S wie Startaufstellung

Die Startaufstellung ist in Belgien besonders brisant. Max Verstappen war im Qualifying in wechselnden Bedingungen ohne jede Konkurrenz. Doch der Weltmeister startet nur von Platz elf. Das heißt also McLaren, die am Freitag glänzten und Red Bulls größte Konkurrenz sind, stehen auf der Pole, oder? Ebenfalls weit gefehlt! Charles Leclerc startet ganz vorne, vor Sergio Perez und Lewis Hamilton. Lando Norris folgt erst auf Position vier.

Wirklich profitieren von der Verstappen-Strafe kann McLaren damit auf den ersten Blick nicht. Doch ein Blick auf das Rennen lohnt sich. Position eins oder zwei sind in Spa nicht unbedingt optimal.

S wie Start

Denn die Positionen drei und vier können in Spa auch viele Möglichkeiten bieten. Auf der langen Kemmel-Geraden liefern sich die Piloten in der Regel ein spannendes Duell. Der auf Position eins platzierte Fahrer hat jedoch natürlich gar keinen Windschatten. Der Verfolger kann sich unter Umständen direkt daneben setzen. Das bedeutet doppelten Windschatten für den lachenden Dritten. In diesem Fall möglicherweise Lando Norris, oder auch Lewis Hamilton.

Für Max Verstappen hingegen wird es wohl eher darum gehen, zu überleben. Der Weltmeister startet mitten im Feld. Startunfälle sind in Spa, vor allem im Mittelfeld, keine Seltenheit. 2012 lässt grüßen. Ein solches Schicksal muss Verstappen unter allen Umständen vermeiden, vor allem im Blick auf die Weltmeisterschaft.

S wie Strafen-Aufholjagd

Max Verstappen hat dieses Szenario schon zum Genüge durch. 2022 gewann er von Startplatz 14. 2023 von Position 6. 2024 von Position 11? Der Red Bull ist wohl kaum so übermächtig wie noch 2022 oder 2023, auch wenn Verstappen der Konkurrenz im Qualifying sechs Zehntel aufbrummte. In den Trainings bei trockenen Bedingungen sah das anders aus.

In FP2 dominierte McLaren. Verstappen sortierte sich auf Position drei ein. Sollte es im Rennen also trocken sein (und genau das besagt die Wetterprognose Stand Samstagabend), wird Verstappen gegen die McLaren ein schweres Unterfangen vor der eigenen Brust haben. "Ein Podium können wir ins Auge fassen", so Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko. Wer da Abhilfe schaffen könnte, ist Sergio Perez.

S wie Sergio Perez

Es ist etwas ironisch. Sergio Perez schien die letzten Wochen von Pech und Fehlern verfolgt. Q1-Aus in Großbritannien, Q1-Aus in Ungarn, beide Male schmiss er sein Auto schon in der ersten Qualifying-Session weg. Das Rennen in Belgien startet er von Position zwei. Sein erster Top-3-Start seit dem Grand Prix von China. Und trotzdem hat Red Bull mal wieder nicht beide Autos im Kampf um den Sieg vorne.

Für Perez ist es ein extrem wichtiges Rennen. Möglicherweise die letzte Chance, sein Cockpit bei Red Bull zu verteidigen. Im Kampf um den Sieg könnte er eine ganz entscheidende Rolle spielen. Zum einen, klar: Im Idealfall kann er selbst gewinnen, das wäre ein Riesen-Schritt in Richtung zweiter Saisonhälfte bei Red Bull. Aber zum anderen könnte er auch für Max Verstappen eine wichtige Rolle spielen. Denn Perez startet vor beiden McLaren. Kann er sie hinter sich halten und einbremsen, eröffnet das Max Verstappen möglicherweise ganz neue Möglichkeiten.

S wie Star-Gäste Charles Leclerc und Lewis Hamilton

Dass Red Bull und McLaren um die Pole kämpfen würden, war den meisten bewusst. Lewis Hamilton und Charles Leclerc erwarteten hingegen nur wenige. Dabei hat das zumindest im Fall Ferrari fast schon Tradition. Startplatz-Strafe Verstappen bedeutet auch Ferrari-Pole. Das war in Spa 2022 so (Carlos Sainz) und auch 2023 (Charles Leclerc). Das Ergebnis: Beide Rennen gewann Max Verstappen.

Eine Neuauflage dessen will Charles Leclerc verhindern. Die Frage ist nur, ob er dafür das passende Werkzeug parat hat. Im Longrun hinkte Ferrari hinter McLaren und Red Bull hinterher. Selbiges gilt übrigens für Mercedes und Lewis Hamilton, die mit Position drei möglicherweise die beste Startposition im Feld innehaben, dafür aber am Freitag im Trockenen weniger Konkurrenzfähig wirkten. Störenfriede sind die beiden für die Favoriten aber allemal.

S wie Strategie

Und dann wäre da natürlich noch die Strategie. Sollte es trocken bleiben (in Spa bleibt immer ein gewisser Restzweifel), dürften die meisten Piloten eine Zwei-Stopp-Strategie wählen. Im Vergleich zum letzten Jahr konnten sie dieses Jahr immerhin in FP2 einige Erfahrungswerte sammeln. Die waren auch nötig, immerhin wurde die Strecke mit einem neuen Belag ausgestattet.

Max Verstappen hat damit gleich zwei Möglichkeiten, um entweder mit einen langen Overcut, oder auch einem frühen Undercut, Boden gutzumachen. "Im Vergleich zu 2023 hat der neue Streckenbelag die Balance in Richtung einer Zwei-Stopp-Strategie verschoben", so Pirelli-Motorsportchef Mario Isola.

S wie Sieger

Nun, wer geht denn nun als Favorit ins Rennen? Auf den ersten Blick dürften das die McLaren sein. Die Papayas zeigten in trockenen Bedingungen und mit viel Sprit eine sehr gute Performance – und starten einige Plätze vor Max Verstappen. Der dürfte wohl auf ein für ihn günstiges Safety-Car hoffen.

Das würde Verstappen nach vorne spülen, im Idealfall direkt hinter oder vor einen der beiden McLaren. Ob die Rennpace dann gut genug ist, um Norris oder Piastri zu attackieren, das bleibt noch abzuwarten. Doch auch Charles Leclerc, Sergio Perez und Lewis Hamilton hoffen. Ob die Pace von Ferrari und Mercedes gut genug ist, um auf Dauer gegen Red Bull und McLaren zu bestehen, ist jedoch fraglich. Doch klein beigeben werden sie definitiv nicht.