Es war inzwischen zum am schlechtesten gehüteten Geheimnis der Formel 1 verkommen. Nun ist es nach wochenlangen Berichten endlich auch offiziell. Aston Martin hat Star-Designer Adrian Newey verpflichtet. Am 10. September bestätigte der Rennstall von Fernando Alonso den Wechsel in einer eigens dafür abgehaltenen Pressekonferenz in der neuen Fabrik in Silverstone.
Seit Newey am 1. Mai 2024 offiziell seinen Abschied von Red Bull ankündigte, war unter den Formel-1-Teams ein Wettrennen um den 65-jährigen Briten entbrannt. Der seit 1989 in der WM arbeitende Newey ist mit zwölf Fahrer- und elf Konstrukteurs-Titeln der erfolgreichste Designer der Seriengeschichte.
Von 2006 bis einschließlich 2024 war Newey bei Red Bull angestellt. Das beste Auto in diesem Zeitrahmen war ausgerechnet das letztjährige, der RB19 von 2023. So überrascht es nicht, dass die Interessenten Schlange standen. Neben Aston Martin wurden vor allem auch Ferrari, Williams und zuletzt Alpine ernsthafte Versuche nachgesagt, Newey unter Vertrag zu nehmen.
Aston Martin überzeugt Newey nach privater Fabrikstour
Jetzt darf sich Aston Martin in diesem Rennen endlich auch offiziell Sieger nennen. Im Juni hatte man ihn zu einer privaten Tour durch die neue Fabrik in Silverstone geladen, ihm die Pläne als zukünftiges Honda-Werksteam vorgelegt und damit schließlich überzeugt. "Unsere ersten Gespräche haben bestätigt, dass ein gemeinsamer Wille da war, bei dieser einmaligen Gelegenheit zusammenzuarbeiten", so Lawrence Stroll bei der Verkündung. Der kanadische Milliardär kaufte das Team 2018 und machte nie einen Hehl daraus, dass er langfristig Titel holen will.
"Als er sah, was wir in Silverstone bauen - unseren unglaublichen AMR Technology Campus, die talentierte Gruppe an Leuten, die wir zusammengestellt haben, und den modernsten Windkanal des Sportes - hat er schnell verstanden, was wir erreichen wollen", so Stroll. Newey bestätigt: "Es ist nicht nur topmodern, sondern hat auch ein Layout, das eine tolle Arbeitsumgebung schafft." Mehr zur neuen Fabrik gibt es hier:
Letzter Schritt für die Newey-Verpflichtung war schließlich Strolls Angebot, Newey nicht bloß irgendeine Variation eines Cheftechniker-Postens anzubieten. Vielmehr wird Newey "Managing Technical Partner", und erhält sogar Anteile am Formel-1-Team. Im aktuellen F1-Umfeld, in dem alle Teamwerte immer weiter steigen, ist das allein schon ein fast unwiderstehliches Angebot.
Vollendet Newey den großen F1-Umbau von Aston Martin?
Stroll hat viel investiert, seit er 2018 das Team erwarb. Nicht nur mit der komplett neuen Silverstone-Fabrik inklusive Windkanal, die 2025 endgültig im Vollbetrieb laufen wird. Auf Fahrer-Seite unterstrich Stroll seine Ambitionen mit den Verpflichtungen von erst Sebastian Vettel, dann Fernando Alonso.
Auch der Techniker-Stab wurde in den letzten Jahren auf den Kopf gestellt. Tatsächlich kam schon 2022 Neweys ehemaliger Aerodynamik-Chef bei Red Bull, Dan Fallows, als Technischer Direktor. Ein kurzer Aufstieg zur zweiten Kraft 2023 war aber nicht nachhaltig. 2024 taumelte das Team zurück ins Mittelfeld.
