Charles Leclerc startet beim Belgien-GP auf Pole - mal wieder. Der Ferrari-Pilot steht 2024 schon zum dritten Mal in Spa auf Startplatz eins. Wie schon in der Vorsaison profitiert Leclerc dabei von einer Strafversetzung von Max Verstappen, der das Formel-1-Qualifying heute dominierte. Aber auch Platz zwei ist für Leclerc eine Überraschung: "Die Runde war sauber, aber sie fühle sich nicht nach Platz zwei an. Vielleicht haben die anderen am Ende mehr riskiert und Fehler gemacht."

"Ich hatte heute ohne Regen maximal mit Platz fünf gerechnet", gesteht der Monegasse. Denn Red Bull und McLaren fuhren eigentlich einmal mehr in einer eigenen Liga. Doch die regnerischen Verhältnisse halfen Ferrari. Und trotzdem war Platz zwei - mit satten sechs Zehntelsekunden Rückstand - eine Überraschung.

Q1 und Q2 beendete Leclerc jeweils auf Platz sechs. Nach dem ersten Versuch in Q3 lag er noch auf Rang acht. Erst auf der letzten Runde machte es bei ihm Klick. Wohl auch dank der Ferrari-Strategie. Nur Verstappen hatte für das letzte Qualifying-Segment noch zwei frische Sätze Intermediates auf Lager. Die meisten Piloten hatten für zwei Q3-Versuche nur einen Satz, Sergio Perez, Esteban Ocon und Fernando Alonso sogar gar keinen.

Ferrari-Strategie bringt Leclerc Spa-Pole

Während McLaren und Mercedes gleich zu Beginn von Q3 frische Inters aufzogen und anschließend das gesamte Segment darauf fuhren, wählte Ferrari eine andere Strategie. Charles Leclerc und Carlos Sainz fuhren zunächst auf gebrauchten Intermediates raus. Erst am Ende zogen beide die frischen Reifen auf.

"Am Ende hat es aber wieder etwas stärker geregnet", berichtet Leclerc. Trotzdem ging die Strategie auf: Während sich die meisten Piloten gar nicht oder nur minimal verbesserten, legte Leclerc satte sieben Zehntelsekunden zu. Damit war er elf Tausendstel schneller als Perez.

Was Leclerc ebenfalls half: Die Outlap. "Wir haben sie über das Qualifying hinweg optimiert, um die Reifen ins richtige Fenster zu bekommen", verrät er. Während die Konkurrenz lange am Boxenausgang auf die Freigabe der Session wartete und dabei die Reifentemperatur sank, konnte Leclerc nach dem Reifenwechsel in Q3 mit frisch aus den Heizdecken kommenden Pneus auf die Outlap gehen.

Neben perfekt vorbereiteten Reifen hatte Leclerc auf seiner schnellsten Runde auch kaum Benzin an Bord. Mercedes und McLaren mussten zu Beginn von Q3 mehr Benzin einfüllen, weil kein Zwischenstopp in der Box anstand. Im Regen ist der Gewichtsfaktor zwar nicht so entscheidend, zwischen Lewis Hamilton auf Rang vier und Charles Leclerc auf Rang zwei lag aber weniger als eine Zehntelsekunde.

Qualifying Top-3: Charles Leclerc (P2, Ferrari) und die beiden Red Bull-Piloten Max Verstappen (P1) und Sergio Perez (P3)
Leclerc: Zweiter in der Tabelle, Erster in der Startaufstellung, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Im Rennen kann der Ferrari-Pilot nicht mehr auf derlei Vorteile zählen. "Das wird morgen ein schwieriges Rennen für uns", fürchtet er. "Ich habe eine gute Startposition, aber auf dieser Strecke kann man gut überholen, du brauchst also Pace. Eine magische Lösung habe ich für das Rennen nicht."

Sainz rätselt über schwaches Qualifying-Finale

Schon im vergangenen Jahr war Leclerc von Pole Position aus im Rennen chancenlos. Mehr als 30 Sekunden fehlten ihm auf Sieger Max Verstappen, der von Platz sechs aus ins Rennen gegangen war. Kurios: 2022 war es Carlos Sainz im Ferrari, der durch eine Verstappen-Strafe die Pole erbte. Auch Sainz musste sich im Rennen mit fast einer halben Minute Rückstand mit Platz drei begnügen.

Ferrari-Fahrer Carlos Sainz Jr.
Carlos Sainz beendete Q3 schwach, Foto: LAT Images

Mit Platz drei wäre Sainz 2024 zufrieden. Der Ferrari-Pilot war in Q1 und Q2 schneller als sein Teamkollege und führte auch nach dem ersten Q3-Versuch die teaminterne Wertung an. Auch er hatte für das Ende noch einen frischen Satz Intermediates aufgehoben. Doch bei ihm reichte es nur für Platz acht und damit Startplatz sieben.

"Ich habe mich das gesamte Qualifying über sehr wohl gefühlt und war stark, nur auf dem letzten frischen Satz hatte ich Probleme mit dem Aufwärmen und mit dem Grip", ärgerte sich Sainz. Eine große Aufholjagd erwartet er im Rennen nicht: "Wir haben Autos vor uns, die schneller sind oder die gleiche Pace haben. Würden wir vor ihnen starten, hätten wir eine gute Chance aufs Podium oder sogar auf den Sieg. Von Platz sieben sind wir aber diejenigen, die sich zurückkämpfen müssen. Das wird nicht einfach."