Der Start in sein Honda-Abenteuer lief für Jorge Lorenzo bisher absolut nicht nach Wunsch. In den ersten vier MotoGP-Rennen auf der RC213V holte er nur elf Punkte, was Gesamtrang 14 in der Weltmeisterschaft bedeutet - eine herbe Enttäuschung. Entsprechen die Gerüchte, die in Le Mans an diesem Wochenende durch das Fahrerlager geistern, der Wahrheit, würde Honda mit seiner Reaktion auf Lorenzos bescheidene Leistungen aber dennoch maßlos übertreiben.

Wie spanische und italienische Medien berichten, soll man dort nämlich bereits jetzt über einen Rauswurf Lorenzos mit Saisonende 2019 nachdenken, falls sich seine Leistungen nicht massiv verbessern. Der Vertrag des 32-Jährigen läuft, wie der aller anderen großen MotoGP-Stars, ja eigentlich noch bis Ende 2020.

Der vorzeitige erzwungene Abschied von Honda käme für Lorenzo also einem sportlichen Supergau gleich. Er selbst reagierte überrascht, als er am Donnerstag in Le Mans darauf angesprochen wurde: "Ich weiß davon nichts. Es ist normal, dass Gerüchte entstehen, wenn die Resultate nicht gut sind, aber mit mir hat niemand über ein solches Ultimatum gesprochen. Ich weiß nur, dass ich einen Zweijahresvertrag habe."

Auch Lorenzos Teamkollege Marc Marquez, seit 2013 fixer Bestandteil der Repsol-Werkstruppe, kann sich einen Rauswurf Lorenzos nicht vorstellen: "Ich denke nicht, dass das ein realistisches Szenario ist. Honda würde so etwas wohl kaum machen. Es sind auch erst vier Rennen gefahren und wir haben praktisch noch die gesamte Saison vor uns."

Auch auf seiner Paradestrecke in Jerez war Lorenzo chancenlos, Foto: Repsol
Auch auf seiner Paradestrecke in Jerez war Lorenzo chancenlos, Foto: Repsol

Am Freitag wurde dann auch Honda-Teamchef Alberto Puig zu den Gerüchten befragt. Der reagiert im Interview mit Dorna-Boxengassenreporter Simon Crafar verstimmt: "Wir wissen nicht, was das soll. Es hat keinen Sinn, diese Frage überhaupt zu beantworten." Von Crafar darauf hingewiesen, dass die Zuseher wohl doch gerne Klarheit zu dieser Angelegenheit hätten, fuhr Puig mürrisch fort. "Natürlich ist es nicht wahr. Die Frage ist lächerlich. Ich will meine Zeit nicht mit solchen dämlichen Fragen verschwenden."

Was ist dran an den Lorenzo-Gerüchten?

Puig ist nicht unbedingt als umgänglichster Interviewpartner im MotoGP-Paddock bekannt, derart schlecht gelaunt erlebte man den Spanier vor einem TV-Mikro bisher aber noch nie. Warum dem so ist, darüber kann man nur spekulieren. Entweder ärgert sich Puig darüber, dass die Gerüchte vollkommen haltlos sind, oder er ist sauer, weil Hondas geheimer Plan durch einen Maulwurf nach außen gedrungen ist. Wenn sich Lorenzo auch im weiteren Saisonverlauf nicht steigern kann, werden wir spätestens zu Saisonende Klarheit darüber haben. Gelingt dem dreifachen MotoGP-Champion der große Aufschwung, ist das ohnehin Schnee von gestern und Honda hat ähnlich sein erhofftes Dreamteam.