Nach seinem starken fünf Rennen langen Gastspiel war Liam Lawson Ende 2023 überzeugt: Es war nur eine Frage der Zeit, bis er in der Formel 1 eine weitere Chance bekommen würde. Seine Förderer bei Red Bull untermauerten das mit wiederholten positiven Aussagen auch öffentlich. Doch monatelang ging die Tür einfach nicht auf.
"Ich hatte Vertrauen, aber es war natürlich eine lange Zeit", so Lawson jetzt vor seiner lang ersehnten Rückkehr an diesem Wochenende beim USA-GP. Bis September musste er warten, ehe er offiziell den Platz von Daniel Ricciardo bei den Racing Bulls überreicht bekam. Beinahe ein ganzes Jahr war er keine Rennen mehr gefahren.
"Gegen Jahresanfang war die härteste Zeit", meint Lawson. "Ich bin nicht einmal wirklich Tests gefahren. Und es war so früh, dass es nicht wirklich Gespräche gab, die waren sehr selten. Da hatte ich deutlich mehr Probleme." Im Frühsommer gab es zwar von Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko gelegentlich Ansagen, wonach die Racing Bulls wieder in Richtung Juniorteam getrimmt werden sollten. Doch die Fahrer-Neuigkeiten kamen nicht.
Red-Bull-Entscheidungen stocken und stressen Lawson
"Wochenende zu Wochenende änderte es sich schnell, je nachdem, wie die Jungs sich schlugen", beschreibt Lawson. Ricciardo kursierte an einem Punkt erneut als potenzieller Ersatz für Sergio Perez. Erst gegen Ende des Sommers kam bei Lawson wieder Schwung in die Sache. Lawson durfte bei Reifentests und Tests mit alten Autos auch wieder Runden in echten F1-Boliden fahren, nicht nur im Simulator: "Die Gespräche wurden häufiger. Und wir kamen jenem Datum näher, an dem das Team es mir sagen würde."
"So gesehen wurde es einfacher, aber je näher wir dem kamen, desto stressiger wurde es wieder", meint Lawson. Alternative Cockpits verschwanden vom Markt: "Ich bin mir absolut bewusst, dass ich Vertrauen in diese Leute haben will. Dass sie mich in ein Auto setzen. Aber wenn sie das aus irgendeinem Grund nicht tun, dann sind jetzt alle anderen Plätze weg."
"Da gab es Punkte, an denen ich nicht das volle Vertrauen hatte oder den Stress spürte, aber ich wollte natürlich daran glauben, dass das Team tun würde, was sie mir sagten", so Lawson. "Und letztendlich haben sie genau das getan."
Lawson bedankt sich bei Daniel Ricciardo: War nie ein Wettbewerb
Lawsons Erlösung kostet Daniel Ricciardo Sitz und potenziell F1-Karriere. Mitleid haben ist aber schwer: "Der Teil des Sports ist nicht nett, aber das ist der einzige Weg, wie man an einen Sitz kommt. Indem jemand anderes geht." Trotzdem bitter, dass es Ricciardo sein musste: "Ganz ehrlich - er war jemand, der es nie in den letzten zwölf Monaten wie einen Wettbewerb hat wirken lassen."
"Ich habe an den Wochenenden auch viel Zeit mit ihm verbracht, und er war immer offen, gab Ratschläge", beschreibt Lawson. "Und rund um Singapur hat er auch klargemacht, dass es nichts Persönliches mit mir war. Als ich am Ende des Wochenendes abgereist bin und mit ihm gesprochen habe, meinte er: 'Viel Glück. Du bekommst eine F1-Chance. Stell sicher, dass du das Beste draus machst.' Das respektiere ich natürlich ungemein."
Die Chance ist für Lawson keineswegs einfach. Er hat sechs Rennen Zeit, um sich neben Yuki Tsunoda zu empfehlen. "Es sind mehrere neue Strecken, es ist noch später im Jahr, alle diese Jungs haben drei Viertel der Saison hinter sich und sind gut im Rhythmus", hält Lawson fest. "So sehr mir das letzte Jahr etwas Selbstvertrauen gibt, so wird es trotzdem hart werden." Überzeugt er nicht, so könnte er 2026 genauso für den F2-Piloten Isack Hadjar an die Luft gesetzt werden.
Doch so hart das Dasein als Ersatzfahrer war - Lawson vertraut auf das Positive daraus: "So sehr ich auch gerne gefahren wäre. Ich denke, ich bin besser vorbereitet, auch wenn es spät im Jahr ist, aber ich denke, ich bin besser vorbereitet als in den meisten Fällen." Seine F1-Prüfung wird sowieso mit einer Grid-Strafe beginnen, also ohne Erwartungen. "Eine weiche Landung, ein weicher Wiedereinstieg", nennt es Red-Bull-Teamchef Christian Horner.
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