das für mich schon eine Option. Wir sind so weit weg, dass wir auch ein Risiko eingehen können. Wir haben ja nichts zu verlieren!"

Yamaha und Quartararo befinden sich 2024 nicht nur in derselben Position, sondern sogar in einer wesentlich schlechteren. In der japanischen Zentrale in Iwata arbeitet man deshalb nun an radikalen Veränderungen. Wie 'Autosport' berichtet, ist die Entwicklung eines V4-Triebwerks bei Yamaha bereits weit fortgeschritten. Wann dieses zum Einsatz kommen wird, ist noch nicht bekannt. Yamaha plant allerdings ein Debüt noch unter dem aktuellen 1000ccm-Reglement, ehe die MotoGP 2027 zu 850ccm-Motoren wechselt.

Yamahas Umdenken folgt auf neues MotoGP-Personal

Kommt es tatsächlich zum Wechsel auf den V4-Motor, wäre es die größte technische Revolution in Yamahas MotoGP-Geschichte. Diese kommt aber dennoch nicht wirklich überraschend, schließlich erkundete die stolze Marke in den vergangenen Jahren bereits personell neue Wege. 2022 holte man Luca Marmorini als Berater der Motorenabteilung. Er hatte in der Vergangenheit schon Formel-1-Triebwerke für Ferrari und Toyota konstruiert.

Seit dem Deutschland-GP 2022 wartet Yamaha auf einen MotoGP-Sieg, Foto: LAT Images
Seit dem Deutschland-GP 2022 wartet Yamaha auf einen MotoGP-Sieg, Foto: LAT Images

2024 stieß mit Max Bartolini ein weiterer Italiener in einer führenden Funktion zu Yamaha. Er wurde von Ducati geholt, wo er einst einer der engsten Vertrauten von Mastermind Gigi Dall'Igna war. Bartolini ist nun Technischer Leiter von Yamahas MotoGP-Projekt, in dem auch die Testabteilung kräftig umgebaut wird. Augusto Fernandez soll 2025 zum körperlich angeschlagenen Cal Crutchlow stoßen. Und auch Andrea Dovizioso, der zuletzt in Misano für Yamaha testete, könnte dauerhaft an Bord kommen.