McLaren hat sichtlich Mühe damit, nach dem USA-GP die Strafe für Lando Norris zu verdauen. Norris war im Rennen in der Schlussphase im Duell mit Max Verstappen um Platz drei außerhalb der Strecke am Red Bull vorbeigefahren. Die dafür ausgesprochenen fünf Sekunden Strafe kostete Norris das erkämpfte Podium, und seinem Teamchef Andrea Stella Nerven. Er nimmt die Stewards ins Visier.
"Die Interpretation dieser Situation ist zwischen McLaren und den Stewards völlig unterschiedlich", so Stella nach dem Rennen. "Einfach die Tatsache, dass du verteidigst, indem du von der Strecke fährst. Das kann nicht erlaubt sein." Dass Verstappen auf der Innenbahn beim Verteidigen ebenso die Strecke verlassen hatte, ist das Hauptproblem.
Die Stewards argumentierten, Verstappen habe das Recht auf die Kurve, weil er am Scheitelpunkt weiter vorne war als Norris, was einem Verteidiger im Rahmen der Racing-Richtlinien der Formel 1 das Vorrecht auf die Kurve zugesteht. "Am Scheitelpunkt vorne zu sein ist nicht der relevante Teil", beschwert sich Stella. "Der Verteidiger fährt ja denke ich einfach am Scheitelpunkt geradeaus."
Verstappen bremst rücksichtslos: Der dachte doch nie die Kurve zu nehmen!
Hätte Verstappen die Kurve bekommen, dann wäre für McLaren völlig klar gewesen, dass man im Unrecht war. Dann hätte man Norris sofort angewiesen, den Platz zurückzugeben, um eine Strafe zu vermeiden. Aber Verstappen bekam die Kurve nicht. "Wenn ein Vorteil daraus gezogen wird, dann von beiden Autos", unterstreicht Stella. "Also war für uns das Manöver mindestens neutral." Alle am Kommandostand waren sich darüber einig. Deshalb erging keine Order an Norris, Verstappen wieder vorbeizulassen.
"Der hat sich doch nie gedacht, dass er diese Kurve nimmt", beurteilt Stella Verstappens Absichten. Ein Thema, das für ihn im Stewards-Büro mit beiden Fahrern nach dem Rennen diskutiert gehört: "Es ist eine unklare Situation. Holt euch die Meinungen der Fahrer ein. Nehmt euch Zeit, die Situation mit den angemessenen Details zu beurteilen, die nötig sind, wenn es nicht klar ist. Woher kommt die Hektik, in ein für die WM relevantes Ergebnis einzugreifen, nur damit du die Entscheidung in 60 Sekunden triffst?"
Stella ermahnt F1-Stewards: Respektiert euren Job
Die Stewards aber beeilten sich, um noch vor der Zielflagge eine Entscheidung zu fällen. "Eine Frage, welche die Stewards konstruktiv und positiv aufnehmen sollten", will Stella klarstellen. Mangels neuer Beweise wird McLaren kein Recht auf Neubewertung anstreben - man will, dass solche Beweise in Zukunft besser bewertet werden: "Wir hoffen, dass die FIA und Stewards sich den Fall anschauen."
Erst recht, weil Stella unverhohlen bei Verstappen Berechnung in diesen Manövern beobachtet: "Wenn ich ein Journalist wäre, dann würde ich ein paar Statistiken aufstellen. Wie oft Max sich so schon verteidigt hat." Die erste Kurve nach dem Start ist für McLaren ebenso frustrierend, denn auch dort drückte Verstappen Norris ins Aus: "Zugleich verstehen wir da, dass die Stewards mildernde Umstände sehen, weil es die erste Runde ist, und das akzeptieren wir, weil wir die Herausforderungen für die Stewards respektieren."
"Aber sie sollten auch ihren Job respektieren", so Stella. Für den zweiten Zwischenfall kann er unmöglich mildernde Umstände ausmachen. Nur einen sich berechnend von der Strecke tragen lassenden Verstappen, der Norris' Angriff unangemessen stoppte. Was die Stewards sehen hätten müssen: "Dann nehmt euch Zeit, schaut es euch nach dem Rennen an, hört euch die Fahrer an, versucht die Einzelheiten zu verstehen."
diese Formel 1 Nachricht