Während die Formel 1 sich in ihrer zweiten sommerlichen Urlaubswoche befindet, nutzt Motorsport-Magazin.com die Gelegenheit und nimmt die bisherigen Leistungen der zehn Teams für 2024 einmal genau unter die Lupe. Diese Sommer-Fazits gibt es in den nächsten zehn Tagen nach WM-Stand. Damit macht die bisher tragische Figur des Jahres den Auftakt. Ausgerechnet das zukünftige Audi-Werksteam. Sauber.
Ziel vs. Realität:
Man hatte bei der Präsentation keine Luftsprünge angekündigt. Zwar war der Umbau recht groß, inklusive neuer Vorderrad-Aufhängung und neuem Chassis, doch Team-Repräsentant Alessandro Alunni Bravi hielt es simpel: Besser als WM-Platz neun, und merkliche Verbesserungen in jedem Bereich. Nicht unwesentlich, wo das Team schließlich ab 2026 Audi-Werksteam sein wird. Valtteri Bottas gab beim Launch unumwunden zu, dass man daran am Vorjahr gescheitert war.
Die traurige Realität von 2024: Das Scheitern ist noch deutlicher. Nach 14 Rennen hat man keinen Punkt vorzuweisen. Nur drei (S)Q3-Auftritte. Schlagzeilen machte man vor allem zu Saisonbeginn mit einer Serie an katastrophalen Boxenstopps, in Bahrain stand Bottas harte 52,44 Sekunden. Das im Winter erneuerte Equipment brauchte ein Update, das erst in Imola kam. Seither steckt das Auto im hinteren Verfolgerfeld fest und wirkt momentan wie das einzige Team, welches wirklich nur mit Glück um Punkte kämpfen könnte.
Entwicklung 2024:
Die bereits thematisierten Boxenstopps konnte Sauber immerhin lösen. Nicht aber das fundamentale Pace-Defizit. Das scheint zunehmend vielschichtig. Zu Saisonbeginn klagten die Fahrer über ein im Qualifying-Trimm unberechenbares Auto. Dieses Problem schien man mit einem Unterboden- und Frontflügel-Update bis China in den Griff zu bekommen. Das schien mit Q3-Auftritten in China zu fruchten.
Die Hoffnung war trügerisch. Es blieben die einzigen Top-10-Qualiergebnisse. Der Unterboden durchlief bereits mehrere Versionen, ab Monaco wurde schrittweise eine neue Heckflügel-Konfiguration ausgerollt, in Ungarn auch die Seitenkasten-Verkleidung komplett erneuert. Die Ergebnisse blieben trotzdem aus. Die Zeit drängt inzwischen. Nur für Bottas waren vom letzten großen Paket vor der Sommerpause genug Teile vorhanden.
Sauber 2024: Ein einziger Tiefpunkt?
Höhepunkt 2024: Sehr kurzes Gastspiel in der Q3-Sonne
Die Auswahl an guten Wochenenden ist dürftig. Nur an einem Wochenende war der Sauber ein Q3-Auto. Es gab eine sehr knappe Zeitspanne - Australien, Japan, China -, als Bottas in der Punkte-Peripherie mitkämpfen konnte. In Australien patzte das Team bei beiden Boxenstopps. In China kamen beide Autos im Sprint-Qualifying und Bottas im GP-Qualifying unter die Top-10. Auch hier hatte der Finne zumindest Chancen auf Punkte, dann ging der Motor hoch.
Tiefpunkt 2024: Planloses Monaco-Desaster
So schlecht wie in Monaco war Sauber 2024 dafür ganz klar nirgends. Die Hoffnung war da, die High-Downforce-Eigenheiten zum Kaschieren der Schwächen zu nutzen. Doch im Qualifying war das Auto völlig unbrauchbar. Um 0,452 Sekunden hechelte Bottas als 19. dem Feld hinterher. Und der letztplatzierte Zhou Guanyu hechelte Bottas um 0,516 Sekunden hinterher. Er rechtfertigte sich zwei Wochen später mit einem Chassis-Problem.
Valtteri Bottas und Zhou Guanyu: Die Ungewollten & Vertragslosen
Valtteri Bottas
WM: 21. Platz (0 Punkte)
Note im MSM-Ranking: 3,32 (15. Platz)
21. in einem 20 Fahrer großen Feld zu sein ist immer eine unschöne statistische Anomalie. Performance-technisch sei Bottas dennoch zuzugestehen, dass er von den drei Fahrern mit null Punkten (Zhou und Logan Sargeant sind die anderen) noch der bessere ist. Wie gut ist er tatsächlich? Das lässt sich mit dem lahmen C44 schwer einzuschätzen. Fest steht jedoch, dass er den Trend des letzten Herbstes fortsetzt, und Zhou im Qualifying ziemlich demoliert. Es steht 12 zu 1 für Bottas in vergleichbaren Qualifying-Sessions. Ob das reicht, um sein Cockpit zu halten (oder ein anderes zu finden) ist fraglich.
Zhou Guanyu
WM: 19. Platz (0 Punkte)
Note im MSM-Ranking: 3,97 (19. Platz)
Zhous Klagen über das Auto, genauer gesagt über das Verhalten des Autos, sind seit Wochen lauter als die von Bottas. Nicht überraschend - bei ihm ist der F1-Verbleib um einiges unsicherer. Die Leistung ist 2024 schlicht nicht da. Monaco und Kanada waren besonders brutale Durchhänger inklusive Unfälle. Danach tauschte das Team sein Chassis. Die Verbesserungen dadurch waren begrenzt. Das Highlight bleibt ein gutes Auftakt-Wochenende in Bahrain, wo er als Elfter eine Strategie gut umsetzte, die Punkte nur knapp verpasste, und schon im Qualifying nur eine Tausendstel langsamer gewesen war als Bottas. Es blieb ein Ausreißer.
Fazit und Ausblick:
Die Lage in Hinwil ist verworren. Erst mit August wurde ganz oben im Management durchrotiert, statt Andreas Seidl ist jetzt Mattia Binotto am Ruder. Audi drängt im Hintergrund, hat den werksseitigen Einstieg 2026 stets im Blick. Die dafür bei Sauber nötigen Umstrukturierungen scheinen sich als schwieriger, komplexer und tiefgreifender als erwartet herauszustellen. Das sind die Lektionen aus der ersten Hälfte von 2024. Und in Angesicht dessen scheint es unrealistisch, im Herbst schon Verbesserungen zu erwarten. Muss Binotto beim Personal gar noch einmal von vorne anfangen?
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