Immer nur Max Verstappen? Von wegen! Nach einem überlegenen Saisonstart von Red Bull ist die Formel 1 im Jahr 2024 überraschenderweise so abwechslungsreich wie selten zuvor. Carlos Sainz in Australien, Lando Norris in Miami, Charles Leclerc in Monaco, George Russell in Österreich, Lewis Hamilton in Großbritannien und Belgien, Oscar Piastri in Ungarn - die Liste der Grand-Prix-Sieger ist in der Formel-1-Saison 2024 bereits nach 14 Wochenenden die längste seit 12 Jahren.
Sieger-Feuerwerk im Formel-1-Jahr 2012: 8 Gewinner in 20 Grands Prix und ein ungeschlagener Rekord
Denn vielseitiger war in der jüngeren Vergangenheit der Königsklasse nur die verrückte Saison 2012. Kein Wunder, schließlich trafen sechs Formel-1-Titanen mit insgesamt 14 WM-Titeln aufeinander. Mit Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Fernando Alonso, Kimi Räikkönen, Lewis Hamilton und Jenson Button war das Fahrerfeld erstklassig besetzt. Eine Vielfalt von Talenten, die sich in den Ergebnissen widerspiegelte.
Erstklassige Besetzung hat sich auch Williams für 2025 geangelt. Sie verpflichteten Top-Pilot Carlos Sainz für mindestens zwei Jahre. Doch hat Sainz eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag? Die Hintergründe zum Williams-Deal erklärt Christian im Video:
2012 standen bei 20 Grands Prix acht verschiedene Fahrer ganz oben auf dem Treppchen. Noch verblüffender: Sie stammten aus sechs verschiedenen Teams, nämlich Red Bull, Ferrari, McLaren, Lotus, Mercedes und Williams. Zwar gingen damals nicht wie heute nur zehn, sondern zwölf Formel-1-Teams an den Start, was die absoluten Zahlen relativiert. Dennoch gelang den Siegern dieser Saison Historisches, das es in dieser Form vorher nicht gegeben hat und seitdem nicht wiederholt wurde.
Anders als 2024, als Verstappen zu Saisonbeginn Siege in Serie einfuhr, gewannen die ersten sieben Saisonrennen 2012 sieben unterschiedliche Fahrer: Jenson Button im McLaren den Auftakt in Australien, Ferrari-Fahrer Fernando Alonso im Regen Malaysias, Nico Rosberg mit dem ersten Mercedes-Sieg der Neuzeit in China und als Vierter im Bunde Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel in Bahrain. Der Spanien Grand Prix sorgte für eine echte Sensation mit Pastor Maldonado im Williams als Überraschungssieger - Maldonados einziger Sieg und Williams' bislang letzter Triumph. Fünf unterschiedliche Teams stellten dementsprechend die ersten fünf Sieger der 2012er Saison.
Bei Rennen Nummer sechs in Monaco folgte der zweite Red-Bull-Fahrer Mark Webber und in Kanada gewann Lewis Hamilton im McLaren. Mehr Dynamik geht kaum. Munter ging es hin und her, bis sich Alonso und Vettel im letzten Saisondrittel als die aussichtsreichsten Titelkandidaten herauskristallisierten. Ein unvergessliches Kapitel in den Annalen der Formel 1.
Vier Sieger-Teams in einer Saison - Wann gab es das zuletzt?
Schon vier unterschiedliche Teams haben bis zur Sommerpause in diesem Jahr die Rennsiege unter sich aufgeteilt - ein Bild, das gar nicht so außergewöhnlich ist. In den vergangenen zwei Jahrzehnten kam das ganze sieben Mal vor. So erst in der turbulenten Formel-1-Saison 2021, in der sich Verstappen und Hamilton einen erbitterten Zweikampf lieferten. Neben den beiden Teams im WM-Kampf, die 20 von 22 möglichen Siegen unter sich ausmachten, griffen zwei weitere nach dem Siegerpokal: Daniel Ricciardo und Esteban Ocon sicherten McLaren und Alpine je einen Erfolg.
Was 2024 anders ist? Die Siege von Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes waren alle das Ergebnis ihrer starken Performances. Dahingegen ebnete das Schicksal der anderen Esteban Ocon beim Ungarn GP 2021 den Weg zum Sieg. Valtteri Bottas kegelte bei Starkregen nämlich bereits vom Start weg einige der Top-Autos aus dem Rennen. Auch Ricciardo profitierte beim Italien GP 2021 vom spektakulären Drama, das sich vor ihm abspielte, denn die WM-Rivalen nahmen sich gegenseitig aus dem Rennen.
Überblick: In welchen Saisons der letzten 20 Jahre haben vier verschiedene Teams einen Sieg geholt?
