Max Verstappen gewinnt erstmals seit Imola wieder ein Formel-1-Rennen – und das mit fast 20 Sekunden Vorsprung auf den Zweiten. Doch nach dem Italien GP gibt es nur ein Thema und zwar die McLaren-Teamorder. Der kontroverse Funkspruch erfolgte in Runde 49. McLaren wies Oscar Piastri an, die Position mit Lando Norris zu tauschen.

Oscar Piastri kam der Aufforderung seines Teams nach, allerdings nicht ohne sein Unverständnis auszudrücken. "Wir haben gesagt, dass ein langsamer Boxenstopp zum Rennsport gehört. Ich verstehe also nicht wirklich, was sich hier geändert hat. Aber wenn ihr es wirklich wollt, dann werde ich es tun", teilte er am Funk mit. McLaren-Teamchef Andrea Stella verteidigte nach dem Rennen die Papaya-Rules.

Auch Lando Norris und Oscar Piastri nehmen nach kontroverser Monza-Szene Stellung. Mehr dazu hier:

McLaren-Teamchef verteidigt Teamorder

"Es war fair, zu der Situation vor dem Boxenstopp zurückzukehren, da wir nicht die Absicht hatten, die Positionen zu tauschen", so Stella. Verstappen, der in Runde 37 seinen zweiten Boxenstopp absolviert hatte, lag zu diesem Zeitpunkt komfortabel in Führung. Doch statt den Zweitplatzierten Lando Norris direkt reinzuholen, ließ sich McLaren in der Hoffnung eines Safety-Cars oder einer roten Flagge mit den Stopps beider Piloten Zeit.

"Wir wollten den Weg für ein besseres Ergebnis offenlassen. Bis zu einem gewissen Punkt hätten wir im Fall einer roten Flagge oder eines Safety-Cars mit zwei Autos in Front stark ausgesehen", erklärte Stella die Strategie des Teams in Italien. Zusätzlich wollte McLaren spätestmöglich stoppen, um im Fall eines Safety-Cars mit frischen Soft-Reifen gegen Verstappen auf Hard um den Sieg zu kämpfen. Erst in Runde 45 holte das Team den Drittplatzierten Piastri – nach Rücksprache mit Norris – an die Box. Die Boxencrew wechselte beim Australier in nur 1,91 Sekunden von Medium auf Soft.

Podium in Italien mit Verstappen, Norris und Piastri
Am Podium gibt es noch bedrückte Gesichter der McLaren-Piloten, Foto: IMAGO/Eibner
McLaren feiert Ergebnis in Italien
Wenig später wird mit dem ganzen Team gefeiert, Foto: IMAGO/PsnewZ

Schlechter Boxenstopp bei McLaren

Eine Runde später folgte der Stopp von Norris, doch dabei gab es vorne links ein Problem mit dem Schlagschrauber. Die Standzeit von Norris: 5,87 Sekunden. Infolgedessen verlor der Brite seine Position an Piastri. "Die Entscheidung, die Positionen der Fahrer zu tauschen, hatte nicht nur mit dem schlechten Boxenstopp zu tun, sondern auch mit der Tatsache, dass wir die Stopps beider Autos so staffeln wollten, dass zuerst Oscar und dann Lando an die Box kommt, und zwar mit der Absicht nichts an der Platzierung zu ändern", verriet Stella.

Für den Italiener steht fest, dass, wenn Norris als Erster an die Box gefahren wäre, er es trotz des schlechten Boxenstopps geschafft hätte, vor seinem Teamkollegen zu bleiben. "Wenn wir die Berechnung mit einem starken Undercut durchführen, den man mit einem neuen Soft-Reifen hat, dann hätte Lando den Großteil der Zeit, die ihn der langsame Boxenstopp gekostet hat, aufholen können", so der McLaren-Teamchef.

Zandvoort-Ausfall spielte keine Rolle

Keine Rolle spielte bei der Entscheidung hingegen der Ausfall von Norris in Zandvoort, der ihn in der WM weit hinter seinen Teamkollegen zurückwarf. "Unsere Entscheidung fiel unabhängig von dem Ausfall in Zandvoort, den das Team verursacht hat. Wir entscheiden von Rennen zu Rennen – das ist eine völlig andere Sache", betonte Stella und geht nicht davon, dass die Teamorder für großen Diskussionsstoff im Team sorgt. "Die Boxenstopp-Situation ist nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch eine Konsequenz unserer Prinzipien."

"Ganz gleich, wie die Meisterschaft ausgeht - wichtig ist, dass sie im Einklang mit den Werten und Prinzipien verläuft, die wir bei McLaren haben und die wir gemeinsam mit unseren Fahrern geschaffen haben", betonte Stella. Auf die Frage, ob die Teamorder-Entscheidung im Nachgang nochmals besprochen und geprüft wird, sagte Stella: "Wir überprüfen bei McLaren alles. Egal ob Engineering, Abläufe im operativen Geschäft oder das Racing mit unseren Fahrern. Ein Review (Überprüfung) bedeutet nicht automatisch, dass sich etwas ändert. Es bedeutet, dass wir uns ständig hinterfragen, um Exzellenz zu erreichen."

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