Die Formel 1 hat die Sommerpause erreicht. Zeit, um einen Blick auf die Qualifying-Formkurven zu werfen. Schließlich gibt es heute nur mehr in der einen Stunde Qualifying am Samstag die Fahrer mit voll aufgedrehten Motoren am absoluten Limit ihrer Autos zu sehen. Wer setzt sich in den Prestige-Duellen durch? Wo ist es besonders eng, und wie viel weiter als alle anderen ist Max Verstappen vorn?
Qualifying-Statistiken zur Sommerpause: Max Verstappen ist nach 14 Qualifyings und 3 Sprint-Qualis der einzige verbleibende Pilot, der noch in keiner gezeiteten Session geschlagen wurde. Egal ob Yuki Tsunoda oder Liam Lawson. Verstappen ist auch einziger Fahrer im Feld, der im Schnitt über 0,5 Prozent schneller ist als sein Teamkollege. Tatsächlich schaffte es Yuki Tsunoda in 14 Anläufen überhaupt nur dreimal auf unter 0,5 Prozent an Verstappens Pace ran.
Sonst sind alle Unbesiegten gefallen. Fernando Alonso verlor aber nur ein Sprint-Qualifying gegen Lance Stroll, im regulären Quali ist er seit Silverstone 2024 ungeschlagen. Kimi Antonelli war bislang nur in Miami schneller als George Russell. Sonst ist sein Rückstand auf Russell mit 0,47 Prozent größer als alle, die nicht im zweiten Red Bull saßen. Überraschend sieht die Lage indessen bei Sauber (und Quali-Experte Nico Hülkenberg) aus. Oder doch nicht? Hier rollen wir im Detail alle Duelle auf.
Red Bull - Max Verstappen vs. Yuki Tsunoda
Zu Tsunodas Verteidigung sei gesagt, dass es nicht ganz so schlimm aussieht, seit er in Belgien am Samstag die letzte Unterboden-Ausbaustufe bekam. Mit 0,38 Prozent in Spa und 0,22 in Budapest fuhr er seine zwei besten Qualifying-Ergebnisse ein. In den letzten Monaten gab es nur zwei Qualifying-Leistungen im zweiten Red Bull, die besser waren. Es bleibt nur die Hoffnung, dass dieser Trend anhält.
Mercedes - George Russell vs. Kimi Antonelli
Kimi Antonellis Rookie-Saison ist pace-technisch sehr dürftig - aber er tritt auch gegen einen der besten Qualifier im Feld an. Ein zuletzt wegen einem Aufhängungs-Update unberechenbarer Mercedes machte Antonelli noch mehr zu schaffen. Daran machten er und das Team die vielen kleinen Fehler fest, welche primär für die teils großen Lücken verantwortlich sind. Aber es ist nicht nur die Aufhängung. Abgesehen vom Miami-Ausreißer schaffte es Antonelli nur in Bahrain und Japan auf unter 0,3 Prozent an Russells Pace heran.
Aston Martin - Fernando Alonso vs. Lance Stroll
Zu Saisonbeginn war Lance Stroll etwas näher dran als gewöhnlich. Dann begann er mit einer Handverletzung zu hadern, hatte ab Monaco einen Durchhänger mit Q1-Ausfällen und Rückständen von über 0,4 Prozent in vier von fünf GPs. Und ja, nur einen Stich machte er bisher gegen Fernando Alonso, und startet im Schnitt über 4 Plätze weiter hinten. Aber man muss fairerweise sagen: Vor der Sommerpause war Stroll wieder in den letzten beiden Qualifyings auf 0,11 respektive 0,02 Prozent an Alonso dran.
Alpine - Pierre Gasly vs. Franco Colapinto
Zweimal war Gasly zu Saisonbeginn Jack Doohan unterlegen, zweimal wurde er seit Imola von Franco Colapinto geschlagen. Vier Ausreißer in einer sonst sehr deutlichen Bilanz. Gegen Doohan gewann Gasly 6 zu 2. Colapinto hat sich allerdings tatsächlich näher rangerobbt. (0,32 Prozent zu Doohans 0,43). Der positive Trend ist aber nur zwei Rennen alt und sehr filigran. Immer noch ist Gasly der einzige, der den balancetechnisch schwierigen Alpine in Q3 befördern konnte.
Ferrari - Charles Leclerc vs. Lewis Hamilton
Zähes Ding für Lewis Hamilton. Dabei sei jetzt aber angemerkt, dass er im Vorjahr 24 zu 6 von George Russell überrollt worden war. Über 40 ist es wohl nicht so leicht, gegen Fahrer wie Russell und Charles Leclerc zu bestehen, die zu den Besten der Qualifying-Zunft gehören. Abseits des desaströsen Belgien-Sprints war Hamilton aber nie ewig weit von Leclerc weg - nur meistens eben die 0,21 Prozent, die dann gleich einmal auf drei Startplätze aufgeblasen werden. Aktuell steht er damit aber sogar etwas besser da als 2024 gegen Russell (0,3 Prozent).