2024 krempelte Stroll daraufhin das Management erneut um. Ex-Mercedes-Motorenchef Andy Cowell wird im Oktober als CEO der Gruppe von Martin Whitmarsh übernehmen. Mit der Verpflichtung von Ferraris Chassis-Chef Enrico Cardile als Chief Technical Officer gelang Aston Martin im Juli außerdem bereits ein erster großer Technik-Coup.
Bereits länger fixiert ist außerdem, dass Aston Martin ab 2026 zum neuen Werksteam von Honda wird. Mit den Japanern ist Newey bestens bekannt. Sie rüsteten ab 2019 Red Bull aus und lieferten den dringend nötigen leistungsstarken Motor, um wieder um Titel zu kämpfen. Dass Newey-Designs zwischen 2014 und 2018 kaum Siege feierten, lag weniger an ihm, sondern mehr an Red Bulls schwachbrünstigen Renault-Triebwerken.
Wann startet Adrian Neweys neuer Job bei Aston Martin?
Neweys vollzogenes Aus bei Red Bull kommt im Kielwasser von großen Verrückungen. Zwar wurde Teamchef Christian Horner inzwischen von den im Winter gegen ihn erhobenen Vorwürfen des persönlichen Fehlverhaltens freigesprochen, doch intern ist die Lage angespannt. Erst vor kurzem wurde bestätigt, dass auch Sportdirektor Jonathan Wheatley 2025 geht - zu Audi, als Teamchef. Mehr zu Red Bull gibt es hier im Video:
Die Technik-Führung bei Red Bull ist aber ohnehin seit Jahren bereits in der Hand von Pierre Wache. Newey, formell zuletzt als "Chief Technical Officer" betitelt, schied am Freitag des Miami-GP aus dem Formel-1-Tagesgeschäft aus. Seither arbeitet er dort nur mehr am Supersportwagen RB17. Trotzdem gibt es - wie bei solchen Transfers üblich - eine Sperrfrist, ehe er seinen neuen Job antreten darf. Erst am 1. März 2025 startet er bei Aston Martin.
Das bedeutet natürlich, dass der Zeitrahmen der Newey-Verpflichtung im Hinblick auf das neue technische Reglement ab 2026 nicht ganz perfekt ist. Denn schon ab nächstem Januar dürfen die Chassis-Entwicklungen hierfür starten. So müssen Aston Martins Techniker die ersten Schritte für 2026 noch ohne Newey tun.
Aston Martin erfüllt Newey-Traum von Fernando Alonso
Grund zur Freude ist Newey Verpflichtung schließlich noch für Fernando Alonso. Der zweifache Weltmeister wird zum ersten Mal in seiner langen Formel-1-Karriere in einem Newey-Auto fahren. "Ich wollte immer schon einmal mit ihm arbeiten", hatte Alonso bereits am Miami-Wochenende klargemacht. "Ich halte ihn für den vielleicht Besten, den es in der Formel 1 je gab, eine Legende." Alonso unterschrieb erst im Frühjahr einen neuen Vertrag bis mindestens 2026.
Zuletzt ließ Alonso aber dann Warnungen vom Stapel: "Es ist kein Ein-Mann-Job, um die Dinge auf Kurs zu bringen." Hatte Alonso im Vorjahr noch acht Podien, so schaffte er es 2024 noch kein einziges Mal. In den ersten sechs Rennen von 2024 konnte er noch punkten - in den darauffolgenden letzten zehn aber nur mehr vier Mal. Inzwischen kämpft Aston Martin lediglich mit dem Verfolgerfeld um die letzten zwei Punkteränge. Mit Podien hat man nichts mehr zu tun.
Bei Neweys alten Arbeitgebern lief es in den letzten Monaten auch nicht mehr gut. Der RB20, Neweys letzter Red Bull, stürzte ausgerechnet seit Miami ab. Also seit Newey nicht mehr im Dienst ist. Doch die Situation ist deutlich komplexer, erklärt Teamchef Christian Horner zuletzt:
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