Schlechter als Sergio Perez! Liam Lawson ist erst zwei Rennen mit Red Bull gefahren und schon jetzt ist sein Cockpit in Gefahr. Nach einer erneut miserablen Leistung beim China-GP wurde er vom eigenen Team öffentlich angezählt. Red Bull soll noch in dieser Woche eine Krisensitzung abhalten, bei der es dem jungen Neuseeländer an den Kragen gehen könnte. Formel-1-Experte Christian Danner sieht das Versagen jedoch nicht bei Lawson. Sind in Wahrheit Red Bull und Max Verstappen an der Misere schuld?

"Red Bull hat ein doppeltes Problem", analysiert Danner im AvD Motorsport-Magazin. "Es reicht nach vorne hin nicht für Max, um Rennen zu gewinnen. Das ist vordergründig das größte Problem. Nach hinten wird es allerdings auch sehr schwierig. Man dachte, Sergio Perez hat es verlernt und hat ihn deshalb mit einem jungen Wilden ersetzt. Und was ist? Die Ergebnisse, die Lawson zusammenbringt, sind noch schlechter. Da muss man ganz genau hinschauen. Was passiert da wirklich?"

Wie Michael Schumacher: Max Verstappen fordert unfahrbares Auto

Tatsächlich hält Danner nicht fehlendes Talent für das Problem bei Lawson. Er sieht die Ursache für das Versagen des 'Rookies' bei Red Bull und Max Verstappen. "Alexander Albon hat den Fahrstil von Max Verstappen einmal sehr, sehr schön in einem Interview erklärt", erinnert sich der F1-Experte. "Albon sagte, er möchte ein Auto haben, das aktiv und aggressiv auf der Vorderachse ist. Bei Max sei das auch so, aber ein ganz anderes Universum von bissiger Vorderachse. Am Anfang glaubt man, dass man damit fahren kann, aber je länger man damit unterwegs ist, umso unfahrbarer wird es für Menschen, die das Talent nicht haben, ein Auto praktisch nur mit der Vorderachse um die Strecke zu fahren."

Bei Verstappens Auto-Vorliebe fällt dem ehemaligen F1-Pilot eine Anekdote rund um den siebenfachen Weltmeister Michael Schumacher ein. "Das erinnert mich daran, was mir Gerhard Berger und Johnny Herbert, die mit Michael Schumacher gefahren sind, erzählt haben", so Danner. "Gerhard hat den Benetton von Michael übernommen und hat gesagt, er ist eingestiegen und hat gedacht, es will ihn jemand umbringen. Das Auto war absolut unfahrbar, damit hat Michael aber die WM gewonnen."

Max Verstappen im Red Bull
Mac Verstappen hat einen besonderen Fahrstil., Foto: IMAGO / Xinhua

"Es ist eine Frage des Fahrstils", schließt der Motorsport-Experte deshalb. "Es ist eine Philosophie, die offensichtlich nur ganz, ganz, ganz wenige Formel 1-Rennfahrer beherrschen. Das heißt nicht, dass ein anderer Fahrer mit einem anderen Stil nicht genauso schnell fahren kann. Aber das, was ein Verstappen von seinem Auto fordert, ist für normale Formel-1-Fahrer unfahrbar."

Danner: Es ist völlig egal, wen Red Bull ins Auto setzt

Red Bull steht somit vor einem Dilemma. "Was soll das Team machen?", fragt Christian Danner. "Auf den Top-Mann hören und weiterhin dafür sorgen, dass er bekommt, was er gerne hätte? Oder das Ganze ein bisschen runder machen, sodass auch der zweite Fahrer was davon hat?"

Die Liste der Piloten, die an Verstappen und seinem bevorzugten Fahrstil gescheitert sind, ist lang. Alex Albon ist nur einer von ihnen. Liam Lawson könnte schon bald das nächste Opfer sein. In den Medien überschlagen sich bereits die Gerüchte. Endstation für den Neuseeländer soll schon vor dem Grand Prix von Japan sein. Die offensichtlichste Maßnahme wäre es, das Cockpit mit Racing-Bull-Pilot Yuki Tsunoda zu tauschen, doch auch der Name Franco Colapinto tauchte in manchen Berichten auf. Danner hält einen Fahrerwechsel jedoch nicht für eine nachhaltige Lösung.

Red Bull: Lawson-Rauswurf? Danner: Verstappen ist das Problem! (33:36 Min.)

"Ich glaube nicht, dass es grundsätzlich anders wird. Auch wenn man Tsunoda reinsetzt oder sonst irgendjemand", meint der Ex-Pilot. "Im Netz kursieren die unglaublichsten Gerüchte, dass jetzt Colapinto hin und her getauscht wird. Ich bleibe dabei: Es ist völlig egal, wen man in das Auto setzt, sie werden alle dieselben Probleme haben. Ich würde eher am Auto etwas ändern, als dauernd die Fahrer zu tauschen."

Danner kritisiert Red Bull: Team spielt mit Zukunft von jungen F1-Piloten

In der Bereitschaft von Red Bull, schnell die Fahrer auszutauschen, sieht Danner eine Problematik. "Hier wird mit den Karrieren und auch mit der Zukunft von jungen Formel-1-Piloten recht nonchalant herumgespielt", kritisiert er. "Ich bin mir sicher, dass Tsunoda in Frage stellt, ob er den Red Bull wirklich fahren will. Das Problem liegt schlicht darin, dass Max Verstappen ein Auto braucht oder haben möchte, das seine Teamkollegen nicht fahren können. Wie das Team damit umgeht, ist eine Grundsatzentscheidung und letztendlich auch ein internes politisches Problem zwischen Christian Horner und Helmut Marko."

Danner selbst würde Lawson noch nicht rauswerfen. "Ich würde noch ein paar Rennen abwarten, sehen wie sich das entwickelt", so der F1-Experte. "Auf der anderen Seite würde ich mein Technikteam anhalten, das Auto so zu gestalten, dass Top-Junioren, Top-Leute damit fahren können. Verstappen fährt auch mit einem anderen Auto schneller als alle anderen, da bin ich mir sicher."

Liam Lawson - Auf einmal alles verlernt?

Dass auch Red Bull diesen Ansatz wählen wird, bezweifelt Danner. "Ich glaube, sie werden tauschen", schätzt er. Ganz so schnell wie den Gerüchten zufolge soll es aber nicht gehen. "Ich glaube nicht, dass es schon in Japan passieren wird, aber vielleicht in Imola."

Trotz Rausschmiss-Verdacht stärkt der F1-Experte Lawson den Rücken: "Ich kann mir gut vorstellen, dass Red Bull tauschen wird und sagt, dass Lawson es doch nicht kann. Wobei, ein Lawson kann es eben schon. Man muss schon sehen, was er bis jetzt zerrissen hat. Der ist sehr schnell unterwegs gewesen mit allem, was er gefahren ist. Und jetzt auf einmal soll er es verlernt haben? Also da muss man schon ganz genau hinsehen und ganz genau analysieren."

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