Das erste Fünftel der MotoGP-Saison ist vorüber. Ein erstes Zwischenfazit im Yamaha-Lager fällt dabei ernüchternd aus. In der Herstellerwertung der Königsklasse liegt man abgeschlagen auf dem fünften und letzten Rang. Fabio Quartararo und Franco Morbidelli belegen in der Fahrer-WM nur die Ränge elf und zwölf, 47 beziehungsweise 53 Punkte hinter Leader Francesco Bagnaia.

Am jüngsten Rennwochenende in Jerez zeigte sich besonders deutlich, wie ernst die Lage bei Yamaha ist. Die andalusische Strecke galt jahrelang als Paradestrecke der Yamaha M1. Doch davon war in diesem Jahr nichts zu sehen. Von den Trainings über das Qualifying bis zum Sprint und Hauptrennen hatten Quartararo und Morbidelli nie etwas mit den Spitzenrängen zu tun.

Hilft jetzt nur noch der V4? Quartararo und Yamaha chancenlos (08:41 Min.)

Ein Mann, der in Jerez für Yamaha gleich drei Mal gewinnen konnte, beobachtet die Lage der Japaner genau - Jorge Lorenzo. "Ich will nicht sagen, das die Yamaha ein schlechtes Motorrad ist, aber sie ist nicht gut genug, um damit um den Weltmeistertitel zu kämpfen. Yamaha hatte nie den stärksten Motor, was vor allem am Konzept liegt", erklärt der dreifache MotoGP-Weltmeister. Yamaha setzt ja auf einen Reihenmotor, während die gesamte Konkurrenz V4-Triebwerke verwendet.

Das brachte in der Vergangenheit gewisse Vorteile, die Lorenzo nun nicht mehr sieht: "Das Motorrad hatte einige gute Charakteristiken. Die Yamaha war sehr agil und für die Piloten einfach zu fahren. In den vergangenen Jahren haben sie diese Stärken etwas verloren aber gleichzeitig nicht die notwendige Power im Motorenbereich gewonnen. Jetzt hat das Motorrad eigentlich keine positiven Punkte mehr."

Jorge Lorenzo saß zuletzt 2020 auf der Yamaha M1, Foto: Yamaha
Jorge Lorenzo saß zuletzt 2020 auf der Yamaha M1, Foto: Yamaha

Lorenzo glaubt, dass er diese Entwicklung verhindern hätte können. Nach seinem Karriereende 2019 wurde er im Januar 2020 als offizieller MotoGP-Testfahrer für Yamaha präsentiert und hätte in dieser Rolle auch Wildcard-Einsätze bestreiten sollen. Lorenzo testete - auch bedingt durch die beginnende Corona-Pandemie - aber nur äußerst selten und war dann weit von der Pace der Einsatzfahrer entfernt. Nach nur wenigen Monaten wurde er schließlich durch Cal Crutchlow ersetzt.

Eine Entscheidung, die Lorenzo als Fehler betrachtet. "Es scheint so, als wären sie etwas vom Weg abgekommen. Ich bin mir sehr sicher, dass ich ihnen dabei helfen hätte können, diesen Weg im Hinblick auf die Auswahl von neuen Teilen und die Weiterentwicklung des Motorrads wieder zu finden. Ich kenne das Motorrad schließlich sehr gut." Lorenzo hatte von 2008 bis 2016 neun MotoGP-Saisons für Yamaha bestritten, ehe er für zwei Jahre zu Ducati wechselte und schließlich nach einem Jahr bei Honda seine Karriere beendete.