Bis auf den Vornamen und die Staatsangehörigkeit haben die Beiden nichts gemeinsam. Auf der einen Seite der extrovierte Draufgänger, auf der anderen Seite der stille Arbeiter, der sich nicht in den Vordergrund rückt. Andrea Dovizioso und Andrea Iannone gehen 2017 nach zwei gemeinsamen Jahren im Ducati-Werksteam getrennte Wege. Dovizioso gewann im Frühjahr den Shootout um die zweite Werks-Ducati 2017, nachdem bereits Mitte April die Ankunft von Jorge Lorenzo feststand. Nun zum Abschied hat Dovizioso keine warmen Worte für Iannone übrig.

Doviziosos Hass-Tirade gegen Ex-Ducati-Kollege Iannone

"Einerseits war es ein Antrieb, denn er ist verdammt schnell und ich mochte es, ihn als Teamkollegen zu haben", erkennt Dovizioso den reinen Speed Iannones im Gespräch mit der Gazzetta dello Sport an. Andererseits jedoch ätzt Dovizioso gegen den schlechten Charakter seines Ex-Stallgefährten. Dovizioso wirft Iannone nichts anderes als puren Egoismus vor: "Er denkt nur an sich selbst und hält sich für besonders wichtig." Doch das war noch nicht alles. Während sich für Iannone die Welt nur um ihn selbst drehen sollte, hatte der Maniac Joe für alle anderen Menschen in der Ducati-Garage überhaupt keine Wertschätzung übrig.

"Für mich ist der Respekt gegenüber den Leuten wichtig. Aber Andreas Umfeld und vor allem er selbst hatten überhaupt keinen Respekt", wettert Dovizioso weiter. Kein Wunder also, dass sich Iannone 2016 oft nicht unter Kontrolle hatte und sich gerne mit allen möglichen Piloten anlegte. Negativer Höhepunkt waren die Abschüsse von Teamkollege Dovizioso in Argentinien und von Neo-Ducati-Pilot Lorenzo in Barcelona. Auch die schmerzhafte Niederlage beim Österreich-GP hinterließ Spuren bei Dovizioso. Das gab er nach dem Sieg in Malaysia aber auch offen und ehrlich zu. "In Österreich hatte ich das Gefühl, dass der Sieg mir gehört. Da bin ich perfekt gefahren und war danach sehr enttäuscht", so Dovizioso damals.

Iannone: Seine Patzer und Aussetzer 2016

  • Katar-GP: Andrea Iannone liegt gemeinsam mit Teamkollege Andrea Dovizioso an der Spitze. Im Zweikampf mit Dovizioso um die Führung stürzt Iannone jedoch bereits nach wenigen Runden auf Platz zwei liegend und scheidet aus.
  • Argentinien-GP: Bis zur letzten Runde kämpft Iannone mit Dovizioso und Valentino Rossi um Platz zwei. In der vorletzten Kurve des Rennens reitet Iannone eine übermotivierte Attacke auf seinen Teamkollegen und bugsiert Beide ins Aus. Iannone schreibt wieder einen Nuller an, Dovizioso schiebt seine Ducati noch als 13. über die Linie.
  • Frankreich-GP: Bei der Verfolgung des in überragender Form fahrenden Jorge Lorenzo stürzt Iannone und scheidet wieder auf Platz zwei liegend aus.
  • Katalonien-GP: Lorenzo verliert mit zunehmender Renndauer immer mehr an Pace und wird von Iannone eingeholt. Es geht um Platz fünf, als Iannone seinen Bremspunkt vor La Caixa viel zu spät setzt und Lorenzo ins Heck donnert. Beide sind ausgeschieden, Iannone zieht sich den Zorn Lorenzos zu. Für das kommende Rennen in Assen wird Iannone ans Ende der Startaufstellung versetzt.
  • Großbritannien-GP: Iannone befindet sich gemeinsam mit Rossi, Marc Marquez und Cal Crutchlow im Kampf um Platz zwei. Doch wieder übertreibt es der Maniac Joe dabei im Zweikampf. In Luffield verliert Iannone die Front seiner Ducati und schmeißt damit wieder mögliche 20 Punkte weg.
  • San Marino-GP: Im ersten freien Training stürzt Iannone und rutscht dabei so unglücklich über einen Randstein, dass er sich eine Wirbelverletzung zuzieht. Für Misano und die kommenden drei Rennen in Aragon, Motegi und auf Phillip Island ist Iannone damit außer Gefecht gesetzt.
  • Malaysia-GP: Iannone ist nach vier Rennen Zwangspause wieder zurück und mischt sofort wieder in der Spitzengruppe mit. Doch wie schon so oft in der Saison 2016 schmeißt Iannone auch in Sepang einen Podiumsplatz weg. Rossi und Dovizioso entpuppen sich als zu schnell, Iannone scheidet nach einem Sturz auf Platz drei liegend aus.

Wirklich wieder bessere Stimmung bei Ducati mit Lorenzo?

Vergiftete Atmosphäre also dank der vielen Eitelkeiten von Iannone in der Ducati-Garage. Deshalb kann die Ankunft von Jorge Lorenzo nur gut sein für die Stimmung bei den Roten. So sieht es zumindest Dovizioso: "Der Wechsel des Teamkollegen wird sich auf alle positiv auswirken." Doch ob es wirklich zu einer freundlicheren Atmosphäre in der Box kommt, bleibt abzuwarten. Denn auch Jorge Lorenzo gilt als schwieriger Charakter. Auch der dreimalige Königsklassen-Champion musste sich nachtragende Worte von Ex-Arbeitgeber Yamaha gefallen lassen.

"Was den Speed angeht kann Maverick mit großer Wahrscheinlichkeit wie Jorge sein, aber mit einem besseren Charakter", so Yamaha-Teamchef Massimo Meregalli vor wenigen Tagen gegenüber GPOne. Auch Rossi-Busenkumpel Uccio weint auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com Lorenzo keine Träne nach: "Die Atmosphäre ist fantastisch, jetzt wo Lorenzo weg ist!" Damit scheint es zumindest nicht ausgeschlossen, dass Doviziosos Abschiedsworte an Lorenzo ähnlich frostig ausfallen könnten wie jene an Iannone.