Fahrer-Ranking zur Sommerpause: Nico Hülkenberg & Oscar Piastri stürmen den Formel-1-Olymp

Wer ist der beste Fahrer der Formel 1? Es wird auch 2024 niemanden überraschen zu hören, dass Max Verstappen zur Sommerpause das Fahrer-Ranking von Motorsport-Magazin.com anführt. Doch an der Spitze wird dieses Jahr gedrängelt. Hinter einem bei weitem nicht mehr perfektem Verstappen wird Blut geleckt. Und zwei Fahrer machen an sehr unterschiedlichen Punkten ihrer Karriere Ansprüche auf einen Platz unter der absoluten Racing-Elite geltend.

Wie jedes Jahr führen wir für unser nach jedem Rennen von F1-Redakteuren und MSM-Lesern erstelltes Fahrer-Ranking eine separate Wertung nach dem F1-Punktesystem. Die Top-3 bleiben dort jedoch auch 2024 mit Verstappen, Lando Norris und Charles Leclerc die drei gleichen Piloten wie in der echten WM. Nur schmilzt Verstappens Vorsprung auf Norris um 20 Punkte. Dem Trio lässt sich der Elite-Status nur schwer absprechen.

MSM-F1-Ranking 2024 nach Punkten

Die junge Garde bleibt also vorne - aber wer ist 2024 der Altmeister? Nicht Lewis Hamilton. Nicht Fernando Alonso. Sondern Nico Hülkenberg. Sein zweites Haas-Jahr fühlt sich fast wie ein erneuter Durchbruch an. Oder, er ist schließlich 36 Jahre alt, eher wie ein Aufbäumen: He, mich gibt es noch, und ich bin seit Jahren ein Top-Talent in der F1. Nur eben im Mittelfeld, wo in Sachen echten Ergebnissen nicht viel Zählbares herauskommt.

Hülkenberg & Piastri regelmäßige Stars des Rankings 2024

Das Fahrer-Ranking schafft Fairness. Und Hülkenberg mit seinen starken Leistungen gibt den Ausschlag. Obwohl er nur an einem einzigen Wochenende das Ranking gewann, besticht er mit Konstanz. Seine Ranking-Durchschnittsnote hat er im Vergleich zu 2023 von 2,87 auf 2,38 gedrückt. Das ist der größte Zugewinn im Feld. Gerade im Notenschnitt ist er aber nicht der einzige große Gewinner.

Da wäre zum einen Carlos Sainz, der eine durchwachsene Saison 2023 wiedergutzumachen hat. Dicht an ihm dran hängt Oscar Piastri. In seinem zweiten F1-Jahr hat er sich prächtig entwickelt, große Defizite etwa beim Renn-Management ausgeräumt. Reihen wir die Fahrer nach Noten-Schnitt (und nehmen den einmaligen Gaststarter Ollie Bearman aus), so verdrängt Piastri sogar Leclerc vom dritten Platz.

MSM-F1-Ranking 2024 nach Noten-Schnitt

Gäbe es eine Ranking-Teamwertung, so wäre McLaren längst in Führung. Egal ob nach Punkten oder nach Noten-Schnitt. Einziger Makel: Sowohl Norris als auch Piastri mögen schnell, doch nicht fehlerfrei sein. So sind sie die einzigen beiden Fahrer unter den Top-8, die noch an keinem einzigen Wochenende einen Tagessieg im Ranking feierten. Obwohl beide schon einen tatsächlichen Grand Prix gewannen.

Lewis Hamilton eilt an die Spitze: Was war los am Saisonstart?

Sehr weit ab von jenen Gefilden, die sich eines siebenfachen Weltmeisters geziemen, ist Lewis Hamilton. Sowohl nach Punkten als auch nach Noten-Schnitt belegt er einen mageren achten Platz. Das ist noch einmal ein Abstieg im Vergleich zum bereits enttäuschenden Ranking-Ergebnis des Vorjahres. Doch das erzählt nur die halbe Geschichte.

Denn nimmt man die letzten drei Rennen, ist Hamilton obenauf. Nicht nur obenauf. Deutlich obenauf. Mit 1,36 ist er seit seinem Sieg in Silverstone im Schnitt eine halbe Note besser als Piastri, und eine ganze besser als Norris, Verstappen oder George Russell. Seit Mercedes wieder um den Platz an der Sonne kämpft, scheint er alle daran zu erinnern, was für ein Kaliber er eigentlich ist. Innerhalb von drei Rennen erhöhte Hamilton sein Ranking-Punktekonto mit zwei Tagessiegen von 16 auf 84 Zähler.

Jetzt klopft Hamilton auch in der Gesamtwertung bei der Spitzengruppe an. Wie weit kann es noch gehen? Leider wiegt hier ein völlig anonymer Saisonstart schwer. Bis China hatte er es nicht einmal unter die Top-10 einer Tageswertung geschafft.

Max Verstappen bester Fahrer, aber nicht mehr makellos

Unter die besten Einzelleistungen der Saison hat es Hamilton nicht geschafft. Hier zeigt sich wiederum Verstappens Klasse. Wenn es läuft bei Red Bull, wie in Bahrain, in Japan, oder in Saudi-Arabien, dann kann Verstappen vorne auf Perfektion abzielen. Solche Rennen gelangen dieses Jahr aber nicht nur ihm. Carlos Sainz scheiterte in Australien mit einer Note von 1,07 nur um 0,01 am Ranking-Rekord. Charles Leclercs befreiender Monaco-Sieg wird genauso gewürdigt.

Dass Max Verstappen gleich drei der fünf besten Einzelleistungen hält und obendrauf an sieben der 14 Rennwochenenden das Ranking gewann, untermauert seinen Anspruch nur weiter, bester Fahrer im Feld zu sein. Er ist auch einziger Fahrer im Feld, der sechsmal von Redakteuren explizit als positiver Härtefall hervorgehoben wurde. Sonst gelang das niemandem öfter als vier Mal.

Aber mit dem Metronom Verstappen ist es vorbei. In einem schlagbaren Auto sieht auch er menschlich aus und macht Fehler, hat Ausschläge wie "normale" Fahrer. Das unterstreicht: Verstappen ist ein Ausnahmekönner. Aber wenn man 30 Sekunden vor allen anderen fährt, kann man sich die Zeit mit Perfektion vertreiben.

Wenn man aber mit vier anderen Autos um den Sieg kämpft, mag die Perfektion zwar noch immer der Anspruch sein, ist aber kaum mehr zu erreichen. Zu viele Variablen pfuschen dazwischen, und Fehler sind selbst bei den Besten unvermeidlich. Mit einem Jahres-Schnitt von 1,84 ist Verstappen (der seit Ranking-Beginn 2019 kein Jahr über einem Zweier-Schnitt beendete) aber noch immer über jeden Zweifel erhaben.

Viel schlechter sieht es 2024 bei seinem Teamkollegen Sergio Perez aus. Der tauchte aus guten Gründen in dieser Auswertung nicht auf. Morgen gibt es hier auf Motorsport-Magazin.com die Auswertung der Ranking-Lowlights. Und der (bisher) schlechteste Fahrer wird enthüllt.