Kompliziert, opportunistisch und peinlich! McLaren-CEO Zak Brown wittert Unfairness in der Königsklasse durch übermäßige Mitsprache der Teams. Der US-Amerikaner plädiert dafür, dass die Formel 1 und die FIA vermehrt das Steuer bei Regelentscheidungen übernehmen sollen. Dem lächerlichen Abstimmungsverhalten von Teams, die nur den eigenen Nutzen im Sinn haben, soll damit ein Ende gesetzt werden.

"Ich denke, die Teams sind kollektiv schuld daran, viele Probleme selbst zu verursachen, indem sie die Anforderungen an die Autos und das Reglement übermäßig kompliziert gestalten", kritisiert Brown. "Irgendetwas passiert, und dann verbringen wir alle übermäßig viel Zeit damit, uns mit so vielen Details zu befassen, dass wir nicht an die unbeabsichtigten Folgen denken. Damit komme ich wieder auf meine Ansicht zurück, die ich konsequent vertreten habe: Ich würde gerne sehen, dass die Teams weniger Autorität haben."

Pressekonferenz mit Toto Wolff (Mercedes), Zak Brown (McLaren), James Vowles (Williams) und Ayao Komatsu (Haas)
Brown findet, die F1-Teams stehen sich selbst im Weg, Foto: LAT Images

Das Mitspracherecht der F1-Rennställe will der McLaren-CEO nicht gänzlich abschaffen. Er schlägt jedoch eine Änderung des Abstimmungsmodus vor und will der Formel 1 und der FIA mehr Macht einräumen. "Die Teams sollen immer noch die gleiche Stimme haben", so Brown. "Ich würde es aber gerne sehen, wenn wir die Super-Mehrheitsabstimmungen abschaffen und einfache 50-Prozent-Entscheidungen einführen, damit etwas durchkommt."

"Derzeit ist es leicht, dass sich die Teams zusammenschließen, um Angelegenheiten zu blockieren", beklagt er. "Ich denke also, wir müssen der Formel 1 und der FIA mehr Macht zurückgeben, damit sie tun können, was sie für den Sport für richtig halten. Ich glaube, wir sind manchmal unser eigenes größtes Problem. Nicht jeder ist da derselben Meinung, weil manche Teams die Möglichkeit haben wollen, Ergebnisse zu beeinflussen."

Negativ-Beispiel: Flexible Meinung bei Alpine

Ein Beispiel fällt dem US-Amerikaner dazu sofort ein. Der ehemalige Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer soll seine Meinung zum Strafpunktesystem auf opportunistische Weise geändert haben. Als McLaren-Pilot Lando Norris 2021 kurz davor stand, ein Rennen aussetzen zu müssen, soll der damalige Teamchef dagegen gewesen sein, die Regeln abzuschwächen. Als sich später Alpine-Fahrer Pierre Gasly in derselben Situation befand, soll Szafnauer prompt seine Meinung geändert haben.

"In den Teamchefbesprechungen kann es manchmal ziemlich peinlich werden", verrät Brown. "Ein solcher Moment war, als Lando viele Strafpunkte hatte. Wir haben argumentiert, dass die meisten seiner Strafpunkte nicht aufgrund von gefährlichem Fahren waren. Otmar [Szafnauer] war strikt dagegen, weil offensichtlich jeder wollte, dass Lando ein Rennen aussetzen muss. 12 Monate später war Gasly in derselben Situation. Otmar brachte genau dasselbe Argument, das wir vorgebracht haben. Wir haben gesagt 'Du hast gerade erst dagegen gestimmt'. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern."

Zak Brown: FIA soll für Fairness in der Formel 1 sorgen

Genau solche Entscheidungen, die nur zu Gunsten des eigenen Vorteils getroffen werden, will Brown in der Formel 1 künftig nicht mehr sehen. "Das ist ungesund", sagt er. "In einem Jahr kann es für dich funktionieren und im nächsten Jahr vielleicht nicht mehr. Wir sollten solch opportunistische Abstimmungen aus dem System herausnehmen, und Formel 1 und FIA die Fairness des Sports regulieren lassen."

Der McLaren-Teamchef ist fest der Meinung, dass die Königsklasse so gerechter werden würde. "Manche Entscheidungen werden dann gut für dich passen und andere eben nicht, weil du vielleicht gerne etwas blockiert hättest", so Brown. "Aber auf lange Sicht gewinnen wir alle, wenn wir einen Sport haben, bei dem es um Fairness geht und indem die Dinge für alle gleich sind."

Zak Brown hält seine Meinungen nicht zurück. Für die Konkurrenten Red Bull spricht der McLaren-CEO eine düstere Prognose aus. Er glaubt, die Horner-Affäre wird noch weitere Konsequenzen haben. Hier lesen: Zak Brown warnt Red Bull vor schwerer Krise.