Die Sorgen um Marc Marquez halten weiter an. Kurz nachdem er sich einer dritten Operation an seinem verletzten Oberarm unterziehen musste, stellt einer seiner behandelnden Ärzte nun auch noch einen vierten Angriff in Aussicht. Die Verletzungsgeschichte des Honda-Piloten zieht sich nun schon über Monate hin. Wir haben sie für euch kompakt zusammengefasst.

19. Juli, Jerez: Wie in den letzten Jahren startete der ältere Marquez-Bruder als absoluter Favorit in die MotoGP-Saison 2020. Doch bereits beim Saisonstart in Jerez ist das Jahr für ihn beendet. Vier Runden vor Schluss stürzt er mit einem wilden Highsider aus dem Rennen und muss im Anschluss mit einer Trage ins Medical Center gebracht werden. Die Diagnose: Ein Bruch des rechten Oberarms. Eine Operation wird nicht zu umgehen sein.

21. Juli, Barcelona: Wie geplant wird Marquez zwei Tage nach seiner Verletzung in Barcelona von Doktor Xavier Mir operiert. Die Neuigkeiten sind zunächst gut: Der Eingriff verläuft ohne Probleme und auch die befürchteten Nervenschäden bleiben aus. Der Bruch in seinem Oberarm wird mit einer Platte fixiert. Als Comeback-Zeitpunkt wird der Tschechien-GP in Brünn knapp zwei Wochen später angepeilt.

23. Juli, Jerez: Doch aus dem Comeback in Brünn wird nichts. Stattdessen schmiedet Marquez einen irren Plan: Nur zwei Tage nach seiner Operation in Barcelona befindet er sich auf dem Weg zurück nach Jerez, um dort am zweiten Rennen der Saison teilzunehmen. Diese Entscheidung liegt letztendlich weder bei ihm, noch bei seinem Team: Die MotoGP-Ärzte in Jerez müssen entscheiden, ob sie Marquez für fit genug halten, um am Rennen teilzunehmen.

Er kommt schließlich mit seinem waghalsigen Plan durch, noch am selben Tag erteilen die Ärzte ihm die erwünschte Startgenehmigung. "So seltsam es uns auch erscheinen mag, aber es spricht nichts gegen einen Einsatz von Marc", begründet MotoGP-Arzt Doktor Angel Charte damals seine Entscheidung. Ab Samstag ist der zu diesem Zeitpunkt noch amtierende Weltmeister wieder unterwegs, keine Woche nach seinem Unfall.

Marc Marquez crashte beim Saisonstart in Jerez heftig, Foto: Twitter/Screenshot
Marc Marquez crashte beim Saisonstart in Jerez heftig, Foto: Twitter/Screenshot

25. Juli, Jerez: Das irrwitzige Comeback des Honda-Piloten dauert jedoch genau einen Tag. Nachdem er den Trainings-Freitag trotz Startfreigabe auslässt, um seinen verletzten Arm zu schonen, greift er am Samstag ins Geschehen ein. Sein Qualifying dauert jedoch genau eine Runde, dann kommt er wieder an die Box und stellt seine Honda ab. Die Schmerzen sind zu groß, seine Bewegungsfreiheit auf dem Motorrad durch einen Bluterguss am Arm zu stark eingeschränkt. Damit muss Marquez auch das zweite Saisonrennen der MotoGP aussetzen - und hofft auf ein tatsächliches Comeback in Brünn oder Spielberg.

03. August, Barcelona: Auch die beiden angepeilten Comeback-Zeitpunkte rücken jedoch in weite Ferne, als sich Marquez Anfang August ein zweites Mal unters Messer legen muss. Der Grund: Die Titanplatte, die seinen Oberarm-Bruch fixiert, ist durch Überlastung beschädigt worden und muss ausgetauscht werden. Nach dem Eingriff bleibt der Honda-Pilot 48 Stunden im Krankenhaus von Barcelona, bevor er wieder nach Hause darf. Aus dem Comeback in Tschechien wird nichts, HRC-Testfahrer Stefan Bradl springt erstmals als Ersatz für ihn ein.

22. August, Spielberg: Nach seinem zweiten Eingriff kocht die MotoGP-Gerüchteküche über ein mögliches Comeback von Marquez hoch. Arbeitgeber Honda hat irgendwann genug davon und schickt am Samstag des zweiten Spielberg-Wochenendes eine Pressemitteilung an die Öffentlichkeit, in der der japanische Hersteller zugibt, dass ihr Superstar aller Voraussicht nach mehrere Monate wird aussetzen müssen. Nach den vielen Komplikationen und zwei OPs wollen sich Fahrer und Team ganz sicher sein, dass es Marquez wirklich gut geht, bevor er zurückkehrt.

17. September, Misano: Mittlerweile sind es schon knapp zwei Monate, die Marquez von zu Hause aus zusehen muss, wie die Konkurrenz um den Titel kämpft. Derweil wird über ein Comeback des Honda-Piloten in Barcelona Ende September spekuliert. Auch an diesen Gerüchten ist aber nichts Wahres dran. Honda dementiert, dass ihr Champion bei seinem Heimrennen zurückkehrt. "Wir wissen noch nicht genau, wie es mit Marc weitergeht und müssen die Situation weiterhin beobachten", heißt es aus dem Honda-Lager auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Bradl bleibt auch bis auf weiteres der Ersatzmann für Marquez.

