Red Bull hat Daniel Ricciardo abserviert. Eine Entscheidung, die in einem größeren Kontext gesehen werden musste, hielt Teamchef Christian Horner in Singapur noch vor der offiziellen Bestätigung fest. Denn sein Team steht vor einem komplizierten Fahrer-Puzzle. Junioren, nicht abliefernde Veteranen - das sorgt auch in der Teamführung für Debatten. Ricciardo war seit Wochen, ja seit Monaten ein Streitfall.

So bestätigt Horner jetzt im Podcast 'F1 Nation', dass Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko schon im Juni genug von dem Experiment gehabt hatte. Das Ricciardo-Comeback war größtenteils Horners Vorstoß gewesen. Der Teamchef schätzt seinen Ex-Piloten sehr, auch jetzt noch.

Ricciardo war nach vierjähriger Abwesenheit als Ersatzfahrer zu Red Bull zurückgekehrt und hatte sich im Simulator schlechte fahrerische McLaren-Angewohnheiten wieder abtrainiert. So zumindest Horner, der nach einem Reifentest in Silverstone 2023 davon sprach, dass der alte Ricciardo wieder durchblitzte. Um sich gegen den in Schieflage geratenen Sergio Perez rückzuversichern, wurde Ricciardo als Druckmittel ins zweite Team gesetzt.

Ricciardo strapaziert Red-Bull-Geduld: Einmal stark, einmal desaströs

Perez hat 2024 weiter Probleme. Warum flog Ricciardo dann selbst mit Horners Rückhalt raus? "Ich denke, es war ein Fehlen an Konstanz. Er hatte einen harten Start in die Saison." Horner blickt zurück auf Miami - wo Ricciardo im Sprint sensationeller Vierter wurde: "Miami war eine zweiteilige Geschichte. Freitag und der Samstagmorgen waren fantastisch. Der alte Daniel, der über das Auto hinauswächst, Ferrari hinter sich hält. Aber Samstagnachmittag und Sonntag waren desaströs."

Nur Montreal bot nach Miami mit einem fünften Platz im Qualifying noch einen Ausreißer. "Der gute alte Jacques Villeneuve hat ihn hart rangenommen und ihn richtig aufgestachelt", erinnert sich Horner an Kommentare des Weltmeisters von 1997 - Ricciardo solle endlich nach Hause gehen. "So, wie er das Wochenende gefahren ist, es am Genick gepackt hat, ein richtig starkes Wochenende zusammengebracht hat. Da meinte ich, er solle Jacques vor jedem Grand Prix anrufen!"

Horner, Marko, Adrian Newey und Ricciardo 2018 in Monaco, Foto: LAT Images
Horner, Marko, Adrian Newey und Ricciardo 2018 in Monaco, Foto: LAT Images

Aber die Form hielt nicht. "Schon um Barcelona herum wollte Helmut ihn aus dem Auto haben, da war viel Druck da", verrät Horner. Mit Marko war er sich bei dem Thema uneins: "Ich habe mein Bestes gegeben, um ihm so viel Zeit wie möglich im Auto zu geben, damit er abliefern kann." Ein zeitgleich absackender Perez schien Ricciardo entgegenzukommen: "Aber es war nie überzeugend genug für uns zu sagen, dass wir die Fahrer tauschen."

Nächste Lawson-Chance: So sieht Horner den Fahrer-Plan für 2025

Die Jugend-Fraktion bei Red Bull gewann. "Wir brauchen für das größere Fahrerbild Antworten", räumt Horner ein. Sechs Rennen sind ein perfektes Zeitfenster, um Ersatzfahrer Liam Lawson zu testen. Da geht es genauso darum, wer im Red Bull sitzt, so Horner: "Natürlich haben wir mit Sergio für nächstes Jahr einen Vertrag. Aber du musst ein Auge darauf haben, was als nächstes kommt."

Ricciardo raus, Lawson rein! Wie geht es 2025 weiter? (08:02 Min.)

Red Bull hat mit Isack Hadjar und Arvid Lindblad zwei weitere geschätzte Junioren in den Nachwuchsklassen. Lawson mag 2023 als Ersatzpilot für den damals verletzten Ricciardo gut ausgesehen haben, doch ist das nachhaltig? Wieder soll Yuki Tsunoda bei den Racing Bulls als Benchmark dienen. Wer 2025 neben Tsunoda sitzen wird, bleibt offen.

Auch, weil Lawson gegebenenfalls Perez ersetzten könnte? Kein Szenario, das sich Horner wünscht. Ideal für ihn: "Checo findet seine Form von Jahresbeginn wieder, und nichts ändert sich." Dass nichts in der Formel 1 sicher ist, weiß er genauso. Da will er selbst Ricciardo nicht ganz abschreiben: "Wenn Liam und Checo den Job nicht hinbekommen, dann wissen wir, was Daniel kann."

"Aber wer weiß um sein Alter", bleibt Horner realistisch. "Ich hätte liebend gerne gesehen, wie er das als Sprungbrett nutzt, um die Geschichte zu vollenden. Doch es hat nicht sollen sein. Daniel ist sich selbst gegenüber auch ehrlich. Tief drinnen weiß er, dass er alles gegeben hat, dass er eine tolle Karriere hatte. Leider wurde es nichts mit dem nächsten Kapitel."