Direkt nach Monza hatte Oscar Piastri schon angekündigt, dass er Gespräche mit McLaren erwarten würde. Nachdem er kurz vor dem Finish vom Team angewiesen war, einen durch einen langsamen Boxenstopp gewonnenen zweiten Platz wieder an Teamkollege Lando Norris zurückzugeben. Die Gespräche haben Klarheit geschaffen für Piastri.
"Natürlich habe ich darüber nachgedacht", bestätigt Piastri am Donnerstag vor dem nächsten Rennen der Formel 1 in Baku. Nicht vergessen ist schließlich Piastris erste Antwort per Funk, als ihm der Platztausch aufgetragen worden war: "wir sagten, ein langsamer Stopp sei Racing. Ich weiß nicht, was jetzt anders ist."
"Dahinter stehe ich immer noch", kommentiert Piastri den Funkspruch mit eineinhalb Wochen Abstand. "Das war eine Art von Entscheidung, die wir davor getroffen hatten - dass ein langsamer Stopp Racing sei. Was im Auto in diesem Moment an Kontext gefehlt hat, war die Boxenstopp-Sequenz. Es wurde entschieden, dass da ein weiterer Grund für den Platztausch war."
Oscar Piastri argumentiert: Monza-Tausch nur wegen zweitem Faktor?
So stellt Piastri jetzt noch einmal das Szenario richtig: Wäre es nur ein langsamer Boxenstopp gewesen, so hätte er den zweiten Platz behalten dürfen. Doch in Monza hatte McLaren Piastri schon zuerst gestoppt und ihm so einen Undercut-Vorteil zukommen lassen. Nur aus Sicherheitsgründen, um sich gegen Kontrahenten weiter hinten abzusichern.
"Was nach Monza wichtig ist, das ist die Reihenfolge der Stopps", hebt Piastri das kurzfristige Umstellen der Sequenz der beiden Teamkollegen als entscheidenden Faktor hervor. Üblich ist in der Formel 1, dass ein Team bei zwei aufeinanderfolgenden Fahrern eigentlich immer den Ersten zuerst stoppt, um ihm den Undercut-Vorteil mit der zusätzlichen Runde auf neuen Reifen zu gewähren. Diese Sequenz drehen Teams nur um, wenn sie sich eben - wie in Monza - gegen andere Konkurrenten absichern wollen.
Die Implikation: Hätte man diesen zweiten Faktor nicht gehabt und hätte stattdessen Norris zuerst gestoppt und den Platz trotzdem wegen eines langsamen Reifenwechsels verloren, dann wäre die Stallorder nicht gekommen. "Darüber spreche ich gerne", rückt Piastri das recht bereitwillig heraus. Anders als alle anderen Szenarien, welche McLaren im Nachgang noch einmal besprochen hat.
Oscar Piastri: Würde es genau wieder wie in Monza machen
Viel wurde schließlich über den Platztausch als Präzedenzfall für zukünftige Szenarien spekuliert. Piastri ging das genauso durch den Kopf: "Wir hatten gute Diskussionen im Team. Haben viel klargestellt. Wir wissen jetzt, wie wir zukünftig Rennen fahren."
Alles bleibt bei McLaren dennoch intern. Die zahlreichen Meinungen von Fans und Experten prallen am Team ab. "Es gibt keine richtige Antwort", hält Piastri all jenen vor, die Präzedenzfälle sehen wollen, Bevorzugung, Unfairness, was auch immer. "Hätten wir es umgekehrt gemacht, wäre die andere Hälfte der Fans sauer gewesen.
"Viele Fans sind sehr schnell dabei, sich auf Kontroversen einzuschießen, aber ich denke, wir haben ausreichend Freiraum, um unsere WM-Chancen selbst unter Kontrolle zu haben", meint Piastri und stellt gleich klar: "Käme eine völlig identische Situation, würde ich erwarten, es wieder so zu machen."
"Aber es ist praktisch unmöglich, dass es genau so noch einmal passiert", weiß Piastri. Alle anderen Szenarien will er nicht diskutieren: "Wenn wir das öffentlich machen, werden wir leichte Ziele, da jeder weiß, was wir tun werden." Auch verwehrt er die Frage, was gewesen wäre, wenn es statt um Platz zwei um den Sieg gegangen wäre: "Hätte es das schwieriger gemacht? Wahrscheinlich. Ich weiß aber nicht, ob das Ergebnis ein anderes gewesen wäre."



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