Der mehrfache Champion ist dann zwar in Barcelona anwesend, jedoch nur für ein paar Stunden, um sein Team und die japanischen Ingenieure zu besuchen, an einem Meeting teilzunehmen und ein paar Dinge aus seinem Motorhome abzuholen.

22. Oktober, Aragon: Auch auf seiner erklärten Lieblingsstrecke in Aragon muss Marquez weiter aussetzen. Und auch wenn er zu diesem Zeitpunkt bereits fleißig Bilder von sich beim Hanteltraining zeigt, kommen in Spanien Gerüchte auf, dass er sich einen nunmehr dritten Operation unterziehen muss. Sein Team greift erneut ein und beteuert vor der Presse, dass seine Reha wie geplant verläuft und ein dritter Eingriff nicht nötig sein wird.

10. November, Valencia: Kurz vor dem Saisonfinale der MotoGP ist Marquez immer noch nicht zurück, auch in den beiden Valencia-Wochenenden muss der 27-Jährige aussetzen. Wie Stefan Bradl bereits kurz zuvor bei ServusTV ausplauderte, wird er in der Saison 2020 überhaupt kein Comeback feiern. Diese Offenheit gefällt Arbeitgeber Honda freilich gar nicht, vor dem zweiten Rennen in Valencia muss aber auch der japanische Hersteller offiziell machen, dass ein Comeback Marquez' in dieser Saison unmöglich ist. Stattdessen ersetzt ihn Bradl bis zum Saisonfinale in Portimao. Vollständig genesen will der MotoGP-Star dann 2021 wieder angreifen.

03. Dezember, Madrid: Die Gerüchte um eine mögliche dritte OP des Spaniers reißen auch nach dem Dementi von Honda im Oktober nicht ab. Knapp zwei Monate später muss sich Marquez' Arbeitgeber erneut die Blöße geben und in einer Pressemitteilung erklären, dass es nun doch zum dritten Eingriff an seinem verletzten Oberarm gekommen ist. Dieser wurde nun aber nicht in Barcelona von Doktor Mir, sondern in Madrid von insgesamt fünf Ärzten vorgenommen. Ganze acht Stunden lang lag Marquez unter dem Messer. Neben der Entfernung der alten Titanplatte und dem Einsetzen einer neuen wurde ihm auch Knochenmark an der Hüfte entfernt und in den verletzten Oberarm eingesetzt. Diese drastischen Maßnahmen wurden nötig, nachdem der Heilungsprozess in den letzten Monaten nicht wie erwartet ablief, sondern nur schleppend voranging. Damit ist auch Marquez' Comeback zum Saison-Beginn 2021 in Gefahr.

05. Dezember, Madrid: Nur einen Tag nach seinem dritten Eingriff gehen die schlechten Nachrichten für Marquez weiter. Bei der Operation wurde festgestellt, dass sich an seinem gebrochenen Oberarm eine Infektion eingenistet hat. Auch wenn der klinische Zustand Marquez' nach seiner Operation zufriedenstellend ist, muss er deshalb im Krankenhaus in Madrid bleiben. Mit einer speziellen Antibiotika-Kur wollen seine Ärzte die Infektionen behandeln.

Der Heilungsprozess von Marquez' Arm schreitet nicht wie gewünscht voran, Foto: Facebook/Marc Marquez
Der Heilungsprozess von Marquez' Arm schreitet nicht wie gewünscht voran, Foto: Facebook/Marc Marquez

Darüber hinaus bestätigte Honda in diesem Zusammenhang auch, dass Marquez aufgrund einer Pseudarthrose erneut operiert werden musste, wie bereits in den Medien spekuliert wurde. Bei diesem Krankheitsbild kann es zu einer Störung der Heilung eines Knochenbruches kommen. Ausgelöst werden kann diese durch eine Vielzahl an Gründen, beispielsweise durch zu starke Belastung oder durch eine Infektion an der lädierten Stelle, wie es wohl bei Marquez der Fall ist.

07. Dezember, Madrid: Noch mehr schlechte Nachrichten aus Madrid. Marquez, der noch immer im Krankenhaus liegt, könnte wohl eine vierte Operation bevorstehen. Auslöser dafür wäre die Infektion in seinem Oberarm. Diese zu behandeln ist nicht einfach, da die eingesetzten Antibiotika die betroffene Stelle in Marquez' Oberarmknochen nur schwer erreichen können. Sollte die medikamentöse Behandlung infolgedessen nicht wie gewünscht verlaufen, könnte ein vierter Eingriff nötig werden. Dabei würde die gerade erst eingesetzte dritte Platte erneut entfernt und durch eine externe Fixierung ersetzt werden. Nur so kann man die Ruhigstellung der lädierten Körperstelle garantieren und die nötige Kallusbildung einleiten.

Damit wackelt Marquez' Comeback weiter. Seine Teilnahme an den Vorsaison-Tests und den ersten Rennen 2021 ist bereits durch den dritten Eingriff in Gefahr geraten, mit der Infektion und einer möglichen, vierten Operation könnte vielleicht sogar die gesamte Saison 2021 wackeln.

13. Dezember, Madrid: Nach zehn Tagen im Ruber-Internacional-Krankenhaus von Madrid wird Marquez nach Hause entlassen. Die Heilung nach der Operation verläuft wie gewünscht und die verabreichten Antibiotika wirken, lässt das Repsol Honda Team in einer Presseaussendung ausrichten. Eine befürchtetet vierte Operation scheint somit vorerst vom Tisch.