Vier Punkte. Zwei Punkte-Ergebnisse. Das ist die Ausbeute von Williams nach den ersten 14 Rennen der Formel-1-Saison 2024. Im Vergleich zum Vorjahr ein klarer Rückschritt. 2023 waren es noch 21 Punkte, Williams belegte am Ende der Saison Konstrukteurs-Rang sieben. Ist die aktuelle Reglement-Periode für Williams nur eine Übergangsphase? Immerhin überzeugte Teamchef James Vowles Carlos Sainz auch mit genau dieser Ansicht. "Ich habe ihm nicht 2025 verkauft." Motorsport-Magazin.com nimmt das Traditionsteam unter die Lupe.

Ziel vs. Realität:
Die Ziele sind bei Williams zumindest bis zum großen Reglement-Umschwung recht niedrig gesteckt. Der Fokus liegt auf der Mittel-, und langfristigen Perspektive. 2026 und darüber hinaus ist das erklärte Ziel. James Vowles wird nicht müde das zu betonen. Dennoch hinkt das Team im Punkte-Vergleich zum Vorjahr klar hinterher. Doch der Schein trügt.

Ja. Durchschnittlich fehlen Williams 0,9 Plätze im Verhältnis zum Vorjahr. Den drastischen Rückgang von 17 Punkten im Vergleich rechtfertigt das aber nicht. Das zeigt auch der Qualifying-Vergleich. Dort ist Williams sogar besser. Der FW46 ist im Vergleich zum FW45 konstanter, hat dafür aber keine so großen Ausreißer mehr nach oben. Ausnahme-Ergebnisse wie in Kanada oder Silverstone des vergangenen Jahres gibt es nicht mehr.

Entwicklung 2024:
Die Entwicklung des FW46 geht eher schleppend voran. Das liegt besonders am Übergewicht des Autos. Das Team fokussiert sich weiterhin auf die Verringerung des Gewichts, entsprechend war auch genau das der Inhalt vieler Updates. Speziell auf die Aerodynamik des Autos bezogene Updates gab es im Vergleich zur Konkurrenz weniger. So fehlt dem Auto allgemein Pace im Vergleich zur Konkurrenz, die das Team mit weniger Gewicht gut machen möchte.

Insgesamt hat Williams im Verlauf der Saison noch drei größere Updates in Petto. Das erste soll bereits am ersten Rennen nach der Sommerpause in Zandvoort ans Auto. Dabei geht es natürlich um das Thema Übergewicht. Doch auch an der Aerodynamik und der Aufhängung sollen Verbesserungen vorgenommen werden. Das wird im engen Kampf im hinteren Feld nötig sein. Sauber ist zwar noch punktlos, doch wird die rote Laterne wohl kaum behalten wollen.

Williams 2024: Auf allen Strecken unterdurchschnittlich?

Höhepunkt 2024: Zwei Punkte und Q3 in Silverstone
Den meisten dürfte der Großbritannien Grand Prix wohl noch in Erinnerung geblieben sein. Doch die wenigsten dürften dabei an Williams denken, eher an Lewis Hamilton. Doch auch das Team aus Grove erlebte beim Heimspiel das wohl beste Wochenende des Jahres. Alexander Albon qualifizierte sich auf Position neun - und brachte das trotz immer wieder auftretendem Regen ins Ziel.

Zuvor gelang das dem Team nur in Monaco. Doch im Fürstentum war das Ergebnis eher der sehr speziellen Streckencharakteristik, die Übergewicht eher verzeiht, sowie mangelnden Überholmöglichkeiten zu verdanken.

Tiefpunkt 2024: Desaster in Spanien
Zwar hat der FW46 generell weniger Ausreißer nach oben, als auch nach unten, doch einen großen gab es 2024 dennoch, jedoch nicht im positiven Sinne. Der Spanien Grand Prix markierte den absoluten Tiefpunkt des Teams. Platz 19 und 20 im Qualifying. Platz 18 und 20 im Rennen. Von vorne bis hinten ein misslungenes Wochenende. Teamchef James Vowles nannte es sogar ein "Desaster. Selbst wenn wir es optimistisch sehen."

Alexander Albon und Logan Sargeant: Kaum Glanzlichter

Alex Albon
WM: 18. Platz (4 Punkte)
Note im MSM-Ranking: 2,84 (10. Platz)
Alexander Albon griff 2023 nach den Sternen. Zumindest manchmal. In Silverstone oder auch in Kanada. Die gesamte Saison hatte er Sargeant im Griff und schien konstant über den eigentlichen Möglichkeiten des Autos zu performen. 2024 hat das etwas nachgelassen. Albon holt immer noch deutlich mehr aus dem FW46 als sein Teamkollege. Doch diese großen Glanzlichter wie einst gibt es deutlich seltener – und wenn sind sie nicht mehr ganz so glanzvoll. Es ist dann eher ein neunter Platz als ein siebter Platz wie 2023. Das mag auch mit dem konstanteren Ansatz des Autos zu tun haben. Albon fährt eine konstante, gute Saison. Doch die großen Glanzlichter sind seltener.

Logan Sargeant
WM: 20. Platz (0 Punkte)
Note im MSM-Ranking: 4,19 (20. Platz)
Und bei Logan Sargeant bleiben jene Glanzlichter komplett aus. Sein einziges Glanzlichtchen gab es wohl in Silverstone zu sehen. Position 11, trotzdem noch 20 Sekunden Abstand zu Albon. Und ja, der Amerikaner hatte teils auch mit weniger Updates und älteren Teilen zu kämpfen. Dahingehend wurde Albon priorisiert, doch anhand seiner Leistungen auch zurecht. Von Sargeant ist nach wie vor zu wenig. Deswegen wird 2024 wohl auch seine letzte Saison in der Königsklasse. Ab 2025 ersetzt ihn Carlos Sainz. Der dürfte die erste richtige Messlatte für Albon sein.

Fazit und Ausblick:
Die Lage in Grove ist sicher nicht positiv. Ein Rückgang von 17 Punkten im Vergleich zur Vorsaison zeigt das recht deutlich. Doch die Frage nach dem Kontext muss erlaubt sein. Williams hat seinen Fokus bereits auf 2026 verschoben und die Weichen dorthin ausgerichtet. Die Ankunft von Carlos Sainz 2025 ist der jüngste Beweis dafür. 2024 und 2025 sind daher eher Übergangsjahre. Die Performance soll das allerdings nicht schön reden. Die drei noch kommenden Updates müssen zünden, ansonsten läuft Williams Gefahr, wie schon 2022 mit der roten Laterne zu enden.