Racing Bulls - Isack Hadjar vs. Liam Lawson
Liam Lawson bemüht sich um Rehabilitation nach dem Verstappen-Schock. So recht gelingt ihm das nicht, denn Isack Hadjar ist zwar Rookie, aber verdammt schnell. Der Beweis dafür: Mit 9,9 als durchschnittlichem Startplatz ist Hadjar einziger Fahrer außerhalb der Top-Teams, der im Schnitt aus den Top-10 startet. 9 Q3-Auftritte, kein einziger Q1-Ausfall. So sieht Maximierung aus. Während Lawson seit einem starken Österreich-Wochenende aber sichtlich mit mehr Selbstvertrauen fährt und die Lücke zumindest geschlossen hat.
Williams - Alex Albon vs. Carlos Sainz
Carlos Sainz hatte angekündigt, dass er ein paar Rennen zur Eingewöhnung brauchen sollte, und er hat Recht behalten? Nicht ganz. Der Durchschnitt erzählt nicht die ganze Geschichte. Sainz hat je nach Streckentyp unterschiedlich große Probleme, das Maximum aus dem Williams abzurufen. An einem guten Tag kann er Alex Albon schlagen, an einem schlechten Tag auch mal weit über 0,5 Prozent zurückliegen. Albon ist deutlich besser darin, das Williams-Paket zu maximieren. Sainz braucht immer noch Zeit, um die Eigenheiten des Autos zu verstehen.
McLaren - Oscar Piastri vs. Lando Norris
Eine neue, responsive Vorderachse und viel Arbeit mit Ingenieuren haben es gebracht: Lando Norris liegt jetzt im Qualifying mit Oscar Piastri gleichauf. In drei der letzten vier Qualifyings lag die Differenz zwischen den beiden unter 0,1 Prozent. Piastris Führung in der Gesamt-Abrechnung geht auf den viel besseren Saisonstart zurück, als Norris mit dem Auto nicht zurechtkam. Das soll aber nicht schmälern, dass Piastri dieses Jahr zum ersten Mal den Top-Qualifier Norris wirklich fordern kann.
Haas - Oliver Bearman vs. Esteban Ocon
Das Haas-Duell ist und bleibt schwer verständlich. Zwar liegen sie eng beieinander, doch nur in 4 Qualifyings trennten die beiden Fahrer weniger als 0,3 Prozent. Vielmehr ist entweder ist der eine gut, oder der andere, und in der Endabrechnung nivelliert sich das bei fast identischen Zahlen, obwohl sie in jeder Startaufstellung an unterschiedlichen Enden zu stehen scheinen. Dass beide gleichzeitig ein gutes Wochenende haben, scheint aus unerklärlichen Gründen praktisch unvorstellbar.
Sauber - Nico Hülkenberg vs. Gabriel Bortoleto
Nico Hülkenberg gerät jetzt unter Druck. Aus einem 5-zu-2-Start wurde ein 7-zu-10-Zwischenstand. Bortoleto ist seit Österreich ungeschlagen. In dem Zeitraum fiel Hülkenberg viermal in Q1 aus (Bortoleto einmal), und lag im Mittel 0,46 Prozent zurück. Ohne Zweifel eine Samstags-Formkrise. Sein durchschnittlicher Startplatz ist der schlechteste im Feld.
Formel 1 2025: Die durchschnittliche Startaufstellung
| P. | Fahrer | Durchschnitt |
|---|---|---|
| 1 | Oscar Piastri | 2,1 |
| 2 | Lando Norris | 3,4 |
| 3 | Max Verstappen | 3,4 |
| 4 | George Russell | 5,0 |
| 5 | Charles Leclerc | 5,1 |
| 6 | Lewis Hamilton | 8,1 |
| 7 | Kimi Antonelli | 9,2 |
| 8 | Isack Hadjar | 9,9 |
| 9 | Alex Albon | 10,6 |
| 10 | Fernando Alonso | 11,1 |
| 11 | Carlos Sainz | 11,8 |
| 12 | Pierre Gasly | 12,7 |
| 13 | Liam Lawson | 12,9 |
| 14 | Yuki Tsunoda | 13,5 |
| 15 | Oliver Bearman | 14,3 |
| 16 | Gabriel Bortoleto | 14,4 |
| 17 | Esteban Ocon | 14,5 |
| 18 | Lance Stroll | 15,4 |
| 19 | Franco Colapinto | 15,8 |
| 20 | Nico Hülkenberg | 16,1 |



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