Das Feld der Formel 1 soll jederzeit so eng wie möglich beieinander sein. 2024 ist das sogar an der absoluten Spitze der Fall. Red Bull, Ferrari, Mercedes und McLaren kämpfen um Siege. Das soll durch das sogenannte ATR (Aerodynamic testing restrictions)-System gewährleistet werden. So gab es schon seit 2021 ein umgekehrtes Bonussystem bei der Aerodynamikentwicklung. Je schlechter ein Team abschneidet, umso mehr aerodynamische Entwicklung darf es betreiben. George Russell schlägt eine Alternative vor. Die Anzahl der Punkte sollte das Bewertungskriterium sein.

George Russell: Neue Verteilung würde das Aufholen erleichtern

Für die Verteilung der Windkanal-Zeit hat die Formel 1 ein festgelegtes System. Je nach Platzierung in der Konstrukteurs-WM bekommt ein Team eine bestimmte Prozentanzahl der Gesamtmenge. So darf Red Bull 70% der ursprünglichen 100 Prozent für Windkanal-Zeit und CfD-Arbeit nutzen. Sauber als letztplatziertes Team hingegen 115 Prozent.

"Ich denke, das System ist sehr gut. Aber es basiert aktuell auf den Positionen in der WM, statt den gesammelten Punkten", so George Russell. "Aber du hast Red Bull, die letzte Saison doppelt so viele Punkte hatten, wie das zweitplatzierte Team in der Konstrukteurs-WM."

Eine Lösung wäre für Russell eine Einteilung nach eben jenen gesammelten Punkten. So würden auch große Punkteabstände, und damit auch oft klaffende Performance-Unterschiede zwischen den Teams mitberücksichtigt.

"Zwischen Mercedes und Ferrari gab es letztes Jahr nur einen Unterschied von zwei Punkten, die Differenz in der Windkanal-Zeit war aber eine ähnliche wie zu Red Bull. Wenn es also nach den Punkten, statt der Position in der Meisterschaft gehen würde, würde es den Teams helfen aufzuholen", so Russell.

Sportlich gäbe es allerdings einige Argumente gegen solch eine Idee. Zum einen wäre das für ein derzeit besonders dominantes Team ein noch größerer Nachteil als bisher schon – und das, obwohl das dominierende Team letztendlich den besten Job im Feld macht.

Hamilton: Sollten kleinen Teams helfen, sich früher einzupendeln

Allerdings hätte eine solche Regelung gerade für die Spannung des Sports auch Vorteile. Insbesondere bei Beginn einer neuen Reglement-Ära. Oft hat ein Team zu Beginn einer solchen neuen Periode ein Konzept, das deutlich besser funktioniert als eins der anderen. Jenes Team dominiert den Sport in der Regel zunächst. 2022 war das Red Bull, 2014 Mercedes.

Die anderen Teams holen erst mit der Zeit auf und kopieren nach und nach die Ideen des dominanten Teams und bringen diese an das eigene Auto. Dieser Prozess dauert allerdings, oft bis an das Ende eben jener Reglement-Periode. Besonders für die kleineren Teams ist es schwer, den Abstand zu verringern. 2026 stehen die nächsten großen Reglement-Änderungen an.

"Ich weiß nicht, was die Lösung ist, aber es bräuchte einen Weg, diejenigen, die weiter weg sind, dabei zu helfen, aufzuholen. Es wird interessant, ob es 2026 wieder so läuft. Dann müsste man sich das wohl noch einmal anschauen", so Lewis Hamilton.