Jorge Lorenzo befand sich seit Jahren in einem Rechtsstreit mit der spanischen Justiz. Der Grund: Der in Mallorca geborene dreifache MotoGP-Weltmeister soll in seinem Heimatland seinen Steuerpflichten nicht nachgekommen sein. Konkret beliefen sich die Forderungen auf die Einkommenssteuer des langjährigen Yamaha-Piloten, der 2019 seine aktive Karriere bei Honda beendet hatte.

Gegenstand des Prozesses war der Wohnsitz des Wahlschweizers. Der 68-fache Grand-Prix-Sieger wohnte zum betreffenden Zeitpunkt nämlich bereits in Lugano. Im Juli 2021 war ein erster Freispruch für Lorenzo erfolgt, welcher die Kalenderjahre 2013 bis 2015 betraf. Doch ein weiterer Prozess rund um 2016 hielt noch bis zum Dezember an.

Jorge Lorenzo freigesprochen: Keine Steuervergehen 2016

Nun erfolgte auch in diesem Punkt ein Richterspruch zugunsten von Lorenzo. Laut einem Bericht der spanischen Zeitung El Confidencial habe die spanische Steuerbehörde argumentiert, dass Lorenzo weniger als ein halbes Jahr (183 Tage) in der Schweiz verbracht habe und damit die milden Steuersätze der Eidgenossenschaft nicht in Anspruch nehmen hätte können. Doch die Anwälte konnten nachweisen, dass Lorenzo nur 168 Tage in Spanien war und damit das spanische Steuerrecht keine Anwendung fand.

Lorenzo erspart sich durch den Freispruch allein für das Jahr 2016 eine Mehrbelastung von elf Millionen Euro. Bei dem ersten Prozess, welcher vor eineinhalb Jahren zu seinen Gunsten ausging, beliefen sich die Forderungen auf eine Summe von 35 Millionen Euro.

'Sündenbock' Lorenzo klagt an: Versuchten mich zu diskreditieren

Lorenzo reagierte via Social Media auf die Meldungen und erhob dabei schwere Anschuldigungen gegen die Steuerbehörden. "Die spanischen Steuerbehörden begannen eine Hexenjagd und dachten, sie hätten einen Sündenbock gefunden", so Lorenzo.

"Obwohl die Schweizer Behörden darauf bestanden, dass meine Situation völlig legal war, stellten die spanischen Steuerbehörden immer alles in Frage. So schickten sie Hunderte von Anfragen an meine Sponsoren und Teams, nicht nur um Informationen zu erhalten, sondern auch, um mich vor der Öffentlichkeit zu diskreditieren", behauptete der 35-Jährige.

Die Untersuchung sei sogar so weit gegangen, Lorenzo im Paddock aufzusuchen und zu blockieren, um eine Unterschrift von ihm zu erhalten. "Diese Leute versperrten meinen Ausgang, als ich Minuten vor dem Start eines Rennens zu meinem Bike kommen wollte", beschrieb Lorenzo den mutmaßlichen Vorfall. Bei welchem Rennen sich diese Situation ereignet haben soll, ließ er offen.

"Ebenso musste ich Geld vorschießen, das sie von mir verlangten, um Embargos und demütigende Situationen zu vermeiden (wie zum Beispiel das Erscheinen meines Namens auf einer Liste von Betrügern)", schrieb Lorenzo. Obwohl er das Geld nach dem ersten Freispruch im Jahr 2021 zurückerstattet bekam, habe er keine Entschädigungen für die durch die Untersuchung verursachten Schäden erhalten. Auch auf eine Entschuldigung warte er noch immer vergeblich.

"Niemand wird mir die schlaflosen Nächte oder die Ruhe zurückgeben, die ich brauchte, um mich auf die Rennstrecken zu konzentrieren", schrieb Lorenzo. "Ich bin zuversichtlich, dass dieser Alptraum nun zu Ende ist", fügte der 47-fache MotoGP-Rennsieger hinzu.