Vor einem Rennen stand der Ferrari auf Pole. Jetzt ist er wieder sieben Zehntel weg. Mit den Plätzen sechs und sieben liefern Charles Leclerc und Lewis Hamilton ein mittleres Desaster. Vor allem Leclerc, der sich im falschen Glauben, die in Zandvoort schwerwiegenden Probleme lösen zu können, völlig im Setup-Irrgarten verrennt.

"Ich habe heute den Job nicht erledigt", ärgert sich Leclerc. "Das ganze Wochenende war ich im Hintertreffen. Dann habe ich versucht, Dinge zu ändern, und bin etwas hinterhergejagt, das hier aus irgendeinem Grund nicht im Auto war." Der Ferrari hat massive Probleme, sich aerodynamisch für die langgezogenen langsamen Kurven von Zandvoort auszubalancieren.

In den Trainings hatte das teilweise in mehreren Zehnteln Rückstand in nur zwei Kurven - 1 und 9 - resultiert. "Wir brauchen mehr Abtrieb, um hier so schnell wie McLaren durch die Kurven zu kommen", meint Hamilton. "Kommt das durch Aerodynamik? Durch die Reifen? Schwer zu sagen. Vielleicht eine Kombination."

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"Wenn wir versuchen würden, mit ihnen mitzuhalten, müssten wir mit den Flügeln mehrere Stufen raufgehen, aber dafür sind wir nicht effizient genug", erklärt Hamilton. Dann wäre der SF-25 auf den Geraden ungefähr so effizient wie ein Ziegelstein. Mit den kleineren Flügeln schmiert aber in den langgezogenen Kurven permanent das Heck ab.

Leclercs Versuche, mit der Setup-Brechstange dieses Problem zu umschiffen, führten nur dazu, dass er im Qualifying mangels Runden mit dem Großumbau kein Vertrauen ins Auto fand: "Es war eine der größten Änderungen des Jahres von einem Tag zum anderen. Das hilft der Konstanz des Wochenendes nicht. Aber nach dem so miesen Freitag mussten wir irgendwas tun."

"Ich habe besonders in Q3 keine gute Arbeit verrichtet, meine Runde nicht hinbekommen", schultert Leclerc die Verantwortung. "Platz vier war denke ich realistisch das absolute Maximum, das wir mit unserem Auto erreichen konnten." Trotz dieser selbsterklärten Desaster-Runde für P6 war Leclerc aber immer noch eine halbe Zehntel schneller als Hamilton auf P7.

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Hamilton war am Freitag mit praktisch identischem Basis-Setup wie Leclerc gestartet. Seine Ziele für das Wochenende sahen aber anders aus: "Ich habe einen etwas anderen Ansatz versucht. Ohne ins Detail zu gehen - ein paar Anpassungen, bevor wir hier angekommen sind, und das ganze Wochenende lief viel sauberer."

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Da wäre es kaum eine gute Idee gewesen, wie Leclerc dann plötzlich über Nacht das komplette Setup umzustellen und aus dem Rhythmus zu kommen: "War die richtige Entscheidung für mich. Ich habe schon oft versucht, das zu tun, was er tut, und es war nie positiv für mich."

So nahm Hamilton den SF-25 mit seinen isolierten Defiziten in Zandvoort einfach für das, was er war, und konzentrierte sich darauf, ein sauberes Wochenende zu schaffen: "Ich bin besser reingekommen. Meine erste Runde gestern war schnell. Gut, die nächste war ein Dreher, das Auto war ziemlich unberechenbar. Aber die Setup-Änderungen haben hier funktioniert. Kein Auf und Ab, sondern kleine, kontrollierte, nützliche Änderungen, um mehr Vertrauen zu finden. Darum geht es."

So muss man Hamiltons Zandvoort-Auftritt bisher also eher im größeren Kontext sehen. Als Teil seiner Bemühungen, die Grundprinzipien des Autos und Teams besser zu verstehen: "Ich denke, wir machen Fortschritte." Ob mehr als ein Kampf am hinteren Ende der Top-5 im Rennen möglich sein wird ist aber bei beiden Fahrern zweifelhaft.