McLaren legt es in den letzten Runden der Formel 1 in Monza auf eine teaminterne Kontroverse an. Doch die kommt nicht. Obwohl Oscar Piastri in einer dramatischen Entscheidung vier Rennen vor Schluss seinem Teamkollegen und WM-Rivalen Lando Norris kampflos den zweiten Platz zurückgeben muss, bleiben beide Fahrer danach bemerkenswert ruhig.

Letztendlich blieben sie schon auf der Strecke ruhig, obwohl es viele Gründe dagegen gab. Norris, der das ganze Rennen lang einen zweiten Platz vor Piastri kontrolliert hatte, kam bei seinem einzigen Boxenstopp in Runde 47 zum Handkuss, als es links vorne klemmte. Erst beim dritten Ansetzen hatte der Mechaniker Erfolg. Die sechs Sekunden lange Standzeit ließ Piastri vorbeziehen.

Eine Runde später folgte die Anweisung der Boxenmauer an den WM-Führenden: "Oscar, das ist ein bisschen wie Ungarn letztes Jahr. Wir haben aus Teamgründen in dieser Reihenfolge gestoppt. Lass Lando bitte durch, und dann darfst du frei fahren." Vor einem Jahr in Ungarn hatte McLaren schon so einen späten Platztausch orchestriert. Damals zugunsten von Piastri.

In Ungarn aber war es allein eine strategische Entscheidung gewesen. 2025 in Monza kam ein langsamer Boxenstopp hinzu. Was Piastri auch gleich anmerkte und sich am Funk direkt auf vorangegangene Teamorder-Meetings bezog: "Also ... wir sagten, ein langsamer Stopp sei Racing. Ich weiß nicht, was jetzt anders ist. Aber wenn du es wirklich willst, dann mache ich es."

Piastri vs. Norris nach Teamorder im Einklang: Eine faire Bitte

Die Box wollte es wirklich. "Ich habe am Funk gesagt, was ich gesagt habe, aber wenn die zweite Bitte kommt, dann stelle ich mich nicht gegen das Team", stellt Piastri nach dem Rennen klar. Sicher, Diskussionsbedarf gibt es: "Ich denke, der Funkspruch hat eigentlich alles gesagt. Ich bin mir sicher, dass wir das noch einmal durchsprechen werden."

Doch dabei geht es nicht um die Grundsatzfrage. Nein, für Piastri war es legitim: "Es war eine faire Bitte. Lando hat sich vor mir qualifiziert, er war das ganze Rennen lang vor mir. Er hat den Platz völlig schuldlos verloren." An dieser Stelle sei auch anzumerken: Piastri fragte in Silverstone einen ähnlichen Platztausch an, nachdem er dort eine Führung wegen einer Strafe verloren hatte. Damals wurde sie ihm nicht gewährt.

In Silverstone kann man aber immer noch auf einen Fahrfehler argumentieren. In Monza war es eindeutig ein Team-Fehlgriff. Für Norris ist die Anweisung daher ebenso völlig legitim: "Du erwartest Fairness vom Team. Sie wollen nicht der Grund für den Ärger eines schuldlosen Fahrers sein. Heute war nicht meine Schuld. Wenn ich mit Vollgas in die Box gebrettert wäre und meine Mechaniker umgenietet hätte, dann erwarte ich nicht, dass ich den Platz wiederbekomme. Aber das heute hatte ich nicht in der Hand."

"Natürlich, wenn andere Autos zwischen Oscar und mir wären, würde er mich nicht mehr vorbeilassen, und dann wäre es auch nicht mehr korrekt", sagt Norris. "Aber in einer Situation, wo wir nicht gekämpft haben, wo wir einfach fair sein können, da erwartest du Fairness als Team." Piastri stimmt auch dieser Einschätzung zu: "Hätten wir das ganze Rennen gekämpft, wäre es etwas anders, aber Lando war stets mehrere Sekunden vorn."

Oscar Piastri ermahnt McLaren-Kritiker: Wir müssen die Leute schützen!

"Letztendlich will der Weltmeister das durch seine eigene Leistung schaffen, und durch jene Dinge, die er kontrollieren konnte, und heute war keines dieser Dinge", ergänzt Piastri. Und der aktuell immer noch mit 31 Punkten vor Norris in der Tabelle Führende ist sich sicher, dass er selbst bei einer WM-Niederlage in Abu Dhabi so denken würde: "Ich würde es nicht bereuen. Nein. Heute war eine faire Entscheidung."

Beide Fahrer haben so am Sonntag auch nur Verachtung für die Kritiker der McLaren -Methode übrig. Die interne Handhabe stand bei Experten in den letzten eineinhalb Jahren wiederholt in der Kritik. "Wir machen, was wir als Team für richtig halten, egal was ihr glaubt oder was eure Meinung ist", sagt Norris. "Und wir werden weiter unseren Weg gehen."

"Es gilt, viele Leute und eine Kultur zu schützen, da geht es nicht nur um Lando und mich", meint Piastri und fühlt später noch die Notwendigkeit, anzufügen: "Das schließt die Leute mit ein, welche die Stopps machen. Das ist schätze ich gerade kein gutes Gefühl. Da ist es wichtig, diese Leute zu schützen. So werden wir auf viele Jahre Weltmeisterschaften gewinnen."

Daher wird sich dieses Jahr auch nichts mehr ändern. Weder Piastri noch Norris glauben, dass McLaren von diesen Prinzipien abweichen wird, selbst bei gewonnener Konstrukteurs-WM. Würden sie auch in den letzten drei Rennen dann so eine Anweisung befolgen? Norris: "Ja. Das haben wir als Team vereinbart." Piastri: "Ja."