Seit der Sommerpause wird von Red Bull zunehmend der Druck auf die Formel-1-Regelhüter der FIA erhöht. Es geht um die Frontflügel der direkten Konkurrenten McLaren und Mercedes, die fünf der letzten sechs Rennen gewonnen haben. Seit Wochen schon kursieren Verdächtigungen, wonach diese beiden Teams mit flexiblen Flügeln die Grenzen des Technischen Reglements strapazieren.
Am Sonntagabend in Monza war Red-Bull-Teamchef Christian Horner deutlicher geworden: "Sie bestehen die Tests, aber dann muss man sich auch den Wortlaut des Reglements ansehen." Red Bull ist frustriert, weil man 2021 mit der Flexibilität des Heckflügels gespielt, aber ebenfalls die Tests bestanden hatte. Dann gab es während der Saison Änderungen. Die Details zur Kritik gibt es hier:
Auch andere Teams sollen McLaren und Mercedes verdächtigen. Ferrari wollte sich am Sonntag nicht äußern. Vonseiten der Regelhüter reagiert man am Dienstag nach Monza mit einer klaren Stellungnahme: "Die FIA untersucht an jedem Wochenende die Frontflügel mit zahlreichen Checks (Konformität der Oberflächen, Konformität der Verbiegung) in Bezug auf die relevanten Technischen Regeln. Alle Frontflügel entsprechen aktuell dem Reglement 2024."
FIA führt Kamera-Checks der Frontflügel bis mindestens Singapur fort
"Seit dem Belgien-GP hat die FIA zusätzliche Daten während den FP1- und FP2-Sessions gesammelt, um dynamisches Verhalten via einer von der FIA vorgeschriebenen Onboard-Kamera zu erfassen", wird außerdem hingewiesen. Vor dem Wochenende werden Teams ausgewählt und dazu verpflichtet, die TV-Kameras an der Nase mit Spezial-Kameras zu ersetzen, welche die Flügel-Endplatten filmen. Anhand von Referenz-Markern soll der Grad der Biegsamkeit erkennbar sein:
"Das wird mindestens bis Singapur fortgeführt werden, um sicherzustellen, dass jedes Team mit den verpflichtenden FIA-Kameras auf verschiedenen Strecken (mit wenigem, mittleren und sehr hohen Abtriebs-Niveau) gefahren ist", so die Regelhüter. "Das wird eine sehr große Datenbank ergeben, aus welcher die FIA ein möglichst objektives Bild der Situation ableiten und die Unterschiede zwischen den diversen dynamischen Mustern auf der Strecke quantifizieren kann."
Vonseiten der FIA bemüht man sich hinzuweisen, dass völlige Steifheit eines Teils aufgrund der hohen Belastungen sowieso nicht möglich ist und man deshalb mit den Belastungstests arbeitet. Natürlich ist der Frontflügel aber ein neuralgischer Punkt: "Weil das aerodynamische Last-Verhalten von Wettbewerber zu Wettbewerber variiert und es deshalb schwer ist, einen Last-Vektor zu finden, der alle Frontflügel-Konstruktionstypen abdeckt."
Andere Bereiche des Autos, etwa Heckflügel oder Unterboden-Kanten, hätten quer durch das Feld viel vergleichbareres Last-Verhalten, wodurch das Entwerfen von Tests für diese Bereiche einfacher ist. Die Test-Problematik ist gut bekannt. Für die Performance entscheidend ist schließlich nur eine Biegung, die auf der Strecke am fahrenden Auto geschieht.
Deshalb auch die Kameras. Das letzte Wort muss nicht zwangsweise gesprochen sein: "Die FIA hat das Recht, neue Tests einzuführen, wenn man Irregularitäten verdächtigt. Es gibt keine Pläne für kurzfristige Maßnahmen, aber wir evaluieren die Situation mittel- und langfristig." Heißt im Umkehrschluss aber erneut: 2024 wird sich nichts mehr ändern. So sehr es Red Bull auch gerne hätte.
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