Saison | Teams mit Sieg |
---|---|
2021 | Red Bull (11), Mercedes (9), McLaren (1), Alpine (1) |
2020 | Mercedes (13), Red Bull (2), Racing Point (1), AlphaTauri (1) |
2013 | Red Bull (13), Mercedes (3), Ferrari (2), Lotus (1) |
2012 | Red Bull (7), McLaren (7), Ferrari (3), Renault (1), Mercedes (1), Williams (1) |
2009 | Brawn GP (8), Red Bull (6), McLaren (2), Ferrari (1) |
2008 | Ferrari (8), McLaren (6), Renault (2), BMW Sauber (1), Toro Rosso (1) |
2004 | Ferrari (15), Renault (1), Williams (1), McLaren (1) |
Von den Jahren 2021 und 2020 abgesehen, liegen die abwechslungsreichen Jahre, in denen vier oder mehr unterschiedliche Formel-1-Teams den Sieger stellten, schon etwas weiter zurück. Sie konzentrieren sich auf die V8-Ära. Das verdeutlicht den fehlenden Wettbewerb, unter dem die Formel 1 während der Turbo-Hybrid-Ära, den Jahren der Mercedes-Dominanz, litt.
Erst zum Abschluss der zurückliegenden Reglement-Periode (2021) schloss Red Bull zum unangefochtenen Spitzenreiter auf, nur um zu Beginn der Ground-Effect-Ära (2022) diese Rolle selbst zu übernehmen. Eine lange Phase der Mercedes-Herrschaft und zuletzt zwei dominanten Red-Bull-Jahren. In beiden Fällen hatte kein anderes Team ernsthaft etwas entgegenzusetzen. Teilzeit-Herausforderer Ferrari musste sich spätestens ab Mitte der Saison geschlagen geben. Da erscheint die 2024er Saison wie eine wohlverdiente Belohnung für das geduldige Warten. Jetzt, wo sich die aktuelle Regelperiode wieder dem Ende neigt, kehrten Kämpfe an der Spitze und Spannung in die Königsklasse zurück.
Erfrischender Wettbewerb: Was hat die Formel 1 wieder spannend gemacht?
Zwei entscheidende Schritte haben dazu beigetragen, Performance-Unterschiede zwischen den Teams zu verringern und das Feld insgesamt enger zusammenzuführen: Das ATR-System (Beschränkungen bei der aerodynamischen Entwicklung) und das Budget-Cap (Deckelung der finanziellen Ausgaben). 2021 wurden sie im sportlichen und finanziellen Reglement der Formel 1 neu geregelt, 2022 weiter verschärft. Allmählich zeigen sie Wirkung.
Denn die Formel-1-Saison 2024 zeichnet sich durch eine Besonderheit aus: Sie entwickelt sich zu einem regelrechten Upgrade/Downgrade-Wettlauf. Selten sind so viele Updates gefloppt - Aston Martin, Ferrari und sogar das Weltmeister-Team Red Bull können ein Lied davon singen. Die Meisterschaft für sich zu entscheiden, hängt jetzt von der Fähigkeit ab, Updates einzuführen, die auf der Strecke sofort funktionieren. Beste Beispiele: McLaren und Mercedes, die mit umfangreichen Fahrzeug-Verbesserungen innerhalb kurzer Zeit den Punkterückstand massiv verringert haben.
Sowohl die zeitliche als auch die finanzielle Einflussnahme auf die Entwicklungskapazitäten zwingt die Teams zur präzisen Entwicklungsarbeit und Festlegung auf einen Weg. In der Vergangenheit konnten die finanzkräftigen Teams umfangreiche und teure Updates finanzieren und in mehrere Richtungen gleichzeitig entwickeln. Damit stellten sie sicher, optimale Lösungen zu finden und nur die besten auf der Strecke einzusetzen. Rennställe mit einem geringeren Budget waren im Hintertreffen.
Die Deckelung von Budget und Entwicklungszeit nivellierte diesen Nachteil. Das Risiko für Fehlschläge in der Fahrzeugentwicklung ist jetzt höher - auch für die großen Teams mit hervorragender Infrastruktur. Das Ergebnis: Ein hochdynamisches Kräfteverhältnis. Red Bull, Mercedes, McLaren und Ferrari wechseln sich in den vergangenen Rennen an der Spitze ab. Die Abstände in der Verfolgergruppe sind genauso eng.
Ohne künstlich in den direkten Wettbewerb auf der Strecke einzugreifen - wie etwa durch die vielfach zur Diskussion gestellte und genauso schnell wieder verbannte Idee von Reverse Grid - hat die Formel 1 zur Sommerpause 2024 ihr Ziel für den Moment erreicht. Der spannende Wettkampf auf der Strecke ist zurück - dank der Regulierung des Entwicklungswettbewerbs. Man darf sich über vier nahezu gleichstarke Top-Teams freuen. Wer nach der Sommerpause die Nase vorne haben wird? Offen.
Definitiv jedoch nicht das zukünftige Audi-Werksteam. Sauber befindet sich am Ende der WM-Tabelle. Null Punkte für die Schweizer. In diesem Artikel haben wir die erste Saisonhälfte des Rennstalls analysiert:
diese Formel 1 Nachricht