Vor gut eineinhalb Monaten bestätigte der Automobil-Weltverband FIA nach langer Buchprüfung zwei Verstöße gegen das Finanzielle Reglement für die neuen Power Units 2026. Sowohl Honda als auch Alpine-Renault hatten bei ihren Einreichungen der Unterlagen für 2023 Verfahrensfehler begangen. Zwar übertrat keiner der beiden auch die Kosten-Obergrenze, aber die Verstöße werden für sie teuer.
Für die neuen Power Units, welche die Formel 1 2026 einführt, wurde analog zur bereits länger existenten Kosten-Obergrenze für Teams auch eine für Motorhersteller festgelegt. Dieses zweite Finanzielle Reglement gilt erst seit 2023. Es betrifft nur jene Abteilungen der Hersteller, welche an den 2026er-Motoren arbeiten.
FIA-Buchprüfer einigen sich mit Honda & Alpine: Keine weiteren Ermittlungen
Da 2023 das erste Jahr der Anwendung ist, waren die FIA-Buchprüfer bereit, Honda und Alpine mildernde Umstände zuzugestehen. Erst recht, da es sich in beiden Fällen nur um Verfahrensfehler handelt, und nicht um Übertretungen. Auch zeigten sich beide Hersteller sofort kooperativ, als die Ermittlungen ihre Fehltritte aufzeigten.
Sowohl Honda als auch Alpine sind nun in sogenannte "Accepted Breach Agreements" eingetreten. Ein ABA bedeutet, dass sie sich der von der FIA vorgelegten Verstöße schuldig bekennen und auf ihr Einspruchsrecht verzichten. Dafür vermeiden sie, dass zusätzliche Ermittlungen der nächsthöheren Instanz, des Cost Cap Adjudication Panels, eingeleitet werden.
In beiden Fällen gibt es auch weder Hinweise auf böse Absichten noch Beweise dafür, dass man sich durch die Verstöße einen Vorteil verschaffen wollte oder das tatsächlich tat. All das fließt als mildernde Umstände in die Entscheidungen ein.
Letzte Blamage für Alpine? Erste Kosten-Einreichung grob defizitär
Alpine kostet der Fehltritt 400.000 US-Dollar (370.000 Euro) plus Verfahrenskosten. Ein teurer Spaß für ein Motorprogramm, welches vor einem Monat bereits eingestellt wurde. Nichtsdestotrotz schützt das vor einer Strafe für 2023 nicht. Alpine wurde ein grober Fehltritt bei den Einreichungen angelastet.
Bis zu einer Deadline im Frühling müssen alle Hersteller mehrere Einreichungen tätigen. Darunter Jahresberichte, regelspezifische Dokumente, und ein Gutachten von jenen Buchprüfern, die auch den kompletten Jahresabschluss des Herstellers absegnen. Über das Gutachten stolperte Alpine mit der ersten Eingabe im April.
"Signifikante Defizite" orteten die FIA-Prüfer: "Mehrere geforderte Verfahren wurden überhaupt nicht umgesetzt, viele andere Verfahren nur teilweise abgeschlossen." Gut einen Monat später übermittelte Alpine ein angepasstes Gutachten, in welchem alle Defizite ausgeräumt waren, und entging damit Schlimmerem.
Honda ordnet Kosten falsch ein: Trotzdem unter Grenze
Anders als Alpine wird Honda zum Verhängnis, dass man tatsächlich Kosten falsch angab oder nicht inkludierte. Da selbst nach Korrektur dieser Fehler die Grenze aber nicht überschritten wurde, kommt man mit 600.000 Dollar (553.000 Euro) plus Verfahrenskosten davon.
Die Verstöße lassen auf eventuelle Unklarheiten bei der Abgrenzung von Kosten in Bezug auf die Tatsache schließen, dass man 2026 zwar Aston-Martin-Partner wird, aktuell sich aber in einem Übergangs-Arrangement mit Red Bull befindet. Honda exkludierte Kosten für die Prüfstand-Wartung gemäß jenem Regelparagrafen, welcher spezifiziert, dass alle direkt auf die noch in Verwendung befindlichen alten Power Units zurückgehenden Kosten nicht für die 2026er-Programme relevant sind. Die FIA-Prüfer stimmten nicht zu, dass das diese Wartungskosten mit einschließt.
Weiters beging Honda bei der Abrechnung des Lagerbestandes Fehler. Zu wenig vom Inventar wurde korrekt miteinbezogen. Selbst nach Korrektur der beiden Problemposten lag Honda aber unter der Grenze, womit es bei der Geldstrafe bleibt.
Beide Hersteller haben jetzt ab dem Exekutionsdatum der Vereinbarung 30 Tage Zeit, um die Geldstrafen einzuzahlen. Sollten sie das nicht tun, so würde der Fall automatisch vor die nächste Instanz gehen, dem Cost Cap Adjudication Panel.
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