Die stolze sechs Rennen lange Punkteserie von Sauber in der Formel 1 findet in Zandvoort ihr Ende. Zum ersten Mal seit Monaco gehen Nico Hülkenberg und Gabriel Bortoleto leer aus. In einem Rennen, das für sie schlechter kaum hätte laufen können. Fast jede Sauber-Entscheidung geht in die Hose, und bei Bortoleto setzen ein Start-Problem und ein Schaden dem Ganzen die Krone auf.
Schon nach den ersten Metern war klar, dass Saubers Tag - mit den Startplätzen 13 und 17 sowieso nicht gut beginnend - ohnehin noch schwieriger werden würde. Bortoleto stürzte beim Anfahren in den Anti-Stall-Modus und fiel von Platz 13 auf 18 zurück. "Ein technisches Problem", gesteht Teamchef Jonathan Wheatley danach gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Wir verstehen es, bis Monza sollte es gelöst sein."
Bortoleto wurde kurz darauf in der Schikane von einem aggressiven Lance Stroll fair, aber mit Kontakt außen überholt. Dabei ging seine Frontflügel-Endplatte zu Bruch. Strukturell hielt der Flügel, weshalb Sauber ihn auch bei keinem der zwei folgenden Stopps tauschte, aber im Laufe des ersten Stints bröselten mehrere Karbon-Teile ab, auch der Unterboden nahm Schaden. Das half der Aero-Balance nicht.
Sauber-Strategien gehen in Zandvoort reihenweise schief
"Wir müssen verstehen, ob wir unter einem Safety Car den Flügel hätten wechseln sollen, aber es hätte seinen Tag nicht groß verändert", meint Wheatley. Die wirklichen Sauber-Probleme im Rennen waren ganz andere. Sie begannen mit frühen ersten Stopps. Durchaus geplant: Hülkenberg war auf Soft losgefahren. Wohl mit der Absicht, mit einem frühen Undercut - ähnlich wie zuletzt in Budapest - den Medium-bereiften Rest des Mittelfeldes unter Druck zu setzen.

Doch statt ihm tat das Aston Martin. Hülkenberg stoppte in Runde 19 nur mehr reaktiv, zusammen mit anderen Piloten. Dadurch gewann er keine Plätze per Undercut. Der im Verkehr mit den Schäden hadernde Bortoleto wurde mit zu viel Reifenabbau in Runde 22 reingeholt, nur Sekunden bevor das erste Safety Car ausgerufen wurde. Für alle, die noch nicht gestoppt hatten, ein Geschenk. Für Sauber ein Desaster. "Wundervoll", kommentierte Hülkenberg am Funk sarkastisch. Er war jetzt Letzter, Bortoleto Vorletzter.
Daraufhin steckten beide bis zum zweiten Safety Car in Runde 53 in einem ewig langen Zug, der von den noch gar nicht gestoppten Haas angeführt wurde. Bei der zweiten Neutralisierung holte Sauber jetzt nur mehr Hülkenberg zum Stopp, um zumindest die Strategie zu splitten und Bortoleto mit 30 Runden alten Hard in der Hoffnung auf irgendeine weitere Unterbrechung draußen zu lassen.
Doch es war nicht Saubers Tag. Aus unerfindlichen Gründen fuhr der direkt vor ihnen liegende Franco Colapinto in der ersten Safety-Car-Runde acht Sekunden langsamer als nötig. Hülkenberg klagte am Funk lautstark darüber, es half nichts. Es warf ihn wieder bis fast ganz ans Ende der Schlange. Ohne diese bizarre Episode wären Colapinto und er wohl zumindest vor Esteban Ocon aus der Box gekommen - der am Ende als Zehnter den letzten Punkt holte.
Sauber-Fahrer resignieren: Ganzes Rennen auf der falschen Seite gestanden
Bortoleto war beim Restart kurz dieser Zehnter, aber er wurde auf den alten Reifen sofort durchgereicht. In Runde 60 gab Sauber auf, er stoppte unter grüner Flagge - mit gehöriger Verzweiflung am Funk: "Egal. Macht neue Reifen drauf, mit denen hier fahre ich wie eine Oma." Fünf Runden später kam ein drittes Safety Car.
"Ich muss mir die Timings anschauen, aber wir haben heute viele Chancen verpasst", ahnt Bortoleto nach dem Rennen schon. Wie auch Hülkenberg: "Schien so, als wären wir heute immer auf der falschen Seite gestanden. Für andere war es denke ich sehr hilfreich und vorteilhaft. Bisschen frustrierend."
Wo genau Sauber (wiederholt) in Zandvoort falsch abbog, ist aber aufgrund eines äußerst komplexen Mittelfeld-Rennens nur schwer zu sagen. Teile davon waren Pech, Teile gingen auf die schlechte Ausgangslage zurück. Wheatley verspricht eingehende Analysen: "Du versuchst zu verstehen, welche Informationen wir haben hätten können, aber aus irgendwelchen Gründen nicht hatten."
Konsequenz des schlechten Wochenendes: Sauber fällt in der Konstrukteurs-WM wieder zurück auf den achten Platz, die Racing Bulls ziehen dank Isack Hadjars sensationellem Podium vorbei und liegen jetzt 9 Punkte weiter vorn, während Haas nur mehr 7 Punkte Rückstand hat.



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