In der kommenden Formel-1-Saison bleibt es bei sechs Sprints, doch wie sieht es 2027 aus? Diese Frage sorgt derzeit für allerlei Spekulationen. Stefano Domenicali hat bisher nur angedeutet, die Zahl mittelfristig erhöhen zu wollen, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Vor dem Aserbaidschan GP in Baku wird im Paddock über 10 bis 12 Sprints spekuliert. Zahlen, die Isack Hadjar nicht abschrecken. Im Gegenteil! Er findet: Mehr Sprints, mehr Spaß.

Isack Hadjar: Drei Trainings sind langweilig

"Als Rookie genieße ich es, an Sprint-Wochenenden teilzunehmen. Ich mag die Herausforderung", sagt Isack Hadjar. Seinen ersten Sprint bestritt er an seinem zweiten Grand-Prix-Wochenende für Racing Bulls. "China war mein zweites F1-Rennen überhaupt und ich erinnere mich, dass ich dort mein bis dahin bestes Qualifying gefahren bin." Das Sprint-Format sieht vor, dass am Freitag nur ein Training sowie das Sprint-Qualifying stattfinden. Am Samstagmittag steht der Sprint an, am Nachmittag folgt das Qualifying. Am Sonntag findet schließlich das klassische Rennen statt.

Hadjar sieht es für Rookies wie ihn nicht als problematisch an, dass es an einem Sprintwochenende nur eine statt drei Trainingssessions gibt. "Wenn man drei Trainings fährt, weiß man ganz genau, was zu tun ist, wenn man ins Qualifying geht. Das ist ziemlich langweilig. Ich genieße es, mit sehr wenig Vorbereitung direkt ins Qualifying zu gehen. Das ist anspruchsvoller, aber ich finde es cool", sagt Hadjar. Die Fähigkeit sich schnell anzupassen, hat er in der Formel 2 gelernt. "Ich denke, das gilt für alle Piloten, die aus der F2 kommen, denn dort hat man nur begrenzte Trainingszeit. Manchmal geht man mit nur drei Runden ins Qualifying und muss damit zurechtkommen", erklärt Hadjar.

Gabriel Bortoleto, der 2024 die Formel-2-Meisterschaft gewann, sieht in der höheren Anzahl an Sprints durchaus ein Problem für zukünftige Rookies. Erschwerend käme hinzu, dass die Sprints auf Stadtkursen wie in Singapur oder auf kniffligen Kursen wie Zandvoort ausgetragen werden. "Zandvoort ist definitiv eines der schwierigeren Rennwochenenden. Auf dieser Strecke muss man absolut präzise sein. Dann nur ein Training zu haben, wird nicht einfach für sie [Rookies; Anm. der Red]."

F1-Sprints: Bei 12 ist das Limit erreicht

"Ich habe Glück gehabt, dass ich zu einem Zeitpunkt in die Formel 1 gekommen bin, in dem es zwar schon Sprints gibt, aber noch nicht so viele", erklärt der Sauber-Rookie. Auf jeden Fall sieht er bei 12 Sprints das Limit erreicht. "Ich verstehe, dass es im Sinne der Unterhaltung für die Fans und für das Wochenende gut ist, mehr Rennen zu haben. Aber mehr als zwölf? Das ist schon eine harte Grenze", sagt Bortoleto. Der F1-Sprint wurde 2021 mit dem klaren Ziel eingeführt, das Rennwochenende noch spannender und abwechslungsreicher zu gestalten.

Die Idee dahinter war, die Anzahl klassischer Trainingssessions zu reduzieren und stattdessen zusätzliche Gelegenheiten für echte Positionskämpfe auf der Strecke zu schaffen. Was auf dem Papier vielversprechend klang, erwies sich in der Praxis jedoch als umstritten. Die Parc fermé-Regelung blieb der größte Diskussionspunkt, selbst als 2023 das Sprint-Shootout-Format eingeführt wurde. Die Teams hatten nur eine Trainingssitzung, ehe das Setup eingefroren wurde. Das Problem löste man 2024, indem man zwei Parc fermés einführte.

Ginge es nach Lance Stroll, würde die Formel 1 nicht nur mehr Sprints fahren, sondern auch zur alten Parc fermé-Regelung von 2021 zurückkehren. "Als damals Parc fermé nach FP1 geschlossen wurde, hat man oftmals gesehen, dass es manche Teams richtig hinbekommen haben und manche Teams falsch. Das hat die Startaufstellung durcheinandergewirbelt und es spannend gemacht", sagt der Aston Martin-Pilot.

Für die meisten im F1-Paddock steht außer Frage, dass ein Sprint-Wochenende mit vier statt zwei Wettbewerbs-Sessions mehr Fan-Interesse generiert. "Wir leben in einer Konsumwelt. Jeder will mehr Rennen, mehr Show. Aber wenn das Rennen vorbei ist, ist es auch sehr schnell vergessen und es wird sich dem Nächsten gewidmet, weil wir so viel Content haben, den wir konsumieren können", erklärt Esteban Ocon. Dadurch ginge etwas Wertvolles verloren – die Vorfreude. "Als ich klein war, habe ich auf jedes Rennen so hart gewartet, und wenn der Grand Prix am Sonntag dann kam, war es das ganze große Highlight meiner Woche."

Die Formel 1 denkt wieder laut über mehr Sprints, Reverse Grid und kürzere Rennen nach. Max Verstappen reicht es langsam. Mehr dazu gibt es hier:

Reverse Grid? In F2 okay, aber nicht in F1!

Neben einer höheren Anzahl an Sprints stellte Formel-1-Boss Stefano Domenicali auch ein Anpassen des GP-Formats in den Raum, die prompt die gefürchtete Reverse-Grid-Diskussion wieder aufkeimen ließ. "Reverse Grids sind eine schlechte Idee - auch aus sportlicher Sicht. Das Letzte, was wir als Sport wollen, sind kritische Ergebnisse, die durch Reverse-Grid-Rennen entschieden werden", betont WM-Leader Oscar Piastri.

In den Nachwuchsserien seien Rennen mit Reverse-Grid in Ordnung, aber nicht für die Königsklasse des Motorsports. "In der Formel 2 und Formel 3 geht es darum zu zeigen, warum man in die Formel 2 gehört. Somit ist der Reverse-Grid eine Möglichkeit, sich zu präsentieren", so Piastri. Auch Nico Hülkenberg blickt mit gemischten Gefühlen auf die Idee, in umgekehrter Reihenfolge zu starten. "Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, wie sie das umsetzen wollen", so Hülkenberg. Er versteht, dass die Verantwortlichen die Show verbessern möchten, aber den Rennfahrern gehe es allein um die ultimative Performance.

"Wir sind offen für Veränderungen, aber es muss definitiv ein Gleichgewicht gefunden werden. Denn es braucht Trainingszeit, um nach Perfektion und ultimativer Leistung zu streben", sagt der Sauber-Pilot. Lediglich Pierre Gasly kann dem Reverse-Grid durchaus etwas Positives abgewinnen – er würde damit nicht mehr am hinteren Ende des Feldes stehen. "Ich hätte nichts dagegen, wenn wir in diesem Jahr eine umgekehrte Startaufstellung hätten", scherzte der Alpine-Pilot.

Unser F1-Experte Christian Danner hat zu dem Thema "Sprint" eine ganz klare Meinung. Welche? Die gibt's im Video:

Mehr F1 Sprints? Danner: Aber lasst den Sonntag in Ruhe! (05:11 Min.)