Marc Marquez zahlt für seinen Sturz im ersten MotoGP-Rennen des Jahres einen sehr hohen Preis. Nach dem gescheiterten Comeback in Jerez musste der amtierende Weltmeister ja eine zweite Operation am gebrochenen rechten Oberarm über sich ergehen lassen, bei der die beschädigte Platte getauscht wurde.

Seither ist es ruhig geworden um Marc Marquez. Somit kamen im MotoGP-Paddock viele Spekulationen auf, wann der Dominator der vergangenen Jahre denn wieder ins Geschehen eingreifen könnte. In Brünn und Spielberg wurde Marquez ja von Stefan Bradl ersetzt.

Nun will Arbeitgeber Honda der Gerüchteküche den Gar ausmachen. Am Samstagnachmittag verschickte man eine offizielle Pressemitteilung mit dem Titel 'Marc Marquez and HRC focus on recovery'. Ihr Inhalt: Marquez wird sich in den kommenden Wochen auf seine Genesung konzentrieren. Nach Gesprächen mit mehreren Experten hat man sich dazu entschlossen, die Rehabilitation zu modifizieren. Wie genau das aussehen soll, verrät die Aussendung nicht.

Marc Marquez erst bei voller Fitness zurück

Wie man erklärt, wird Marquez aber erst dann wieder auf die Strecke zurückkehren, wenn seine Verletzung vollkommen verheilt ist. Honda rechnet dafür mit weiteren zwei bis drei Monaten. Im schlimmsten Fall könnte Marquez also 2020 gar nicht mehr in die MotoGP zurückkehren. Das Saisonfinale findet am 22. November in Portimao statt.

Marc Marquez könnte die Saison ohne einen einzigen WM-Punkt beenden, Foto: MotoGP.com
Marc Marquez könnte die Saison ohne einen einzigen WM-Punkt beenden, Foto: MotoGP.com

"Es wird viel über Marcs Genesung und den Zeitpunkt seiner Rückkehr spekuliert, aber wir haben vom ersten Tag nach der zweiten Operation an gesagt, dass unser einziges Ziel ist, ihn wieder vollkommen fit zu bekommen", wird Teammanager Alberto Puig zitiert. "Wir wollen nichts überstürzen. Wenn Marc in der Position ist zurückzukehren und auf dem Level zu fahren, das er kennt, werden wir über weitere Schritte nachdenken."

Am Samstagabend erklärte Puig im Gespräch mit der offiziellen Seite der MotoGP die Geschehnisse der letzten Wochen: "Nach der zweiten Operation haben wir andere Ärzte zu Rate gezogen. Der Fahrer und HRC haben sich dazu entschieden, dem Heilungsprozess etwas mehr Zeit zu geben, um dem Knochen die volle Heilung zu ermöglichen. Es ist sowieso unmöglich, dieses Jahr noch die WM zu gewinnen und Marc fährt, um zu siegen. Daher ist es besser, wenn er erst dann wieder antritt, wenn er voll fit ist und voll attackieren kann."

Schon beim Comeback in Jerez gab es im MotoGP-Paddock Kritik an den verantwortlichen Ärzten, die Marquez die Startfreigabe erteilt hatten. Kritik, die nach der erneuten Operation nur lauter geworden ist. "Die Ärzte sind so etwas wie die Mechaniker unseres Körpers und wenn mir ein Mechaniker sagt, dass das Bike in Ordnung ist, dann gehe ich auf die Strecke und fahre so schnell wie möglich", sagte Pol Espargaro, 2021 Teamkollegen von Marquez bei Repsol Honda, in einer ersten Saison. "Wir müssen den Leuten, die sich um uns kümmern, vertrauen. Deshalb hat sich Marc entschieden, in Jerez zu fahren. Ich hätte es genauso gemacht."

Vier Tage nach der Operation gab Marquez sein Comeback, Foto: MotoGP.com
Vier Tage nach der Operation gab Marquez sein Comeback, Foto: MotoGP.com

Ähnliche Worte findet Johann Zarco, an diesem Wochenende selbst mit einer frisch operierten Hand unterwegs: "Die Entscheidung der Ärzte war vielleicht ein Fehler, denn es war ein großer Eingriff an einem großen Knochen. Es ist für sie aber auch immer schwer einzuschätzen, wann ein Pilot wieder fahren kann - vor allem, wenn er so große Motivation zeigt." Und auch Takaaki Nakagami, in Marquez' Abwesenheit zur Speerspitze von Honda aufgestiegen, hätte wie sein prominenter Markenkollege gehandelt. "Wir Fahrer wollen immer schnellstmöglich wieder auf dem Motorrad sitzen", sagte der LCR-Pilot. "MotoGP zu fahren, ist natürlich eine große Belastung für den Körper, aber wenn die Ärzte ihr okay geben, werden wir immer auf die Strecke gehen."

Marc Marquez lange out: Schock für Honda

Marquez extrem lange Zwangspause ist freilich nicht nur für ihn, sondern auch für Arbeitgeber Honda extrem bitter. In den ersten vier Saisonrennen konnte man keine einzige Podiumsplatzierung holen. In der Konstrukteurswertung liegt man auf dem fünften Platz, nur vor Aprilia. Und in der Teamwertung ist der stolze Repsol-Rennstall sogar Letzter. Lediglich Takaaki Nakagami auf der Vorjahresmaschine bei LCR mischt immer wieder um die vorderen Positionen mit und liegt aktuell in der WM auf dem starken sechsten Rang.

Aller Voraussicht nach wird Stefan Bradl auch die verbleibenden Rennen als Ersatz für Marc Marquez bei Repsol Honda bestreiten. "Als all das passiert ist, haben wir natürlich ihn um Hilfe gebeten. Er war glücklich, uns helfen zu dürfen", so Puig. "Der Plan für die nächsten Wochen ist nicht hundertprozentig fix, aber es ist wahrscheinlich, dass wir wieder an ihn herantreten werden."