Der Maniac hat wieder zugeschlagen! In der 17. Runde des MotoGP-Rennens in Barcelona räumte Andrea Iannone im Kampf um Platz fünf Weltmeister Jorge Lorenzo ab. Beim Anbremsen von Turn 10 raste die Ducati des Italieners der Yamaha ins Heck, beide Fahrer landeten unsanft in der Auslaufzone. Lorenzo war durch diese Torpedo-Attacke seine WM-Führung los.

Kein Wunder also, dass sich der amtierende Champion nach dem Rennen über die Aktion ärgerte. "Er hat nicht so gebremst, als würde jemand vor ihm fahren", mokierte Lorenzo. "Zuerst hatte ich sogar Angst, dass ich mir etwas gebrochen hätte. Aber dann stellte sich zum Glück heraus, dass es nur der Schmerz durch den Aufprall war."

Doch erst ein anderer Umstand des Unfalls brachte Lorenzo so richtig auf die Palme: "Man kann schon einmal einen Fehler machen, aber danach muss man sich zumindest entschuldigen und die Verantwortung übernehmen! Er kam nur an und hat gefragt: Was war mit deinem Motorrad? Hattest du Probleme mit dem Motor?"

Iannone sieht sich nicht als alleinigen Schuldigen

Denn Iannone beharrte nach dem Unfall darauf, dass ihn nicht die volle Schuld an dem Unfall trifft. Lorenzo habe sich in dem Streckenabschnitt seltsam verhalten, so der Vorwurf. "Ich konnte gar nicht anders, als in ihn reinzuknallen, weil er so langsam war", verteidigte sich der Italiener. "Ich lag rund 25 Hundertstel hinter ihm und es dauerte keine 20 Meter, diese Lücke zu schließen. Dabei habe ich an exakt der gleichen Stelle gebremst, wie in den Runden zuvor."

Eine Aussage, die Lorenzo anzweifelt: "Die Rennleitung hat sich meine Telemetriedaten geben lassen und die zeigen klar, dass ich in dieser Runde sogar später gebremst habe als sonst." Iannone hingegen beschwor, von dem langsamen Motorrad Lorenzos völlig überrascht worden zu sein. So überrascht, dass er nicht einmal mehr - wie üblich - auf der Außenbahn ausweichen konnte.

"Das ging nicht mehr. Ich war schon voll auf der Bremse und du kannst nicht so einfach wieder öffnen um die Linie zu wechseln. Deshalb habe ich mich für die Innenbahn entschieden und habe auf das Beste gehofft", so Iannone.

Worst Case für Lorenzo und Iannone

Eingetreten ist hingegen das Schlimmste: Lorenzo schrieb seine zweite Null der laufenden Saison an, Unfallgegner Iannone sogar seine vierte und muss noch dazu beim nächsten Rennen in Assen vom letzten Platz starten. Auch diese Bestrafung sorgte für völlig unterschiedliche Emotionen bei den beiden Fahrern.

"Es wurde in der Renndirektion alles besprochen und ich habe meinen Standpunkt dargelegt. Die Strafe empfinde ich als sehr hart, werde sie aber akzeptieren", meinte Iannone. Lorenzo hingegen war die Bestrafung nicht hart genug. Er stellte am Sonntagnachmittag sogar das gesamte aktuelle Strafensystem in Frage.

Kritik am aktuellen Strafensystem der MotoGP

"Wir sind auf keinem guten Weg. Ein derartiger Fehler - Rote Karte! Und du musst ein Rennen aussetzen. Jetzt kannst du dir insgesamt vier solcher Aktionen wie heute leisten, bevor du gesperrt wirst. Das war schon einmal anders und darüber sollten wir sprechen", ärgerte sich Lorenzo.

"Wir spielen hier mit unserem Leben - das hat man an diesem Wochenende leider wieder besonders deutlich gesehen. Daher braucht es für solche Manöver harte Strafen. Sonst ändert sich nichts." Lorenzo selbst kündigte an, mit Renndirektor Mike Webb unter vier Augen sprechen zu wollen und die Causa auch beim nächsten Safety-Meeting in Assen zur Sprache zu bringen. "Vielleicht sind ja noch mehr Fahrer meiner Meinung."