Als Moto2-Weltmeister kam Pol Espargaro 2014 in die MotoGP. Ein Titel, der natürlich auch eine gewisse Erwartungshaltung mit sich bringt. Diese konnte Espargaro in Diensten von Tech3 seither aber nicht erfüllen. Zwei vierte Plätze waren seine besten Ergebnisse, mit ehemaligen Moto2-Konkurrenten wie Marc Marquez konnte er nicht mithalten. Das soll sich nun mit dem Wechsel vom Yamaha-Kundenrennstall in das KTM-Werksteam aber ändern.

"Ich wollte hier immer mit den Spitzenpiloten hier kämpfen, mit denen ich mich auch in der Moto2 duelliert habe", verrät Espargaro. "Meiner Meinung nach hätte ich auch das Zeug dazu gehabt, aber mir fehlte die Möglichkeit, das wirklich zu zeigen." Gemeint ist, dass er nie über konkurrenzfähiges Material in einem Werksteam verfügte, was er mit Beispielen untermauert. "In meinem Rookie-Jahr war Iannone schon das zweite Jahr bei Pramac, aber ich habe ihn in jedem Rennen um einige Sekunden abgehängt. Dann ist er ins Werksteam gekommen und hat mich vollkommen zerstört." Ein Vergleich der von Espargaro und Iannone geholten Punkte in den angesprochenen Saisons untermauert diese Aussage. 2014 hatte Espargaro um 34 Zähler die Nase vorne, im Folgejahr lag er 74 zurück.

Ähnlich sieht sich Pol Espargaro im Kampf mit seinem Bruder Aleix und Maverick Vinales. "2015 hatte ich einen großen Vorsprung auf die zwei, dann haben sie das Motorrad bei Suzuki verbessert und schon haben mir auch die zwei eine Ohrfeige mitgegeben", ärgert sich Espargaro. Er habe sich bei Tech3 und Yamaha mehr erwartet, der Schritt zu KTM sei daher die logische Folge. "Ich wechsle, weil ich auch endlich diese Möglichkeit haben will, die Marquez, Iannone oder Vinales hatten. All die jungen Fahrer, die sich in den letzten Jahren richtig weiterentwickelt haben, hatten diese Chance. Jetzt habe ich sie auch und glaube, dass ich so gut sein kann, wie sie."

Pols Bruder Aleix darf sich schon seit zwei Jahren Werkspilot nennen, Foto: Suzuki
Pols Bruder Aleix darf sich schon seit zwei Jahren Werkspilot nennen, Foto: Suzuki

Bei Tech3 hatte Espargaro stets das Gefühl, auf der Stelle zu treten, wenn auch auf annehmbarem Niveau. "Das Gute war, dass wir immer stark in die Rennwochenenden gestartet sind. Meistens in den Top-Ten. Das Schlechte war aber, dass wir uns dann nicht mehr steigern konnten. Bei KTM werden wir wohl nicht in den Top-Ten beginnen, aber dafür kommen wir vielleicht in Zukunft in die Top-Five", hofft Espargaro. "Es ist ein gewisses Risiko, das ich mit diesem Wechsel eingehe, aber manchmal muss man so etwas wagen. Drei Jahre lang ständig zu wissen, dass man eigentlich nicht besser als Sechster werden kann, ist einfach zu hart."

Espargaro ohne Scheu vor KTM

Auf Espargaro warten im KTM-Werksteam definitiv ganz neue Möglichkeiten. Befürchtungen, er könnte dabei aber auch aus einer familiären Affäre bei Tech3 in die kalte Umgebung eines globalen Unternehmens zu rutschen, hat der Spanier aber nicht. "Ich habe schon Zeit bei KTM in Österreich verbracht. Das ist auch eine richtige Familie", ist Espargaro überzeugt. "Es ist alles nicht so riesig wie bei den japanischen Werken. Als Europäer haben sie auch generell eine Arbeitsweise, die meiner viel ähnlicher ist. Wir denken und handeln sehr ähnlich."